Harald Schmidt und Oliver Pocher verabschieden sich - doch viel ist seit dem Start gar nicht passiert. Ein Fazit zum Abschied...
Einige Jahre lang hatte auch Deutschland eine richtige Late-Night-Show, doch mit dem Ende der «Harald Schmidt Show» vor über fünf Jahren ist auch dieses Thema hierzulande weitgehend gestorben, wenn man mal Stefan Raabs «TV total» außen vor lässt.
Nachfolger sollte es viele geben – Anke Engelke etwa, oder auch Daniel Hartwich. Den Durchbruch am späten Abend schaffte allerdings niemand mehr. Nicht mal mehr der "Meister" persönlich: Harald Schmidt präsentierte sich nach seinem Wechsel zur ARD zuletzt meist eher gelangweilt und uninspiriert. Kein Vergleich zu alten Sat.1-Zeiten, in denen Schmidts Show zwar gewiss auch nicht jeden Abend einen Grimme-Preis verdient hätte, aber doch wenigstens oft zu überraschen wusste.
Oliver Pocher konnte da wenig helfen. Wer hoffte, dass er neuen Schwung in Schmidts Sendung bringen könnte, musste sich eines Besseren belehren lassen. Sicher: Motiviert war Pocher in den vergangenen anderthalb Jahren durchaus; viele seiner Gags zündeten nicht und eine wirkliche Harmonie mit Schmidt wollte sich bis zum Schluss nicht einstellen. Während Pocher sich immer und immer wieder an – meist mäßigen – Parodien versuchte, saß Schmidt meist da und feuerte nur hin und wieder eine Pointe ab.
Zu wenig. Vor allem daran gemessen, dass Schmidt und Pocher ohnehin nur einmal wöchentlich auf Sendung gingen. Wenn überhaupt. Wie wenig aktuell die Late-Night-Show tatsächlich war, zeigte sich erst kürzlich, als die ARD eine Ausgabe wegen des Amoklaufs in Winnenden erst sieben Tage später ausstrahlte, was wiederum nur deshalb möglich war, weil für die nächste Woche ohnehin keine Ausgabe geplant war. Dem Anspruch einer Late-Night-Show konnte das Duo damit nie gerecht werden – und wer nur eine leise Hoffnung hatte, dürfte schnell enttäuscht worden sein.
Immerhin ein paar junge Zuschauer konnte Pocher ins Erste spülen, doch auch hier lässt sich mit Sicherheit im Nachhinein betrachtet kein wirklicher Erfolg feststellen. Letztlich geht am heutigen Donnerstag also ein Experiment zu Ende, das schon von Beginn an zum Scheitern verurteilt war – auch wenn natürlich niemand offiziell behaupten würde, dass Schmidt und Pocher gescheitert sind. In Erinnerung blieb jedenfalls nicht viel: Das Nazometer vielleicht. Oder Pochers peinliche Übergabe von Vagina-Sekret. Hin und wieder Diskussionen von religiösen Verwaltungsrats-Teilnehmern.
Das war’s dann schon im Großen und Ganzen. Das durchaus vorhandene Potenzial der beiden wurde leider nie genutzt, weil sie auch nach anderthalb Jahren nie wirklich eine gemeinsame Linie fanden – nun bleibt nur zu hoffen, dass Schmidt und Pocher im Alleingang wieder spritziger werden. Wenn also schon die deutsche Late-Night-Show tot ist, so sollte doch wenigstens die Hoffnung zu letzt sterben. Irgendwie ein schwacher Trost.