Von Atze bis Zwegat: An zwei Tagen der Woche befasst sich unser Kolumnist Alexander Krei mit dem Sinn und Unsinn der Fernsehwelt. Heute: Doping.
Hurra! Endlich wieder Spritzensport im deutschen Fernsehen! Seit dem Wochenende läuft die Tour de France – wie geschmiert, möchte man sagen. Weil ARD und ZDF es nicht geschafft haben, aus ihren Verträgen zu kommen, übertragen sie jetzt zwangläufig ein paar Minuten von der großen Frankreich-Rundfahrt, die mit freundlicher Unterstützung der internationalen Pharmaindustrie wieder zustande gekommen ist. Es wird wieder munter in die Pedale getreten, bis der Blutbeutel platzt. Erste Doping-Konsequenzen gibt es schon: Das ZDF erwägt, «Lafer! Lichter! Lecker!» aus dem Programm nehmen zu wollen.
Im Vorfeld der Tour dachten die Verantwortlichen übrigens daran, überhaupt keine Bilder mehr vom größten Radrennen der Welt zu zeigen, doch weil die ARD ohnehin als Alternative nur noch alte Folgen von «Praxis Bülowbogen» im Archiv gelagert hat, entschloss man sich dann doch zu einer Ausstrahlung. Ohnehin hätte man im Falle eines Komplett-Ausstiegs auch in anderen Sportarten Konsequenzen ziehen müssen: Heutzutage können ja nicht mal mehr Pferde über ein paar Hürden springen, ohne zuvor viele Nächte in feuchten und unterbelichteten Kellern am Tropf gehangen zu haben.
Das Pferd von Isabell Werth hat unterdessen in einem stundenlangen Verhör mit Reinhold Beckmann noch einmal seine Unschuld beteuert. Es wisse nicht, wer die verbotene Substanz in die Zahnpaste geschleust und ihm die Hufe mit Sprungfedern versehen habe. Angeblich soll allerdings Claudia Pechstein in der entsprechenden Nacht in der Nähe des Stalls gesehen worden sein. ARD-Dopingexperte Hajo Seppelt ist bereits vor Ort und untersucht gerade in gewohnter «CSI»-Manier den vermeintlichen Tatort. Bislang soll er allerdings nur Hafer und einen übel riechenden Pferdeapfel sichergestellt haben.
Die ARD wird aus gegebenem Anlass zudem in der kommenden Woche stündlich das Programm für «Brennpunkte» unterbrechen, um über die aktuellen Entwicklungen der wissenschaftlichen Untersuchung des Haufens zu berichten. Bilder von Christoph Daum sollen laut eines Intendanten-Beschlusses bald nur noch verpixelt und mit falschem Namen ausgestrahlt werden – bislang gilt 'Kalif von Köln' als Favorit. Jede «Sportschau»-Sendung wird darüber hinaus künftig mit „Heal The World“ beendet werden, bis der komplette Leistungssport zu Grabe getragen wurde. Hierfür wurde sogar bereits das Staples Center angemietet. Der Kartenvorverkauf hält sich allerdings bislang in Grenzen.
Die nächste Ausgabe unserer Kolumne „Kreis runde Sache“ erscheint am kommenden Donnerstag - natürlich bei Quotenmeter.de.
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