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Die Kritiker: «Tod aus der Tiefe»

Story
Auf einer kurz vor dem Verkauf stehenden Bohrinsel mitten in der Nordsee kommt es zu einem Zwischenfall, den die ehrgeizige Managerin der Ölfirma um jeden Preis vertuschen muss. Kurz darauf werden im Krankenhaus eines nahegelegenen Seebades zahlreiche Badegäste mit mysteriösen Symptomen eingeliefert. Als es den ersten Todesfall gibt, wird Peter Kranz vom Umweltministerium eingeschaltet. Zusammen mit der Krankenhausärztin Eva Meinert, deren Tochter seit dem Bad in der Nordsee vermisst wird, und dem Meeresbiologen Finn findet Peter heraus, dass sich epidemieartig verbreitende Mikroorganismen für die bedrohlich wachsenden Krankheits- und Todesfälle verantwortlich sind.

Die Spur führt die drei zur havarierten Bohrinsel, wo sie Zeugen eines beängstigenden Naturschauspiels werden. Ihre grausame Entdeckung: Bisher unbekannte Killer-Einzeller verursachen die Krankheit...

Darsteller
Lavinia Wilson («Allein») ist Eva Meinert
Hubertus Grimm («Julia – Wege zum Glück») ist Peter Kranz
Fahri Ogün Yardim («Mogadischu») ist Finn
Katja Weitzenböck («Einmal Toskana und zurück») ist Britta Schneider
Xaver Hutter («Entscheidung in den Wolken») ist Bernd Meinert
Sieruan Casey ist Sergej
Johanna Dürolf («Stubbe: Von Fall zu Fall - Im toten Winkel») ist Lisa
Wolfgang Raach («Open Water 2») ist Viktor
Thomas Limpinsel («Schutzlos») ist Holger Schneider

Kritik
Killer-Einzeller raffen die Küstenbewohner an der deutschen Nordseeküste dahin. Klingt wenig innovativ, ja sogar recht abgedroschen. Dennoch beschreibt dieser Kernsatz so ziemlich alles, was es mit dem Inhalt der neuesten ProSieben-Produktion «Tod aus der Tiefe» für den neu geschaffenen «Thrill Time»-Montag auf sich hat. Um diesen Plot mit Leben zu füllen, greift sich «Open Water 2»-Regisseur Hans Horn dann auch alles an maritimen Filmvorbildern, die Hollywood zu bieten hatte. Allen voran wird kräftig bei James Camerons Oscar® prämiertem Film «The Abyss» abgekupfert. Vor allem die Optik und der Ablauf der Unterwasserszenen wurden deutlich von dem 1989er Blockbuster inspiriert. Aber auch Motive aus Frank Schätzings Megaseller «Der Schwarm», welcher derzeit ebenfalls fürs Kino umgesetzt wird, sind unverkennbar.

Und so ist es dann auch die Optik, die bei «Tod aus der Tiefe» zu großen Teilen wirklich überzeugen kann. Aufwendige Bauten, tolle Kameraführung, gute Actionsequenzen und - für eine deutsche Produktion - beachtliche Spezialeffekte lassen an dieser Stelle kaum etwas zum Bemängeln übrig. Storytechnisch bleibt hingegen einiges im Argen. Zum Einen kommt da die mit 120 Minuten viel zu ausgedehnte Sendedauer zum Tragen. Nach furioser und schnell geschnittener erster Stunde bekommt es der Zuschauer nämlich in der zweiten Filmhälfte mit einer bedächtigen, ja fast meditativen Grundstimmung zu tun. Zudem wechseln mit den U-Boot-Szenen auch fast der gesamte Inhalt und die Erzählweise der Produktion. Mit strafferem Konzept und flotterer Erzählweise wäre hier sicherlich mehr drin gewesen.

Auch das Drehbuch aus der Feder von Günter Knarr und Philipp Weinges hat so manches Manko, an dem sich die Meinungen der Zuschauer sicherlich scheiden werden. Da wäre zum Beispiel die Figur des Meeresbiologen Finn, welche eingangs als unkonventioneller Dauerkiffer und völlig schmerzfreier Zeitgenosse eingeführt wird. Zum Ende hin mutiert er dann plötzlich – nach zwischenzeitlichem Aussetzer - zum vermeintlich selbstlosen Retter der Welt. Auch die zweite männlichen Hauptfigur, die des an Zwangsneurosen leidenden Mitarbeiters des Umweltbundesamtes, Hubertus Grimm, ist nichts weiter als eine schematisch abgesteckte Figur im Personeneinmaleins. So ergibt sich also die Gleichung, die in vielen nationalen und internationalen Produktionen als Dauerlösung dient: eine Frau steht zwischen zwei um sie konkurrierende Männer und nur einer wird am Ende als Sieger vom Platz gehen. Knarr und Weinges nutzen die beiden Herren dann aber auch, die Handlung auf dem Bildschirm mit komödiantischen Einlagen aufzulockern. Von der Qualität des Humors merkt man dann aber auch schnell, dass die beiden Herren sich für so „herausragende“ Produktionen, wie «Crazy Race 1&2» sowie die «Erkan und Stefan»-Filme verantwortlich zeigen.

Trotz aller Ungereimtheiten und Schwächen wissen die Schauspieler für ihren Part aber durchaus zu überzeugen. Abgesehen von den ausgetretenen Pfaden der oben erwähnten Klischees und dünnen Drehbuchseiten, tragen Lavinia Wilson, Hubertus Grimm und Fahri Ogün Yardim mit ihrem Spiel den Hauptteil Geschichte und machen - über die gesamte Dauer gesehen – das kurzweilige Filmvergnügen erst erträglich. Angenehm ist es auch, mal wieder unverbrauchte Gesichter des deutschen Films kennenzulernen. Hier dürften die Kreativen und Entscheidungsträger beim Film ruhig häufiger mal Mut beweisen.

Zusammengefasst bietet der Film «Tod aus der Tiefe» nicht wirklich viel Neues. Es wird hemmungslos bei großen Vorbildern abgekupfert und mit ein wenig seichtem Humor angereichert. Die Dialoge sind zum Teil sehr platt geraten, die Idee der Killer-Einzeller wirkt zudem arg konstruiert, so dass man einen gewissen Trash-Faktor nicht ganz außer acht lassen kann. Wer das äußerst sehenswerte Original von 1989 noch nicht kennt, mag sich vielleicht gut unterhalten fühlen, allen anderen sei an dieser Stelle empfohlen, Kopf und Verstand einfach mal auf Durchzug zu stellen.

ProSieben zeigt den Film «Tod aus der Tiefe» Montag, den 07. September 2009 um 20:15 Uhr in seiner Reihe «Thrill Time»
05.09.2009 09:13 Uhr Kurz-URL: qmde.de/37098
Torben Gebhardt

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Tod aus der Tiefe

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