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Die Kritiker: «Der Wolf - Auf eigene Faust»

Story:
Die Firmenleitung einer Fabrik für Hightech-Pipelines beauftragt Varg Veum mit der Suche nach ihrem verschwundenen Mitarbeiter Arne Samuelsen . In der Wohnung des Top-Ingenieurs findet der Detektiv überraschend eine kopflose Frauenleiche - und wird im selben Moment niedergeschlagen. Als er wieder zu Bewusstsein kommt, fehlt von der Leiche jede Spur. Kommissar Hamre glaubt die Geschichte nicht: keine Leiche, kein Mord, nur ein Detektiv mit Brummschädel, der wie üblich am falschen Ort auftaucht.

Samuelsen, so erfährt Varg Veum von seinen Klienten, hat eine bahnbrechende Erfindung auf dem Sektor der Pipeline-Technologie gemacht, mit der die kleine Firma zum Global Player aufsteigen wollte. Doch daraus wird wohl nichts, denn Samuelsen ist mit dem kompletten Datensatz des Projektes verschwunden. Eine Firma in Brasilien bietet ihm anscheinend mehr Geld, zwei Flüge nach Rio sind für den kommenden Tag bereits gebucht. Als Veum sich von seiner Freundin Anna verabschieden will, die einen Job im Ausland antritt, erhält er überraschend eine SMS von Samuelsen, der zu einem sofortigen Gespräch bittet. Das Treffen erweist sich als Falle:

Ein Mordanschlag, dem Veum nur mit knapper Not entgeht. Doch Anna, die dem Detektiv ahnungslos folgte, wird von dem flüchtenden Fahrzeug überrollt und stirbt wenig später im Krankenhaus.

Darsteller


Trond Espen Sei ist Varg Veum
Bjørn Floberg ist Hamre
Dennis Storhøi ist Hallvard Johnsen
Charlotte Grundt ist Else Ljones
Katherina Fagerland ist Anna Keilhaug
Per Goervell ist Arild Vestre
Christian Rubeck ist Kjetil

Kritik


Die neue Ausgabe von «Der Wolf» ist um einiges besser geraten als der Pilot, trotzdem noch lange kein Meisterwerk. Immerhin hat man es geschafft, die Hauptfigur nun um einiges weniger stereotyp auftreten zu lassen und auch ihre üble Charaktereigenschaft der maßlosen sexuellen Verwahrlosung hat man entfernt. Jedoch fehlt ihr nach wie vor einiges an Tiefe und warum Varg Veum seinen Job so rigoros ausführt, selbst nachdem ihm dessen furchtbare Konsequenzen klar geworden sind, bleibt unklar. Nach Annas Tod, den er durch seine Arbeit ja in gewisser Weise mitverschuldet hat, gerät er nicht etwa in eine Sinnkrise oder setzt sich mit seiner Schuld auseinander, sondern macht einfach weiter, wenn er nun auch ein wenig Trauerarbeit leisten muss. Diese interessante und eigentlich auch logische Thematik hat man hier leider überhaupt nicht behandelt.

Spannend ist das ja alles und die Einführung ist durchaus packend. Doch Filme, die sich um Industriespionage und Geschlechtsumwandlungen drehen, hat man schon dutzendfach gesehen und das ganze Unterfangen ist doch sehr auf billige Effekthascherei getrimmt. Ein zerstückelter Torso im Kühlschrank und eimerweise Blut in Badewannen ersetzen leider keinen guten Plot, eine gute Thematik oder interessante Figuren.

Ein weiterer Fehler der Macher war es wohl auch, dass man mit dem zwar spannenden, gleichzeitig aber doch auch abgedroschenen Haupthandlungsstrang noch eine melodramatische Geschichte um Annas geplanten Auslandsaufenthalt verwoben hat. Diese ist schnell erzählt und so kitschig und klischeehaft, wie es nur irgendwie geht: Anna möchte “etwas Sinnvolles machen” und hat sich dazu entschlossen, ein Jahr in Afrika für “Médecins Sans Frontières” zu arbeiten. Varg Veum, unserem “Wolf”, gefällt das aber gar nicht, hat er doch seit geraumer Zeit ein Faible für Anna entwickelt und will sie nicht verlieren.

Und das soll dann wohl Wolfs “weiche” Seite zum Ausdruck bringen, damit er nicht gänzlich zum widerlichen, rücksichtslosen Söldner verkommt. Doch plumper kann man so etwas nicht machen und der Zuschauer kann, ein gewisser Zynismus vorausgesetzt, darüber glücklich sein, dass Anna noch im ersten Akt von einem Auto überrollt wird, sodass man sich das ständige, mit billigstem Subtext geschwängerte Geschwafel der beiden nicht mehr anhören muss.

Alles in Allem hat sich «Der Wolf» mit “Auf eigene Faust” zwar deutlich von der ersten, vollkommen minderwertigen Ausgabe gesteigert. Ein Must-See-Krimi, der das Genre neu erfindet, ist das hier aber ebenfalls nie und nimmer.

Die ARD zeigt «Der Wolf: Auf eigene Faust» am Ostersonntag, 12. April 2009, um 22.45 Uhr.
11.04.2009 10:21 Uhr Kurz-URL: qmde.de/34253
Julian Miller

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Tags

Der Wolf

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