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Der Casting-Hype geht weiter: Denn sie wissen nicht, was sie tun

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ProSieben wärmt seine «Popstars» noch einmal auf, ehe in Kürze die neue Staffel startet. Der Traum, ein Star zu sein, scheint nach wie vor in den Köpfen vieler ungebrochen zu sein. Die Auswirkungen werden dabei oft unterschätzt.

Noch immer muss man nicht lange im Netz suchen, um öffentliche Demütigungen zu lesen: „Der Junge scheint ein wenig labil zu sein, wenn man mal schaut wie oft er schon heulend zusammengebrochen ist“, heißt es da etwa. Oder: „Ich kann gar nicht verstehen warum ich immer wieder latente Aggression verspüre, wenn ich den heulenden Stephan im TV sehe.“ Auch ein 17-Jähriger sorgte im vergangenen Jahr für Schlagzeilen, als er vor der Jury kollabierte – die Juroren witterten damals eine Inszenierung. Wie auch immer: Ob dessen kompletter Name sowie Wohnort wirklich von RTL hätten eingeblendet werden müssen, darf durchaus bezweifelt werden. Dank Telefonbuch oder sozialem Online-Netzwerk war es ein Leichtes, seine genaue Anschrift herauszufinden.

„Ich bin total daneben. Seit meinem Auftritt klingelt das Telefon pausenlos. Leute beschimpfen und bedrohen mich“, sagte der Kandidat wenige Tage nach der Fernsehausstrahlung, nachdem drei Jugendliche die Haustür seines Elternhauses eingeschlagen hatten. Sein Fazit nach den turbulenten Tagen: „Ich nehme nie wieder an einer Castingshow teil.“ Die Einsicht kam für ihn zu spät – wohl für immer werden Beleidigungen zu seiner Person im Internet zu finden sein. „Vollspast“ und „Super-Depp“ sind nur einige der Ausdrücke, die sich der junge Mann gefallen lassen musste. Vielleicht ist es notwendig, die Kandidaten künftig besser zu schützen, schließlich wissen viele noch immer nicht, welchen medialen Drucks sie sich durch ihr Auftreten vor einem Millionenpublikums mitunter aussetzen.



Dabei ist das Spielchen eigentlich ganz einfach: Wer keine Geschichten liefert, ist raus. Für viele Bewerber ist das inzwischen natürlich Teil des Konzepts – denn sie wissen nicht, was sie tun. Da verwundert es kaum, dass RTL seine «Superstar»-Kandidaten inzwischen nach bestimmten Rollen-Erwartungen auswählt, sodass die Show Tag für Tag im Gespräch bleibt – die Quoten geben dem Sender dabei recht. Und die Konkurrenz schläft nicht: „Von Fremdschämen hoch zehn, bis zum Ausnahmetalent war alles dabei“, erzählt Musikproduzenten Alex Christensen von seinen Castingeindrücken der neuen «Popstars»-Staffel. „Ich hatte teilweise Krämpfe vor Lachen. Die gesanglichen Leistungen waren so unterschiedlich. Das war mächtig, wie ein großer Schokoladenkuchen“, fügt Songwriterin Michelle Leonard an.

Der Unterhaltungswert für die Zuschauer ist groß – doch ob so mancher Kandidat Jahre später seinen Auftritt wohl bereuen mag? Das Internet vergisst jedenfalls dank YouTube & Co. jeden noch so schrägen Ton nie. Für den schnellen Erfolg kann ein bunter Auftritt bei «DSDS» & Co. natürlich extrem hilfreich sein, und auch für eine kurze Würdigung in einem Jahre danach noch einmal ausgestrahlten Special. Einen Rückblick wagt am Abend übrigens auch ProSieben, ehe in Kürze wieder neue «Popstars» gesucht werden. RTL wird mit «Supertalent» und «DSDS» nachziehen, gefolgt von einer neuen «Topmodel»-Staffel bei ProSieben. Und schon jetzt kann man sich sicher sein: Der Traum von der großen Bühne wird auch diesmal wieder zahlreiche junge Menschen ins Fernsehen treiben. Und wieder werden viele nicht wissen, was sie eigentlich tun.
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13.08.2009 09:41 Uhr Kurz-URL: qmde.de/36645
Alexander Krei

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Tags

Popstars Deutschland sucht den Superstar

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