Die Rollen waren in der Primetime klar verteilt: Hier waren es vor allem die großen Privatsender, die punkten konnten. ARD und ZDF verloren im Laufe des Wahlabends deutlich an Boden.
Der Wahlkampf war wenig spannend und auch der Wahlabend bot nach Bekanntwerden des Ergebnisses nur noch wenige Überraschungen. Da verwundert es nicht, dass auch das Interesse an der traditionellen
«Berliner Runde» längst nicht so groß war wie vor vier Jahren, als noch mehr als 13 Millionen Zuschauer den kuriosen Auftritt des damaligen Kanzlers Schröder miterlebt haben.
Diesmal sahen nicht mal neun Millionen Menschen zu, von denen die meisten im Ersten dabei waren. 5,77 Millionen Zuschauer erreichte die Elefantenrunde mit den Spitzenkandidaten der im Bundestag vertretenen Parteien. Der Marktanteil lag bei 16,9 Prozent. Enttäuschend verlief der Abend für das ZDF, das mit nur 2,87 Millionen Zuschauern und 8,4 Prozent bei der «Berliner Runde» chancenlos blieb und auch bei den Jungen mit nur 5,5 Prozent versagte.
Immerhin: Hier schlug sich Das Erste mit 1,87 Millionen jungen Zuschauern und 12,5 Prozent recht wacker – mit gewöhnlichen «Tatort»-Sonntagen konnte man aber nicht mithalten. Zur anschließenden
«Lindenstraße» schalteten schließlich nur noch 7,2 Prozent der Jungen ein, während es auch insgesamt mit 3,03 Millionen Zuschauern und 9,1 Prozent nicht gerade gut lief, doch auch das ZDF hatte zu diesem Zeitpunkt mit einstelligen Werten zu kämpfen. Überraschend: Selbst
«Anne Will» konnte am Wahlabend nicht punkten und hatte wohl unter dem fehlenden «Tatort» zu leiden. Letztlich lief es mit 2,59 Millionen Zuschauern und 10,2 Prozent Marktanteil so schlecht wie schon lange nicht mehr.
Letztlich waren es die Privatsender, die am Sonntagabend den Geschmack des Publikums am ehesten trafen – vor allem die Jüngeren schalteten ein. Die meisten davon entschieden sich für die nunmehr dritte Ausstrahlung des RTL-Films
«Mr. & Mrs. Smith», der mit 3,34 Millionen Werberelevanten sowie einem Marktanteil von 22,8 Prozent sogar die «Tagesschau» ausstach und sich den Tagessieg holte. Gut sah es aber auch insgesamt aus, wo 4,83 Millionen Zuschauer und ein Marktanteil von 15,1 Prozent eingefahren werden konnten. Sat.1 – am Vorabend mit der Wahl nur enttäuschender Vierter – schaffte mit
«Navy CIS» eine Reichweite von 4,24 Millionen Zuschauern und kam holte danach mit
«Criminal Minds» noch 3,75 Millionen.
In der Zielgruppe verzeichneten beide Serien Marktanteile von 16,6 und 15,1 Prozent – mit bewährtem Programm funktionierte es für Sat.1 damit auch am Wahl-Tag. ProSieben gewann jedoch das Familien-Duell und erreichte mit
«Star Wars – Episode III: Die Rache der Sith» sogar 18,7 Prozent der Werberelevanten. Insgesamt schalteten hier noch 3,36 Millionen Menschen ein. Ein Beweis dafür, dass das Interesse an der großen Politik selbst am Abend der Bundestagswahl nur bis zu einem bestimmten Zeitpunkt vorhanden war und von den Sendern entsprechend früh gestillt werden konnte.
© AGF in Zusammenarbeit mit der GfK/TV Scope/media control. Zuschauer ab 3 Jahren und 14-49 Jahre (Vorläufige Daten), BRD gesamt/ Fernsehpanel D+EU Millionen und Marktanteile in %.