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Die Kritiker: «Der Überfall – Deutschlands Krieg gegen Polen»

Torben Gebhardt sah die Dokumentation, die Deutschlands Krieg gegen Polen noch einmal aufzeigt.

Story
Am 1. September 1939 überfielen deutsche Truppen Polen; 36 Tage sollten die Kämpfe dauern. Oft wird dieser Überfall als der Beginn des Zweiten Weltkriegs nur am Rande erwähnt. Im Zentrum der Dokumentation stehen dabei nicht Militärgeschichte, Strategien oder Analysen, sondern das Erleben der Menschen auf beiden Seiten, Soldaten und Zivilisten.

Ein in jeder Hinsicht bewegender Film, denn die Erinnerungen könnten nicht unterschiedlicher sein: größtes Leid auf der einen Seite, Gleichgültigkeit oder aber Siegesfreude auf der anderen. Zwei Thesen verfolgt die Dokumentation: Sie zeigt, dass schon dieser Krieg gegen Polen ein planmäßiger Vernichtungskrieg war, der von Anfang an gegen die gesamte Bevölkerung gerichtet war, bei dem auch Zivilisten von Wehrmachtssoldaten gezielt getötet wurden. Und sie zeigt, dass Polen von seinen Verbündeten Frankreich und Großbritannien im Stich gelassen wurde. Authentizität steht im Vordergrund; auf nachgespielte Szenen wird verzichtet. Wissenschaftlich unterstützt wurde die Arbeit an der Dokumentation von Dr. Jochen Böhler, Historiker am Deutschen Historischen Institut in Warschau und Autor des Begleitbuchs zum Film.

Kritik
«Der Überfall – Deutschlands Krieg gegen Polen» beschreibt einen der schwärzesten Tage der deutschen Geschichte, den Einmarsch deutscher Truppen in Polen am 01. September 1939. Der Film von Knut Weinrich nimmt somit den 70. Jahrestag zum Anlass für eine ausführliche und neutrale Aufarbeitung des damaligen Geschehens. Bisher wurde dieses Datum aus deutscher Sicht eher am Rande des gewaltigen Kriegsgeschehens betrachtet, aber gerade für die polnische Bevölkerung haben diese Ereignisse auch heute noch enorme Bedeutung und werden überall im Land mit Gedenkfeiern bedacht.

Die Charakterisierung der Ereignisse erfolgt chronologisch und, soweit das überhaupt möglich ist - neutral, d.h. Zeitzeugen beider Seiten kommen zu Wort und schildern ihre grausamen Erlebnisse in ergreifenden und zum Teil sehr detaillierten Interviewszenen. Hier wird dann auch deutlich, wie unterschiedlich die Erinnerungen an die damalige Zeit sind bzw. wie unterschiedlich die damalige Auffassung und Bewertung der Ereignisse wohl stattgefunden haben mag. Und das bis in die heutige Zeit hinein. Eingebettet werden die Interviewszenen dann in Originalaufnahmen aus dem Zweiten Weltkrieg sowie neu hinzugefügte, aktuelle Aufnahmen aus den Regionen. Auf nachgespielte Szenen oder computeranimierte Szenen wird an dieser Stelle sogar gänzlich verzichtet, was dem ganzen Dokumentarfilm aber nur gut tut.

Durch die naturgetreue Umsetzung werden die anfängliche Jubelstimmung bei den Deutschen sowie die kalte und unbarmherzige Realität des Krieges viel besser vermittelt. Und so steht die Charakterisierung des Blitzkrieges/Vernichtungskrieges - von den Nazis beschönigend als „Polenfeldzug“ genannt – ganz klar im Mittelpunkt der 75-minütigen Dokumentation.

Ein auf Authentizität bedachter Film, der durch die gezeigten Aussagen der Zeitzeugen sehr viel Licht in die damalige Zeit und die zwei verschiedenen Realitäten bringt. Interessant, aufschlussreich und unbedingt sehenswert.

Das Erste zeigt «Der Überfall – Deutschlands Krieg gegen Polen» am Dienstag, den 18. August 2009, um 22.45 Uhr.
16.08.2009 10:25 Uhr Kurz-URL: qmde.de/36722
Torben Gebhardt

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