Von Atze bis Zwegat: An zwei Tagen der Woche befasst sich unser Kolumnist Alexander Krei mit dem Sinn und Unsinn der Fernsehwelt. Heute: Guido Westerwelle.
Guido Westerwelle will unbedingt geliebt werden und fordert deshalb, dass die ARD mit ihm ein eigenes Townhall-Meeting veranstaltet. So heißen neuerdings jene Fernsehsendungen, in denen „ganz normale Menschen“ dem genauen Gegenteil von davon ein paar harmlose Fragen bezüglich Rentenhöhe, Steuernachzahlungen oder ihrer aktuellen Arbeitsplatzsituation stellen können. Da darf der arbeitlose Schiffsschraubenbauer aus Rostock dann einmal im Leben der Kanzlerin über die aktuelle Situation deutsche Windjammer-Hersteller vorjammern, damit sich am Ende doch nichts ändert.
FDP-Chef Guido Westerwelle, Erfinder von Guidomobil und vehementer Verfechter der Einheits-Schuhgröße 18, möchte also auch Fragen beantworten. Die Sendung wäre dabei wahrscheinlich nicht mal das Problem – alleine: es fehlen Menschen, die dem mutmaßlichen Außenminister unserer Republik überhaupt Fragen stellen möchten. Einzig der Verein der Schnauzbart tragenden Fallschirmspringer soll bisher Interesse an Eintrittskarten bekundet haben.
Letztlich müsste Westerwelle allerdings ohnehin einsehen, dass bei seinem Auftritt auch gleiches Recht für alle gelten muss und daher auch Claudia Roth, die atomare Gefahr der Grünen, und Gregor Gysi von den Linken einen eigenen Townhall-Auftritt haben müssten. Für Letzteren könnte die Show jedoch an produktionstechnischen Rahmenbedingungen scheitern. Noch ist nämlich unklar, ob das Rednerpult so weit nach unten gefahren werden kann, dass der Zuschauer mehr von Gysi sieht als nur die wenigen Stoppeln auf seinem sonst weitgehend haarfreien Kopf.
Kleiner Trost für Guido Westerwelle: Stefan Raab wäre sicherlich hocherfreut, ihn in diesem Jahr bei seiner «TV total»-Show zur Bundestagswahl begrüßen zu können – dort kann er dann vor ohnehin noch nicht stimmberechtigten Zwölfjährigen seine Wahl-Parolen loswerden. Und womöglich ergibt sich ja dann auch noch eine tiefergehende Kooperation: Raab sucht schließlich im kommenden Jahr einen Vertreter für Deutschland beim Grand Prix, und dann auch noch zusammen mit der ARD. Eine Entschädigung für’s fehlende Townhall-Meeting wäre also drin – und mal ehrlich: In einer Reihe mit Dana International und Lordi würde sich Westerwelle doch sicherlich eine ganz ordentliche Figur abgeben.
Die nächste Ausgabe unserer Kolumne „Kreis runde Sache“ erscheint am kommenden Montag - natürlich bei Quotenmeter.de.