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Hinter den Kulissen von «Ich kann Kanzler»

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Am 14. und 15. Mai fand im Plenarsaal des ehemaligen Bundestags in Bonn das Casting zur ersten Politiktalentsshow im deutschen Fernsehen statt. Das ZDF strahlt die Dokumentation zum Casting von „Ich kann Kanzler!“ am Donnerstag, 18.06., um 21.00 Uhr aus. Tobias Kurzmaier, einer der 40 Vorrundenteilnehmer, beschreibt exklusiv für quotenmeter.de vorab seine Eindrücke und Erlebnisse.

Nur und das muss auch in aller Offenheit und Ehrlichkeit gesagt werden, waren schon einige, gerade jüngere, Kandidaten dabei, wo man wirklich nur den Kopf schütteln konnte. Drei selbst erlebte Beispiele gefällig? Gerne! Ein Kandidat kehrt vom Juryinterview zurück und sagt er ist nicht weiter. Als Vorbild vor der Jury, - jeder Teilnehmer musste sich vorab für ein Vorbild entscheiden, Politiker, Sportler, Künstler etc. und von diesem Vorbild wurde ein Bild ans Rednerpult gestellt -, habe er Helmut Schmidt genannt. Daraufhin fragte ihn Günther Jauch nach drei Verdiensten von Bundeskanzler Schmidt. Er wusste allerdings nicht eines. Weiteres Beispiel: Ein anderer Kandidat fragt mich: „Wen hast Du denn als Vorbild?“ Ich antworte Kurt Georg Kiesinger. Er darauf: „Ah ja, wer war das nochmals gleich, unser erster Bundeskanzler, oder?“ Und noch ein Beispiel: Wieder ein anderer Kandidat zu einer Kandidatin: „Wo kommst du her?“ Antwort Kandidatin: „Aus Magdeburg.“ Reaktion Kandidat: „Ah aus Thüringen - oder Magdeburg das ist doch im Osten?“

Am Freitag, 16.05., gegen 10.30 Uhr war es dann für mich soweit. Wie hätte es Uri Geller angekündigt „The stage is yours.“ Nachdem ich verkabelt war und die Maske noch etwas Make up aufgelegt hatte, musste ich vor einer gläsernen Tür zum Plenarsaal warten. Drinnen war noch mein Vorredner zu Gange. Ein freundlicher Redakteur nutze die Zeit für ein kurzes Interview und stellte mir einige Fragen, insbesondere wie ich denn die Jury einschätzen würde? Meine Einschätzung der Jury änderte sich im Übrigen keinen Deut nach meiner Viertelstunde mit ihr und somit auch nicht, nachdem ich wusste, dass ich nicht im Finale bin.

Mir begegneten die drei Juroren exakt dergestalt wie ich es auch erwartet hatte: Hennig Scherf saß politisch korrekt links außen, Günther Jauch in der Mitte und Anke Engelke rechts. Henning Scherf hatte für mich eine klare Berechtigung Teil dieser Jury zu sein, da er jahrelang politische Verantwortung in der SPD innehatte und das herausragende Amt des Bürgermeisters der von mir geschätzten sowie gemochten Freien Hansestadt Bremen bekleidete. Mit ihm sah ich mich gerne Auge um Auge.

Mit Günther Jauch und mir scheint es irgendwie eine schicksalhafte Bande zu sein, die Göttin Fortuna einmal verhängt hat. Nicht nur, dass ich seit über 15 Jahren mit einem seiner engen Berater befreundet bin und mit Thomas Gottschalk schon vor über zehn Jahren die eine oder andere Hausparty in Grünwald gefeiert habe, sondern auch noch, dass wir zwei uns vor drei Jahren schon einmal in kompetitiver Haltung gegenüber einfanden, als ich ihm als Kandidat bei „Wer wird Millionär?“ gegenüber saß. Nun also wieder mal ein medialer Akt Jauch - Kurzmaier – der nächste und bei unserem Lauf wahrscheinlich gewiss nicht der letzte. Dass auch er wie Henning Scherf letztlich nicht für mich mit ja stimmte, nehme ich ihm aber keineswegs übel – genauso wenig wie die Frage nach dem Schraubenschlüssel, die mich damals bei «Wer wird Millionär» von 16.000 Euro auf 500 Euro abstürzen ließ.



Günther Jauch ist für mich ein von Grund auf anständiger Kerl, der sich unter anderem für Denkmalschutz, den Erhalt von Religionsunterricht und eine solide konservative Erziehung von Kindern einsetzt. Bei all diesen Themen hat er mich als Mitstreiter an seiner Seite. Somit war auch Jauch meines Erachtens gut in der Jury aufgehoben. Etwas schmunzeln musste ich, dass er keine Krawatte trug. Die wenigen Sätze, die man bei «Wer wird Millionär» zwischen Verkabeln und dem gemeinsamen in die Mitte gehen wechselt, drehten sich bei uns beiden nämlich ums Krawattenbinden. Jauch sagte zu mir: „Mensch, Sie haben aber einen tollen Krawattenknopf gebunden. Ich hab damit immer meine Probleme.“ Augenscheinlich wollte er dem Bundestag seine Krawattenkunst ersparen. Wer meiner Meinung nach hingegen völlig deplatziert war und auch so auf mich wirkte: Anke Engelke. Ein «Ladykracher» im Bundestag – Das konnte nicht gut gehen!

Auch sie stimmte nicht für mich, aber mit ihr hätte ich mich schon gerne in einen Wissenswettstreit über Politik begeben. Frau Engelke meinte zu mir, ich überzeuge sie nicht als Politiker. Das ist ihr gutes Recht. Davon lebt Demokratie und das in Deutschland seit 60 Jahren tadellos. Exemplarisch hätte ich ihr nur irgendwelche Fragen zur Bonner Republik stellen müssen, zum Beispiel: Was war der Kressbronner Kreis? oder Wer war 1972 Kanzlerkandidat der CDU? oder Wer war Elisabeth Schwarzhaupt? Ich bin mir sicher sie hätte die Antworten nicht gewusst. Scherf und Jauch wie ich allerdings wohl ja. Als «Ladykracher» muss sie die Antworten darauf auch nicht kennen, jedoch als Mitglied der Jury von «Ich kann Kanzler!» schon, sonst ist man irgendwie fehl am Platz im ehrwürdigen Bundestag.

Weil für mich zur Politik auch immer ein Maß an Selbstkritik gehört, sehe ich in der Retrospektive ein, dass ich einen Fehler gemacht habe. Ich nahm «IKK» zwar weder zu ernst noch zu locker, aber verstand bzw. interpretierte es in der Grundtendenz falsch. «IKK» ist eine Politiktalentshow, aber es ist mehr Show als Politik! Das darf man dem ZDF aber auch nicht vorwerfen, - und das tue ich auch nicht -, denn letztendlich ist «IKK» eine Unterhaltungssendung, die zur Primetime am Freitagabend eine gute Einschaltquote einfahren soll. Und bei dem Aufwand, den ich gesehen habe, ist das auch berechtigt. Wie die Quote übrigens ausfallen wird, da bin ich mindestens genauso gespannt wie wohl Herr Brender sowie weitere Damen und Herren auf dem Mainzer Lerchenberg. Bei dieser Politiktalentshow mit mehr Show als Politik hatte ich keine Chance! Bei einer Politiktalentshow mit mehr Politik als Show würde ich die Würfel für manch anderen ausgeschiedenen Vorrundenteilnehmer und mich gerne nochmals fallen sehen!

„Alea iacta est.“ heißt es jedenfalls diesen Freitag, 19. Juni, um 21.15 Uhr im ZDF beim Finale von „Ich kann Kanzler!“ für die verbliebenen sechs Finalkandidaten Antje Krug, Nuray Karaca, Jabob Schrot, Philip Kalisch, Delano Osterbrauck und Siegfried Walch. Das ZDF hat alle Vorrundenteilnehmer zur Live Show nach Berlin eingeladen. Eine feine Geste wie ich finde. Den Gewinner wählen die Zuschauer dann per Telefon. Eines bleibt für mich aber auf jeden Fall bestehen: Ich kann Kanzler!

Tobias Kurzmaier, Jahrgang 1976, geboren in München, war von 2.500 Bewerbern unter den 40 Vorrundenteilnehmern der ZDF Politiktalentshow „Ich kann Kanzler!“. Er ist Fachjournalist und arbeitet seit 2002 als selbständiger PR-Berater in Haag i. OB (Landkreis Mühldorf am Inn). Neben seinen Mitgliedschaften in JU und CSU setzt er sich vor allem als Mitglied der DIG (Deutsch Israelische Gesellschaft) für den weiteren Ausbau deutschisraelischer Beziehungen auf verschiedenen Ebenen ein. In drei exklusiven Beiträgen für quotenmeter.de fasst er das Casting der IKK-Kandidaten in Bonn zusammen, gibt am Tag der Live Show seine Prognose zu möglichen Gewinnern ab und meldet sich mit einem Nachbericht zum Finale und der Aftershowparty aus der Hauptstadt. Direkten Kontakt zum Autor können Sie unter ikk09(at)web.de aufnehmen.
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17.06.2009 10:06 Uhr Kurz-URL: qmde.de/35591
Tobias Kurzmaier

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Ich kann Kanzler

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