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Die Kritiker: «Butter bei die Fische»

Story
Petra Koslowski und Inge leben im Ruhrpott und lesen die Anzeige im lokalen Käseblatt. Inge überredet Freundin Stefanie und Tochter Helena mit Enkelin Klara die Reise in den Norden anzutreten, und sich die Männer mal anzusehen. Petra, die gerade ihren Job als Gabelstaplerfahrerin verloren hat, bietet sich an, die Frauen nach Toestrup zu fahren - sie kann im Moment jeden Euro gebrauchen.

Die Männer sind ziemlich unvorbereitet auf den Besuch, als die Frauen mit ihrem Bus auftauchen. Der Pastor quartiert sie in die Gaststätte von Knud ein, die allerdings schon seit Jahren keine Gäste mehr gesehen hat. Petra und ihr Anhang merken schnell: Hier fehlt die berühmte weibliche Hand - und zwar an allen Ecken und Enden! Kein Wunder, Knud schraubt lieber jede freie Sekunde an seinen Motorrädern. Helena ist völlig überrascht und merkt erst jetzt, was gespielt wird. Ihre Mutter hatte ihr lediglich gesagt, sie würden Urlaub machen. Von Verkuppelung war nicht die Rede, und so ist der erste Streit vorprogrammiert.

Petra zieht in das letzte freie Zimmer im Pastorat. Eigentlich könnte sie auch wieder nach Hause fahren, wäre da nicht die Provision, die sie unbedingt ausgezahlt bekommen möchte. Aber Pastor Hans-Uwe zahlt erst bei erfolgreicher Vermittlung, außerdem hat er ganz eigene Probleme: Das marode Kirchengebäude steht wegen Baufälligkeit kurz vor der Schließung, und der Pastor benötigt jeden Cent für die Renovierung.

Die Dorfbewohner gehen auf die Barrikaden: Auch wenn die Kirche sonntags weitgehend leer ist - ein Abriss ist für sie trotzdem unvorstellbar. Hier kommt ihnen Petras Pragmatismus zu Gute: Petra, die in ihrem Leben nie um eine gute Idee verlegen war, fordert von der Gemeinde mehr Engagement. Schließlich sind alle bereit, bei einem Gemeindefest mitzuwirken, um Geld für die Sanierung zusammen zu bekommen. Derweil bahnen sich zwischen Helena und Fiedje und Stefanie und Heinrich zarte Bande an. Und auch der Pastor und die Lebenskünstlerin finden aneinander mehr, als sie sich eingestehen möchten...

Darsteller
Ulrike Kriener («Am Ende des Tunnels») ist Petra Koslowski
Peter Heinrich Brix («Großstadtrevier») ist Hans-Uwe Petersen
Gerburg Jahnke («Der Tod ist kein Beinbruch») ist Inge
Jan Peter Heyne («Tatort») ist Knud
Rike Schmid («Liebe ist Verhandlungssache») ist Helena
Jens Münchow («Du gehörst mir») ist Fiedje
Elena Uhlig («Plötzlich Onkel») ist Stefanie
Bjarne Mädel («Stromberg») ist Heinrich
Luisa Helmer ist Klara
Renate Delfs («Adelheid und ihre Mörder») ist Tante Borste
Oliver Wnuk («Stromberg») ist Mikis
Irmgard Jedamzik («Der Novembermann») ist Renate Wolters
Sven Pippig («Pepperminta») ist Rudi
Uwe Rohde («Der verlorene Sohn») ist Klaus Kröse

Kritik
In Zeiten, in denen Kuppel- und Singleshows im deutschen Fernsehen allgegenwärtig erscheinen, wagt sich das ZDF an eine Verfilmung, die auf den ersten Blick geradezu an die erfolgreiche RTL-Show «Bauer sucht Frau» erinnert. Doch statt eine 1:1-Umsetzung des Flirt- und Datingformates in einen Spielfilm zu vollziehen, schaffen es Regisseur Lars Jessen («Die Schimmelreiter», «Dorfpunks») und Drehbuchautor Georg Weber («Am Ende des Tunnels»), eine charmante und humorvolle Hommage an die norddeutsche Provinz und ihre Bewohner zu kreieren. Liebevoll und augenzwinkernd wird mit den vermeintlichen Klischees aus Norddeutschland gespielt und zu lebensnahen Episoden aus dem Leben der Protagonisten zusammengefügt.

Gedreht wurde im schleswig-holsteinischen Angeln, genauer gesagt im idyllischen Dorf Toestrup in der Nähe von Kappeln. Dort findet sich dann auch die markante Feldsteinkirche St. Johannes, die eine nicht unwesentliche Rolle in der Verfilmung spielt. Neben der Originalkulisse und dem Regisseur Jessen, der sich schon zuvor an Verfilmungen mit schleswig-holsteiner Regionalkolorit wagte, sind es dann auch die Hauptdarsteller, die den Unterschied ausmachen. Zuvorderst ist hier Peter Heinrich Brix als Pastor Petersen zu nennen. Er selbst stammt aus der Region und verkörpert seine Figur mit einer pointierten Art, wie sie nicht besser hätte sein können. Aber auch Bjarne Mädel als Bauer Heinrich liefert nach seinen Rollen in «Stromberg» oder «Der kleine Mann» wieder eine Glanzleistung ab. Zudem kann auch Ulrike Kriener als taffe Petra Koslowski überzeugen.

Insgesamt also eine überaus gelungene Verfilmung, die trotz ihres eventuell etwas abgenutzten Themas, mit überzeugenden Darstellern und köstlichen Situationen ungemein unterhält. Tragisch nur, das die Realität den Film mittlerweile eingeholt hat und die Dorfbewohner in Toestrup vor dem gleichen Problem stehen, wie die Filmhelden: das Dach der Feldsteinkirche ist marode und die Gemeinde muss nun auch auf kreative Maßnahmen und Spendenaufrufe zurückgreifen, um die Kosten zu decken.

Das ZDF zeigt «Butter bei die Fische» am Montag, den 14. September 2009, um 20.15 Uhr als Fernsehfilm der Woche.
13.09.2009 11:26 Uhr Kurz-URL: qmde.de/37227
Torben Gebhardt

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Butter bei die Fische

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