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Schlagzeilen für die Quote: Wenn Kritik zur PR wird

Die Dokusoap «Erwachsen auf Probe» startet am Mittwoch und sorgte schon vor dem Start für Wirbel. Nicht zuletzt dank zahlreicher Kritiker, die sich lautstark äußerten.

Dass es RTL wohl wie kein zweiter Sender versteht, mit seinem Programm für Schlagzeilen zu sorgen, ist nicht erst seit «Deutschland sucht den Superstar» oder dem Dschungelcamp bekannt. Seit Tagen sorgt nun ein anderes Format für mächtig viel Wirbel in den Gazetten: Es handelt sich dabei um die neue Dokusoap «Erwachsen auf Probe», die am Mittwochabend wie geplant an den Start gehen soll.

Doch wovon handelt sie Sendung? Mit der Reihe will sich der Privatsender eigenen Angaben zufolge eines gesellschaftlich relevanten Themas annehmen: Schwangerschaften bei minderjährigen Mädchen. Das Projekt «Erwachsen auf Probe» sei ein Eignungstest für Jugendliche mit Kinderwunsch, bei dem sie Familienkompetenz erlernen und Verantwortung für Kinder, den Partner und sich selbst übernehmen – und genau das sorgte zuletzt bei Außenstehenden für Unmut.

Vier Teenager-Paare mit Kinderwunsch nehmen an dieser „sozialen Reifeprüfung“ teil, wie es RTL nennt. Zuerst müssen die Frauen einen künstlichen Schwangerschaftsbauch tragen, einen Geburtsvorbereitungskurs absolvieren, ehe die die Paare ein „Baby Dummy“ bekommen. So müssen sie vorab erst beweisen, dass sie Verantwortung für ein richtiges Baby übernehmen können. Wenn sie sich dabei verantwortungsvoll gezeigt haben, dürfen sie für vier Tage ein Baby versorgen. Danach folgt ein Kleinkind, ein Schulkind und schließlich ein fast gleichaltriger Teenager.

Kinderschützer äußerten sich schon nach der ersten Ankündigung von RTL besorgt – ohne überhaupt eine Folge der Dokusoap gesehen zu haben. „Diese Sendung setzt die Kinder einem hohen Risiko aus, ist somit Kindeswohlgefährdung und nicht hinnehmbar“, sagte Paula Honkanen-Schoberth, Geschäftsführerin des Deutschen Kinderschutz-Bundes (DKSB). Nach Ansicht des DKSB sind Kinder im Alter von neun bis 14 Monaten in einer hochsensiblen Phase und reagieren entwicklungsbedingt mit Angst und Abwehr auf fremde Personen. Honkanen-Schoberth: „Sollen wehrlose Babys hier den Preis dafür zahlen, dass RTL eine möglichst große Zuschauerzahl und damit hohe Werbeeinnahmen erzielen will? Das ist für uns nicht zu akzeptieren.“



RTL reagierte auf die Kritik und lud zu einem Screening der Reihe ein, konnte die meisten Skeptiker nicht wirklich überzeugen. „Wir haben vollstes Verständnis für die Sorge - die aufgrund der misszuverstehenden RTL-Pressemitteilung entstanden ist - dass Kinder mehrere Tage der Obhut ihrer Eltern entrissen werden“, sagte RTL-Chefin Anke Schäferkordt. „Doch diese Sorge können wir zu 100 Prozent entkräften, dies war nicht der Fall. Die Mütter waren fester Bestandteil des Produktionsablaufs und die ganze Zeit in unmittelbarer Reichweite ihrer Kinder.“

Die Kommission für Jugendmedienschutz (KJM) will dennoch ein Auge auf «Erwachsen auf Probe» werfen. „Die KJM beobachtet grundsätzlich TV-Sendungen, bei denen im Vorfeld Hinweise auf problematische Inhalte vorliegen“, so der KJM-Vorsitzende Dr. Wolf-Dieter Ring. „Auch beim RTL-Format «Erwachsen auf Probe» reagieren wir prompt nach der Ausstrahlung der Reality-Sendung mit einem Eilprüfverfahren.“ Von einem Ausnahmefall könne daher aber keine Rede sein, betonte er. Die Beobachter werden die RTL-Folgen vor allem auf einen möglichen Verstoß gegen die Menschenwürde und eine die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen beeinträchtigende Wirkung hin untersuchen.

Bei RTL dürfte man der Prüfung entlassen entgegen sehen und sich zudem über die zahlreiche Berichterstattung im Vorfeld der ersten Folge von «Erwachsen auf Probe» freuen. Denn jegliche Kritik, die in den vergangenen Tagen und Wochen von allen Seiten geäußert wurde, dürfte dem Kölner Sender letztlich helfen. Eine bessere und preisgünstigere PR kann man sich kaum wünschen.
02.06.2009 09:20 Uhr Kurz-URL: qmde.de/35264
Alexander Krei

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Erwachsen auf Probe

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