Personalpoker im öffentlich-rechtlichen Fernsehen

ARD und ZDF buhlen nach zahlreichen Moderatorenwechseln in den vergangenen Wochen um neue Sendergesichter.

Nachdem Vorzeigemoderator und ZDF-Gesicht Johannes B. Kerner vor einem Monat seinen Wechsel zum Privatsender Sat.1 bekannt gab, Stefan Raab sich nach endlosen Querelen seitens des ARD-Aufsichtsrats vorab gegen ein mögliches Engagement im Öffentlich-Rechtlichen Fernsehen aussprach und Jungspund Oliver Pocher nach kurzem Gastspiel lieber wieder in alte Gefilde zurückkehrt, ist man in München und Mainz sichtlich bemüht, den Verlust markanter Persönlichkeiten so gut wie möglich zu kompensieren.

Auf einen schnellen Abschluss scheint das ZDF zu hoffen, denn Kerners gegen Ende des Jahres auslaufender Vertrag wird womöglich schon vorzeitig aufgelöst, um Platz für einen neuen Moderator zu machen. Markus Lanz, Sommervertretung für Kerners Talkshow, ist heißer Anwärter für dessen Nachfolge am Abend. Kathrin Müller-Hohenstein, Moderatorin der Sportsendung «das aktuellen sportstudio», wird an der Seite von Oliver Kahn indes Kerners Part als Sportmoderator übernehmen. Gerüchteweise ist auch Moderator Oliver Geissen an einem Wechsel zum ZDF interessiert – seine nach ihm benannte Talkshow bei RTL wird nach zehn Jahren im September dieses Jahres nicht mehr verlängert.

Von der ARD zum ZDF wechseln wird möglicherweise Jörg Pilawa, der angekündigt hat, sein wochentägliches Vorabendquiz zu verlassen. Im ZDF könnte er Kerner in diversen Primetimeshows ersetzen und möglicherweise die Moderation von «Verstehen Sie Spaß?» übernehmen, die Frank Elstner in naher Zukunft abgibt. Mit ganz anderen Problemen sieht sich hingegen Sat.1-Urgestein Kai Pflaume konfrontiert, der nach dem teuren Kerner- und Pocher-Kauf beim Münchner Sender in Zukunft womöglich nur noch eine kleine Rolle spielen könnte und liebend gerne ins öffentlich-rechtliche Fernsehen wechseln würde. Ein erstes Konzept mit dem Namen «Kai überrascht» für die ARD bestätigt das ernsthafte Interesse Pflaumes. Wie auch immer es ausgeht – das Personalpoker von ARD und ZDF bleibt weiterhin spannend.