Von Atze bis Zwegat: An zwei Tagen der Woche befasst sich unser Kolumnist Alexander Krei mit dem Sinn und Unsinn der Fernsehwelt. Heute: Wahl-Duell.
Es ist zweifelsohne die Frage aller Fragen: Sollen Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frank-Walter Steinmeier beim sagenumwobenen Fernsehduell im September sitzen oder stehen? Die obligatorische Pinkel-Frage hat nun also auch unsere Politik erreicht. Während Hertie seine Läden schließt und Quelle tausende Mitarbeiter vor die Tür setzen musste, diskutierten die Herren hinter den Kulissen über jene alles entscheidende Frage. Ist doch klar: Sitzt Steinmeiers Brille nicht richtig, verliert er die Wahl. Und wer würde schon die Merkel wählen, wenn ihr Blazer etwas kurz geschnitten ist?
Wahlkampfberater glauben tatsächlich, dass wir Wähler uns von Problemfällen dieser Art in der Urne beeinflussen lassen. Denn: Wer kennt das nicht? Wer stand nicht auch schon einmal vor dem Stimmzettel und wählte eine Partei, nur weil deren Spitzenkandidat bei Illner eine schönere Krawatte trug als sein Gegenpart? Deshalb müssen sich die Berater um genau solche Themen kümmern und sich eben darum streiten, welcher Kandidat in welcher Position die beste Figur macht. Und sagen Sie noch einmal, Mariah Carey sei schwierig.
Wichtiger als Inhalte sind heutzutage eben die Äußerlichkeiten. Vielleicht ist das aber am Ende doch keine allzu schlechte Idee, wo sich die Programme der Parteien immer weiter anzugleichen scheinen. Frei nach dem Motto: Wenn schon die Themen beschissen sind, soll unser Kanzler wenigstens gut aussehen. Nun gut, bei Merkel und Steinmeier scheint diese Idee noch in den Kinderschuhen zu stecken. Immerhin: Die beiden geben der derzeitigen Krise ein Gesicht.
Freuen wir uns also schon jetzt auf die messerscharfen Analysen zum Wahl-Duell im September. Wessen Mundwinkel hingen am weitesten nach unten? Wer konnte Brutto und Netto am ehesten voneinander unterscheiden? Wer hat sich am wenigsten versprochen? Und: Wer ist im Amt des Kanzlers das kleinere Übel? Fragen über Fragen, die beantwortet werden wollen, die letztlich aber nur an der Oberfläche kratzen. Dann doch lieber Mariah Carey als höchste Frau im Staat.
Die nächste Ausgabe unserer Kolumne „Kreis runde Sache“ erscheint am kommenden Donnerstag - natürlich bei Quotenmeter.de.