als Wähler fühlt man sich momentan von Ihnen fast schon vernachlässigt, denn von Wahlkampfendspurt ist gut einen Monat vor dem Urnengang noch so gut wie nichts zu spüren. Da wird Ulla Schmidts Dienstwagen größere Priorität zugerechnet als die Zukunft unseres Landes – immerhin springen die Medien gerne auf den Entrüstungszug auf und sprechen in Talkshows über Moral, Gerechtigkeit und Spanienurlaube.
Probleme werden dadurch nicht gelöst – auch nicht durch das TV-Duell, das in wenigen Wochen wieder gut 20 Millionen Zuschauer vor den Fernseher locken und damit wohl auch eines der wenigen Leuchtturm-Formate de diesjährigen Wahlkampfs sein dürfte. Ansonsten scheinen Sie, liebe Wahlkämpfer, die Streitkultur beinahe schon verlernt zu haben. In den televisionären Ersatzparlamenten ist schließlich meist nicht mehr von Ihnen zu hören als auswendig gelernte Sprüche, die oft so oberflächlich sind, dass sie selbst für das Poesie-Album eines Grundschülern noch zu schade wären.
Man kann nur hoffen, dass endlich wieder sachlich über Themen gesprochen wird und nicht über kleinkarierte parteitaktische Logiken, die niemand wirklich nachvollziehen kann. Lasst uns streiten, lasst uns kämpfen – aber schlaft so kurz vor der Wahl nicht ein. Den Polittalks kann man da eigentlich noch den geringsten Vorwurf machen, denn sie können letztlich nur so gut sein wie es ihre Gäste sind. Und diesbezüglich können Sie, liebe Wahlkämpfer, noch viel lernen.
Herzlichst
Alexander Krei
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