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«Schlüter sieht's»: Was kann Pocher?

Am Freitag startet Oliver Pochers neue Late-Night. Wie stehen die Chancen auf Erfolg?

Mit einem wirklichen Erfolg von Anfang an rechnet selbst Oliver Pocher nicht, dessen neue Show am Freitag um 22.15 Uhr in Sat.1 startet und damit eine neue Ära in der Karriere des Entertainers einläutet. Er sagt, dass er mit Marktanteilen auf dem aktuellen Sat.1-Senderschnitt zunächst zufrieden wäre. Aber schon dies ist eine schwere Aufgabe.

Rückblick: Noch vor einem Jahr witzelte Pocher in der ARD gemeinsam mit Harald Schmidt; wirkte allerdings in den meisten Sendungen nur wie ein unfähiger Adjutant an Seiten des großen Lehrmeisters. Es dürfte daher er selbst gewesen sein, der die Zusammenarbeit mit Late-Night-Ikone Schmidt und der ARD beendet hat, um selbst wieder durchzustarten.

Ob die Kooperation der beiden letztlich genützt hat, ist fraglich. Jedenfalls geht Pocher nicht zwangsweise gestärkt aus zwei Jahren «Schmidt & Pocher» hervor. Im Gegenteil hielten viele seine Rolle in der Show für schlecht, selbst Schmidt stocherte hin und wieder gegen den jungen Kollegen, womit das Duo nie als harmonierend empfunden werden konnte. Auch Pocher räumt dies im Nachhinein ein, wenn er über Presse und Medien spricht, die folgenden Eindruck erwecken ließen: „Ich habe die Sendung kaputt gemacht und Harald war der Gute“.

Dass Schmidt und Pocher nie wirkliche Freunde wurden, merkte man nicht nur in der nicht funktionierenden Show, sondern auch abseits des Spielgeschehens, als die Moderatoren die Zusammenarbeit immer als eine Art Zweckgemeinschaft bezeichneten. Mittlerweile sagt Pocher, dass er Schmidt in seiner Sendung noch nicht einmal mehr als Gast einladen will – um sich die Quote nicht kaputt zu machen.

Ein schmaler Grat, auf dem Pocher wandert. Denn die Quote könnte dem einstigen Großtalent der Comedy-Branche zum Verhängnis werden. Schon die Zahlen der letzten «Rent a Pocher»-Shows auf ProSieben – jener Sendung, die Pocher endgültig zum bekannten TV-Star werden ließ – waren nicht mehr besonders gut. Das hat sich zusammen mit Schmidt in der ARD nicht geändert – im Gegenteil: Mit nur 8,9 Prozent Marktanteil lag die Show in ihrer zweiten Staffel deutlich unter dem Senderschnitt. Die Aufgabe Oliver Pochers, die jungen Zuschauer ins Erste zu locken, ist ebenso gescheitert: Mit nur durchschnittlich 7,9 Prozent lag dieser Wert noch unter den Marktanteilen beim Gesamtpublikum.

Von einem Erfolg der neuen «Oliver Pocher Show» ist daher umso weniger auszugehen. Besonders dann nicht, wenn man bedenkt, dass allgemein der Sat.1-Freitag unter akuter Quotenschwäche leidet und der am wenigsten erfolgreiche Sendetag ist. Und mit «Yes we can dance» hat man im Vorprogramm aktuell noch eine Show, die desaströse Werte einfährt. Ob Pocher den Sat.1-Freitag retten kann? Wahrscheinlich nicht, zumindest nicht kurzfristig. Generell ist es für Late-Night-Shows schwierig, sich am Freitag zu etablieren – schon viele vor Pocher sind an diesem Tag gescheitert.

Es wird nun darauf ankommen, mit einem spannenden Konzept und wirklich gutem Humor in Pocher-Manier aus den frühen Tagen die Zuschauer zu Sat.1 zu locken. Ob dies gelingt, hängt nicht zuletzt davon ab, wie viel Pocher bei Schmidt wirklich mitgenommen hat. Denn letzterer bleibt weiterhin der einzige im deutschen Fernsehen, der Late-Night zumindest für einige Jahre mit guten Quoten in der werberelevanten Zielgruppe machte. Eine Herkules-Aufgabe für Pocher, die aus Branchensicht nur mit Skepsis beobachtet werden kann.

Jan Schlüters Branchenkommentar beleuchtet das TV-Business von einer etwas anderen Seite und gibt neue Denkanstöße, um die Fernsehwelt ein wenig klarer zu sehen. Eine neue Ausgabe gibt es jeden Donnerstag nur auf Quotenmeter.de.

01.10.2009 00:00 Uhr Kurz-URL: qmde.de/37575
Jan Schlüter

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Schlüter siehts

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