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«Schlüter sieht's»: Harper vs. House

Der neue ProSieben-Dienstag war ein Erfolg, doch leider wurde «Granaten wie wir» zum Rohrkrepierer.

Wer hätte gedacht, dass eine Sitcom dem Zielgruppen-König Gregory House einmal Marktanteile stehlen könnte? So geschehen ist es am vergangenen Dienstag, als ProSieben eine neue Staffel der US-Serie «Two and a Half Men» direkt gegen «Dr. House» antreten ließ und einen großen Erfolg verbuchen konnte. Zwar erreichten die beiden Folgen der Sitcom mit 12,8 und 12,7 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen nur leicht überdurchschnittliche Werte, aber angesichts der großen Konkurrenz kann ProSieben mehr als zufrieden sein. Denn schließlich war «Dr. House» auch im vergangenen Jahr das erfolgreichste Zielgruppen-Programm im deutschen Fernsehen – vor «Wetten, dass..?».

Die Brüder Charlie und Alan Harper, Hauptfiguren aus «Two and a Half Men», könnten also den König vom Thron stürzen, wenn die Quoten konstant bleiben. Denn am Dienstag erreichte eine neue Episode von «Dr. House» weniger als 25 Prozent Marktanteil. Diese Werte sind zwar immer noch hervorragend, aber deutlich von der 30-Prozent-Marke entfernt, die in den vergangenen Staffeln durchschnittlich erreicht wurden und den sarkastischen Arzt zum Maß aller Quoten im Privatfernsehen machten. Auch eine neue Staffel der «Simpsons» konnte um 20.15 Uhr vor dem großen Duell Harper vs. House überzeugen; die gelbe Familie erreichte sogar mehr als 15 Prozent Marktanteil.

Gute Voraussetzungen also für «Granaten wie wir», das um 22.15 Uhr startete. Die neue Comedy-Show mit Parodie-Papst Max Giermann galt im Vorfeld als ein Hoffnungsträger der Comedy-Branche, doch die Premiere erreichte nur weniger als zehn Prozent Marktanteil. Leider war dies nicht die einzige Enttäschung, denn nicht nur quotentechnisch, sondern auch inhaltlich war die Sendung keine Granate, sondern eher ein Rohrkrepierer: Das Konzept, eine der Parodiefiguren von Giermann aus «Switch Reloaded» jeweils eine Show moderieren zu lassen – in der Premierenfolge war dies Sternekoch Johann Lafer – hat wie befürchtet nicht funktioniert, denn Lafer-, Balder- oder Rach-Parodien sind in einem Zwei-Minuten-Sketch lustig, überreizen sich aber offensichtlich in einer einstündigen Show unglaublich schnell.

Ruiniert wurde die Premierenfolge durch peinliche, aufgesetzt wirkende Spiele und einen Live-Sketch, den selbst der echte Johann Lafer nicht schlechter hätte präsentieren können. Die Show wirkte insgesamt wie ein mies geplanter Kindergeburtstag. Und bei einer solchen Party ist auch die Kinderdisco nicht weit – deswegen begrüßte Giermann-Lafer Detlef D! Soost und die Backstreet Boys. Gäste, die keine schlechte Party retten können. Einzig lustig war der Einspieler «Was wäre, wenn…», in der Giermanns Stefan-Raab-Parodie in verschiedenen biblischen Szenen beispielsweise als Jesus am Kreuz dargestellt wurde. Diese Rubrik hätte aber in jeder anderen Sketch-Show auch funktioniert. Dies lässt uns Zuschauern jedoch zumindest die Hoffnung, dass die «Granaten»-Show mit Raab als Moderator ein Highlight wird. Und sonst warten wir einfach auf den 3. November, wenn auf dem Sendeplatz um 22.15 Uhr der wahre König des deutschen Fernsehens zurückkehrt: Papa Bernd in «Stromberg».

Jan Schlüters Branchenkommentar beleuchtet das TV-Business von einer etwas anderen Seite und gibt neue Denkanstöße, um die Fernsehwelt ein wenig klarer zu sehen. Eine neue Ausgabe gibt es jeden Donnerstag nur auf Quotenmeter.de.

17.09.2009 00:00 Uhr Kurz-URL: qmde.de/37308
Jan Schlüter

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Schlüter siehts

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