Der ARD-Programmdirektor sprach mit Quotenmeter.de über «Sporfreunde Pocher» und die großen Zuschauerverluste nach dem «Tatort».
Seit vielen Monaten wird über die Anfangszeit der Tagesthemen gestritten – inzwischen scheint man sich fast daran gewöhnt zu haben, dass die Sendung zu unterschiedlichen Zeiten beginnt. Ist das für Sie inzwischen auch in Ordnung?
Natürlich ist das ein echter Schönheitsfehler. Aber ein einheitlicher Beginn der «Tagesthemen» von Montag bis Donnerstag kann nur umgesetzt werden, wenn das Programm an anderer Stelle nicht beschädigt wird – und daran arbeiten wir.
Frank Plasberg macht seine Sache am Mittwoch vor den Tagesthemen beispielsweise sehr gut – er wird für die ARD auch das mögliche TV-Duell moderieren. Hätte er nicht eigentlich den Sprung auf den Sonntagabend um 21.45 Uhr verdient?
Frank Plasberg gehört ebenso wie Anne Will zu den herausragenden Journalisten der ARD. Und wir haben das Glück, mit Beiden zwei politische Talkformate im Ersten zu haben, die beim Publikum auch sehr gut ankommen.
Anne Will verliert da im Vergleich zum Tatort fast zu viele Zuschauer. Es kann einem Fernsehmacher doch nicht gefallen, wenn 50 Prozent der Zuschauer nach einer Sendung wegschalten, oder?
Audience flow spielt für uns als öffentlich-rechtliches Programm, im Gegensatz zu den Privaten, nicht die entscheidende Rolle. Wir haben das Glück und auch die Verpflichtung, Programme für unterschiedliche Zuschauerinteressen anzubieten. Dass der «Tatort» ein größeres Publikum anzieht als eine politische Talkshow, liegt in der Natur der Sache.
Am Sonntagabend haben Sie ab August auch noch die Zusammenfassungen der Bundesliga im Programm – allerdings erst recht spät. Ab 22.00 Uhr dürften sie, gegen 23.00 Uhr sendet Das Erste. Natürlich – die Dritten sind früher dran – aber damit spielen Sie doch eigentlich Sky in die Karten…
Wir standen mit Premiere in keiner Konkurrenz um die Zuschauer. Das ändert sich auch mit dem neuen Namen Sky nicht.
Wie ist Ihr Verhältnis zu Mark Williams eigentlich? Bei Herrn Kofler hatte man immer das Gefühl, er bekommt Pickel, wenn er das Wort Sportschau gehört hat.
Dass der Chef eines Bezahlsenders Filetstücke wie die Bundesliga gerne exklusiv hätte, liegt in der Natur der Sache. Wenn es dann nicht so läuft, muss der Frust einfach raus. Das ist menschlich und dafür habe ich Verständnis.
Werden Sie in Sachen Sportschau mit Gerhard Delling und Reinhold Beckmann in die neue Saison gehen oder kommt noch ein dritter Moderator hinzu, der Monica Lierhaus vertreten wird?
Bis zur Rückkehr von Monica Lierhaus werden Gerhard Delling und Reinhold Beckmann die «Sportschau» am Samstag moderieren. Claus Lufen ergänzt das Moderations-Team.
Apropos Sport: Haben Sie in der vergangenen Zeit Sportfreunde Pocher geschaut? Haben Sie Herrn Pocher dabei wehmütig hinterhergesehen?
«Sportfreunde Pocher» – etwas chaotisch, aber für Fußball-Fans recht amüsant. Nicht unbedingt ein Format für Das Erste, aber Oliver Pocher hätte ich gerne weiter bei uns gesehen.
Vielen Dank für das Interview.