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Die Kritiker: «Ein starker Abgang»

Story


Als der alternde Schriftsteller Heinz Kilian wegen Magenbeschwerden zum Arzt geht, drängt dieser ihn, sich auf der bevorstehenden Lesereise von der Ernährungsberaterin Vera Hartel begleiten zu lassen. Hartel soll dafür sorgen, dass Kilian Abstand von Zigaretten, Kaffee, Wurstbroten und Tütensuppe hält und sich gesund ernährt.

Doch dazu kommt es nicht: Die beiden älteren Herrschaften liefern sich ein grantiges Dauerduell, in dem Hartel versucht, Kilians zynische und misanthropische Weltanschauung durch Gutmütigkeit und Zuversicht zu besänftigen – ein schier aussichtsloses Unterfangen.

Darsteller


Bruno Ganz («Der Untergang», «Der Vorleser») ist Heinz Kilian
Monica Bleibtreu («Die Manns», «Marias letzte Reise») ist Vera Hartel
Harald Schrott («Die Stunde der Offiziere», «Allein gegen die Angst») ist Hans Behling
Fritzi Haberlandt («Nichts als Gespenster», «Freischwimmer») ist das Cowgirl

Kritik


Anlässlich des 65. Geburtstages der Schauspielerin Monica Bleibtreu strahlt das ZDF ihren aktuellen Film «Ein starker Abgang» als Fernsehfilm der Woche aus. In prominenter Besetzung thematisiert der Film Krankheit und Tod und zelebriert Zynismus und Misanthropie.

Eine wirkliche Handlung oder ein klar vorgegebenes Ende darf der geneigte Zuschauer dabei nicht erwarten: Bruno Ganz als zynisches Arschloch Heinz Kilian fährt mit Monica Bleibtreu als gutmütige Ernährungsberaterin Vera Hartel auf seine letzte Lesereise durch Deutschland – weder freiwillig noch mit freudigen Erwartungen, sondern nur zuliebe seines Verlegers. Dass die strengen Vorschriften Hartels dem rauchenden und ungesund essenden Autor Kilian nicht zusagen, wird schnell klar – und schon bald zum Gegenstand des täglichen Konflikts. Nebenbei werden mit Harald Schrott als Fahrer Hans Behling, der sich in Fritzi Haberlandt als Cowgirl unglücklich verliebt, der Krankheit Kilians und einer möglichen Pleite der Verlages Handlungsstränge eingeführt, die den Film zwar auflockern, oft aber auch nur als Rahmen für die emotionalen Befindlichkeiten der Hauptdarsteller dienen.

Letztendlich ist es schwer, der Tragikomödie mit einer Bewertung gerecht zu werden. Der Film lebt von einem sehenswerten und mit Liebe zum Detail ausgestalteten Schlagabtausch zwischen zwei absolut unterschiedlichen Charakteren, die von zwei großen deutschen Schauspielern par excellence interpretiert werden. Im Umkehrschluss leidet die Handlung allerdings unter der Fokussierung auf den Dialog und wirkt in ihrer Rolle als Vorlage für den entsprechenden Zweikampf recht platt – zeitweise fühlt man sich durch den Arztmarathon Kilians in eine schlechte Vorabendserie versetzt. Empfehlenswert ist der Film für alle, die zwei Charakterdarsteller in Hochform erleben wollen und sich nicht scheuen, einem anderthalbstündigen Dialog zwischen kurzweiliger Alltagskritik, Phrasen aus Popkultur und Literatur und ernstem Selbstmitleid zu folgen.

Das ZDF zeigt «Ein starker Abgang» am Montag, dem 04. Mai 2009 um 20:15 Uhr.
02.05.2009 10:44 Uhr Kurz-URL: qmde.de/34663
Jakob Bokelmann

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Tags

Ein starker Abgang

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