Seite 1Mitte der 90er Jahre sorgte die satirische Zeichentrickserie für Quotenrekorde. Trotzdem wird sie bis heute unterschätzt. Wie bei den «Simpsons» richtet sich ihr Humor auch an ein erwachsenes Publikum.
Regisseur Steven Spielberg ist eigentlich eher für seine Kinohits «Jurassic Park», «E.T.» oder «Indiana Jones» bekannt. In der Mitte der 90er Jahre produzierte er jedoch auch die «Animaniacs» und beteiligte sich damit an einer der verrücktesten und am meist unterschätzten Zeichentrickserien.
Im Gegensatz zu vielen anderen Produktionen dieser Zeit bestand die Serie nicht nur aus infantilem Humor. Sie war übermäßig aufwendig produziert und angereichert von Anspielungen auf die aktuelle Popkultur. Mit ihrem hohen Maß an erwachsenem Humor nahm sie eine ähnliche Stellung wie die «Simpsons» ein – ohne jedoch jemals deren Anerkennung bekommen zu haben, was nicht zuletzt daran lag, dass sie es nie aus dem Kinderprogramm heraus geschafft hat.
Im Zentrum der Serie standen die verrückten „Warner Brothers“ Yakko und Wakko sowie deren „Warner Sister“ Dot. Zu Beginn einer jeden Folge wurde kurz deren (fiktive) Geschichte erzählt. Demnach wurden die Figuren von den Zeichnern der legendären Warner Brothers Studios erschaffen, stellten sich aber bereits nach kurzer Zeit derart nervig heraus, dass sie in den berühmten Wasserturm gesperrt wurden und nie mehr herauskommen sollten.
Diese Geschichte diente jedoch nur als grober Rahmen, denn im Grunde bestanden die einzelnen Folgen aus lose aneinandergereihten Episoden, wie man es früher von «Bugs Bunny» oder «Die schnellste Maus von Mexiko» kannte. Neben längeren Geschichten waren auch immer wieder ganz kurze Sketche zu sehen. So tauchte beispielsweise Mr. Knochengesicht regelmäßig in seiner Rubrik «Gute Idee, Schlechte Idee» auf.
Außer den Warners gab es noch zahlreiche andere Figuren, die sich allerdings nicht nur auf ihre jeweiligen Segmente beschränkten, sondern ständig auch in den Filmen der anderen Charaktere zu sehen waren. Neben Chicken Boo, einem übergroßen Hühnchen, das sich immer als Mensch verkleidete, waren vor allem Pinky und der Brain am bekanntesten. Die Laborratten versuchten in jeder Ausgabe die Weltherrschaft an sich zu reißen und scheiterten stets kurz vor dem Ziel. Die beiden Charaktere wurden so populär, dass sie ab 1995 sogar eine eigene Serie erhielten.
Zahlreiche andere Figuren waren Anspielungen auf das Filmgeschäft oder andere bekannte Persönlichkeiten. So gab es drei Tauben, die als Referenz auf den Film «Godfellas» den Namen „Goodfeathers“ trugen. Das Eichhörnchen Tante Slappy war früher ein bekannter Zeichentrickstar und war dann nur noch schlecht gelaunt und genervt. Außerdem versuchte ein österreichischer Psychiater namens Doktor Otto Freudlos die Warners zu behandeln.
Schon anhand dieser Figuren kann man erkennen, dass der Humor der Serie mit den ständigen Parodien weit über das übliche Cartoon-Maß hinaus ging. Auch der Produzent der Serie Steven Spielberg bekam des Öfteren sein Fett weg, indem seine Filme zitiert wurden oder er als Cartoonfigur auftauchte. Die Warners selbst wurden von den Marx Brothers und Jerry Lewis inspiriert. In den kurzen Episoden wurden zudem zahlreiche Fernsehshows wie «Friends» und «Seinfeld» und Filme parodiert. Besonders häufig hatten es die Macher auf die Klassiker von Walt Disney abgesehen.
Neben diesen parodistischen Elementen war auch Gewalt ein zentrales Thema der Show. Allerdings war diese nicht übermäßig brutal und wurde selten unkommentiert gelassen. Wenn beispielsweise Dot etwas Brutales tat, verharmloste sie es oft mit einem wiederkehrenden, süßen Satz und machte sich damit indirekt auch über die Zensoren lustig. Zudem tauchte das „Moral-von-der-Geschicht'-Rad“ regelmäßig auf und relativierte das Geschehnis.
Dazu kommt, dass sie einen hohen Anteil an Bildungselementen hatte. In zahlreichen Nummern und Liedern versuchten die Macher wichtige Inhalte zu vermitteln. So gab es Songs, in den die Inhaltsstoffe von Junk Food aufgeführt oder die Präsidenten der Vereinigen Staaten genannt wurden. Legendär wurde der Song „Wakko’s Nations of the World“, in denen die Figur sämtliche Länder der Erde in einem beeindruckenden Tempo aufzählte und zeigte. Zum Teil wurde dieser Film sogar im amerikanischen Erdkundeunterricht eingesetzt.
Musik war ein zentrales Thema bei der Show, denn die Macher hatten das ehrgeizige Ziel in jeder Episode mindestens einen eigenen Song einzubauen. Dazu benutzten sie eigene Komponisten und ein 40-köpfiges Orchester, was die Serie sehr teuer machte. Doch Produzent Steven Spielberg legte sehr viel Wert auf diese Einzigartigkeit, da der Sound die Show von anderen Zeichentrickserien abheben sollte. In diesem Rahmen entstand auch eine Nummer, bei denen die Warners Deutschland besuchten und dort den internationalen Freundschaftssong teilweise in deutscher Sprache sangen.
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