Umbenennung des Senders, Kapitalerhöhung, Entlassung von Mitarbeitern – Premiere sorgt für Schlagzeilen. Eine Bestandsaufnahme.
Von unruhigem Fahrwasser sprach der ehemalige Premiere-Chef Dr. Georg Kofler, als der Kanal die Bundesliga-Rechte verlor. Das war im Jahr 2005 – vier Jahre später ist Käpt’n Kofler von Bord gegangen – am Steuer sitzt nun ein Australier. Mark Williams (Foto) hat die Aufgabe, den trudelnden Riesen wieder zukunftsfähig zu machen. Dass es Premiere schlecht geht, ist kein Geheimnis – somit ist es auch logisch, dass im Zusammenhang mit dem Bezahlsender in vergangener Zeit einige Meldungen an die Öffentlichkeit gerieten, die das Image des Kanals nicht gerade verbessert haben.
Erst kürzlich war beispielsweise von Personalentlassungen im Bereich Kommunikation und Redaktion die Rede – aufstocken will man die Mitarbeiter im Bereich Marketing und Verkauf. Die Marschroute ist klar: Mehr fähige Leute sollen dafür sorgen, dass Deutschlands schönstes Fernsehen, wie der Sender sich früher selbst nannte, an den Mann gebracht wird. Das führt zu einer Frage, die derzeit in den Chefetagen von Premiere so heiß diskutiert wird wie wenige andere: Ist die Marke Premiere überhaupt noch zukunftsfähig?
Marktanalysen sollen hier ein Ergebnis liefern. In den Köpfen der Führungskräfte schwebt derweil schon ein anderer Name: Sky, die Pay-TV-Marke der Firma News. Corp., soll auch hierzulande aufgebaut werden. Die Vorteile liegen auf der Hand: Mit dem Launch von Sky könnte man eine recht hohe Aufmerksamkeit auf einen Neustart lenken – kommen soll dieser schon unter dem alten Chef Börnicke angekündigte große Schritt nun definitiv im Sommer. Gegen Sky spricht zum einen der englische Name und zum anderen eben die große Bekanntheit der Marke „Premiere“, wenngleich diese mitunter eher negativ konnotiert ist.
Entschieden ist in diesem Punkt aktuell noch nichts – Insider rechnen jedoch damit, dass das Unternehmen die Umbenennung im Mai bekanntgeben wird. Ausgerichtet werden soll Sky Deutschland demnach nach dem italienischen Vorbild – führende Premiere-Manager arbeiteten zuvor beim italienischen Bezahlfernsehen. Was kommt auf die Abonnenten zu? So gut wie sicher ist, dass künftig jeder Kunde ein sogenannten Basis-Paket erwerben muss. Zu sehen sind dort kleinere Sender, die aktuell im Familien-Paket ihr Zuhause finden, aber eben nicht die gefragtesten sind. Ansonsten gibt es auch in Italien ein Sport-, ein Fußball-, ein Film- und ein Familienpaket.
Zu haben sind diese für einen Preis zwischen 16 und 68 Euro. Wer also das Komplettpaket sehen möchte, zahlt einige Euro mehr als derzeit bei Premiere. Vor allem Sport ist in Italien recht teuer: Die Pakete Sport und Fußball kosten 55 Euro, mit inbegriffen ist hier auch das Basis-Paket, das immerhin gebucht werden muss. Premiere verlangt für Sport und Fußball derzeit knapp 40 Euro. Klar dürfte sein, dass auch in Deutschland die Preise steigen – allerdings wohl kaum auf italienisches Niveau. Dann müsste Williams seinen deutschen Kunden deutlich mehr bieten – in Italien gibt es einen eigenen 24-Stunden-Sportnachrichtenkanal, dazu mehrere parallel sendende Sportkanäle und Eurosport in HD.
Insgesamt weist Sky Italien auch in anderen Paketen mehr Sender auf als Premiere derzeit bei uns: Das weiß auch Mark Williams und kündigte deshalb an, Premiere in diesem Punkt zu verbessern. Genau deshalb benötigte er die vor wenigen Wochen von der Hauptversammlung genehmigte zweite Kapitalerhöhung, die für Programminvestitionen verwendet werden soll. Schemenhaft kann man sich schon heute vorstellen, wie die Zukunft von Premiere aussieht – genaues erfährt man wohl in wenigen Wochen.
Klar ist aber auch eins: Es ist die letzte Chance für das Pay-TV-Unternehmen, das derzeit noch Premiere heißt. Floppt Mark Williams, floppt Sky Deutschland, dann wird es richtig schwer sein, einen weiteren Käufer für den dann immer noch maroden Laden zu finden. Auf dem Spiel steht demnach nicht weniger als die Zukunft eines Geschäftsmodells in Deutschland, das sich Pay-TV nennt.