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ProSieben, Sat.1 und das Programm: Die Krise ist da

Angst vor der Krise hat man auch bei ProSieben & Co. – entsprechend tut man alles, um das Risiko trotz Neuerungen so gering wie möglich zu halten. Ein Kommentar von Quotenmeter.de-Redakteur Alexander Krei.

Bei ProSiebenSat.1 hat das große Aufräumen eingesetzt – während bei Sat.1 erstmals seit Jahren wieder Geld in die Hand genommen wird für ein halbwegs ansehnliches Fernsehprogramm, trennt man sich bei ProSieben von zahlreichen Altlasten, die in der Vergangenheit zwar ein Profil gaben, letztlich aber nur schwache Quoten holten.

Eines der Paradebeispiele: «Lost». Die vergangenen Staffeln holten durchweg schlechte Zahlen, doch ProSieben hielt tapfer durch. Bis jetzt – nun laufen die Insel-Abenteuer bei der kleinen Schwester kabel eins, die sich angesichts von «Jericho», «24» und «Terminator: S.C.C.» als Gewinner der neuen Strukturen bezeichnen darf. Viel Platz für Neues bei ProSieben, könnte man meinen.

Doch wer ein Feuerwerk an Innovationen erwartet hat, muss enttäuscht werden: ProSieben wird zwar den zurzeit weitgehend unansehnlichen Comedy-Dienstag durch «Die Simpsons» und «Two and a half Men» ersetzen – doch das war’s dann auch schon. Die Starts von «Lipstick Jungle» und «Harper’s Island» sind schon seit Längerem bekannt und im Show-Bereich setzt man lieber ganz auf Bewährtes wie «Germany’s Next Topmodel» oder «Schlag den Raab». All das sieht mehr nach Frühjahrsputz aus. Immerhin: Risiken geht man damit so gut wie möglich aus dem Weg.



Deutlich mutiger ist man da schon bei Sat.1: Eine neue Daily-Soap soll es richten, wo man schon nur mit viel Mühe der Telenovela «Anna und die Liebe» zum Erfolg verhalf – ob das ein Format ist, auf das die Zuschauer angesichts einer wahren Serien-Flut im Tagesprogramm, gewartet haben, darf durchaus bezweifelt werden. Ohnehin ist „Serie“ ist ein gutes Stichwort: Davon hört man derzeit auffallend wenig von Sat.1. Eigenproduzierte Fiction gibt es wohl vorerst nur in Form von Spielfilmen. Eine Art Eingeständnis, dass man nach all den Flops der vergangenen Jahre mit seinem Latein am Ende ist?

Alle Hoffnungen ruhen nun auf den Schultern von Johannes B. Kerner, der nicht nur ein wöchentliches Live-Magazin moderieren wird, sondern auch einen Jahresrückblick, wovon man nach der Ankündigung seines Wechsels vom ZDF fast schon ausgehen konnte. Auch darauf hat man sicherlich nicht gewartet – gute Quoten könnten allerdings drin sein. So wie auch bei der «Pocher-Show», vorausgesetzt, man findet für die Late-Night mit Oliver Pocher auch einen geeigneten Sendeplatz. Zusammen mit zahlreichen Fußball-Übertragungen werden die Einschaltquoten von Sat.1 wieder etwas ansteigen. Immerhin aus dieser Sicht sind die Entscheidungen der Verantwortlichen nur folgerichtig.

Klar, dass bei so viel gewollter Aufbruchstimmung auch mal wieder ein neues Sender-Design nicht fehlen darf. Das hat man sich inklusive eines neuen Claims gegönnt, der wiederum fast nicht dämlicher hätte ausfallen können: „Colour Your Life!“ heißt er. Wer hätte gedacht, dass man «Powered by emotion» tatsächlich jemals hätte unterbieten können? Es geht also tatsächlich. Viel schiefgehen kann bei ProSiebenSat.1 in der neuen Saison letztlich aber nicht, was angesichts von Krisen-Zeiten allerdings nicht ganz so dramatisch gesehen werden sollte wie man auf den ersten Blick womöglich meinen könnte.

Ach ja: Zum Schluss noch ein kleiner Tipp an Sat.1. Vielleicht sollte man die am ohnehin chronisch kränkelnden Freitag eingeplante Promi-Tanzshow «Yes We Can Dance!» lieber nicht ausgerechnet gegen die zweistündigen Geburtstagsspecials von «Wer wird Millionär?» starten lassen. Soll am Ende nur keiner sagen, man hätte nicht gewarnt.
30.07.2009 21:18 Uhr Kurz-URL: qmde.de/36408
Alexander Krei

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Tags

Sat.1

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