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1 Stunde Wahnsinn: Der Samstagmorgen

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Sicherlich nicht weiterentwickelt hat sich «Der X-Faktor» auf RTL II. Zu meiner Überraschung laufen samstagmorgens Wiederholungen des Mystery-Formats der späten 90er. Die eigentlich immer selben Geschichten in unterschiedlichem Gewand haben mir schon früher das Fürchten gelehrt. Auch die aktuelle Folge endet mit einem wahren Paukenschlag: Im Puppenhaus eines kleinen Mädchens liegt eine neue Puppe, die aussieht wie ihr Vater. Bumm. So unverhofft kann einen die bittere Wahrheit überschatten. Leider kommt nun Werbung, doch gleich geht es an dieser Stelle weiter. Zeit, um mal zu schauen, was bei HSE24 und DMX läuft, doch außer einem hochwertigen Pfannenset entdecke ich nichts.

Ein richtiges Highlight wartet bei Sat.1 auf mich. Dort läuft das «Sat.1 Frühstücksfernsehen» mit einen sensationellen Story: Es gibt Stress zwischen einer überforderten Mutter und dem aufmüpfigen Teenie-Töchterchen. Geniale Grundsituation, um mal etwas Neues zu zeigen. Die Tochter ist latent aggressiv und schmeißt mit Sätzen wie “Bist Du behindert oder so?” oder “Verpisst Du dich oder so?” um sich. Im Interview dann die große Reue: “Mir tut’s ja auch Leid, dass ich so scheiße zu ihr bin.” Ähm, ja. Auf die Frage, warum ihre Mutter keinen Job mit Kindern machen könnte, antwortet sie ernsthaft, sie wirke eher fies auf die Umwelt und die Kinder würden sicherlich wegrennen. Danach kloppen sie sich erst einmal gepflegt um die Fernbedienung, was in einem Wortgefecht bestehend aus Zicke und Schlampe gipfelt. Die Zicke [Mutter] gibt auf, liest ein Buch und überlässt ihrer Tochter die Glotze. Nach diesem erschreckenden Wirklichkeits-Bericht flüchte ich mich doch lieber in die teils fiktionale Welt des Mysteriösen.



Bei «X-Faktor» beginnt in diesem Moment die Episode mit dem herrlichen Titel “Der wunderbare Waschsalon“. Dort kann die Inhaberin eines Waschsalons ihre Miete nicht bezahlen und sieht sich vor dem Abgrund. Sie betet zur heiligen Maria, dass sie nicht aus dem Laden geschmissen wird. Doch das Schicksal meint es nicht gut mit ihr und sie wird ausgeraubt. Unfassbar: Die Gauner stecken die wertvollen Münzen, die sie kurz zuvor dem Vermieter des Salons geklaut hatten, in den Münzautomat, um so Münze für Münze Reichtum zu erlangen. Zum Dank darf sie auf ewig mietfrei im Gebäude hausen und die Renovierung ist obendrein kostenlos. Das war die höchst mysteriöse Geschichte (Wo war hier noch gleich der Spuk?), die später als Wahrheit (Naja, zumindest haben die Autoren einen ähnlichen Vorfall vorgefunden) geoutet wird. Nicht fehlen darf das obligatorische “Ihr Jonathan Frakes”.

Mal sehen, was bei ProSieben zurzeit zu sehen ist. Ah, eine Wiederholung des «Takeshi’s Castle»-Klons «WipeOut - Heul nicht, lauf!». Nach den überraschend positiven Quoten muss ja mal in Erfahrung gebracht werden, was so besonders an diesem Format ist. Auf den ersten Blick wirkt das Moderatoren-Team höchst gewöhnungsbedürftig und die Kommentare von Werner Hansch bestätigen meine Skepsis. Nun ja, es folgt das übliche System der Schadenfreude und die Kandidaten werden so bekloppt wie möglich dargestellt. Wobei sich mal wieder die Frage stellt, wo sich solche Menschen ausgraben lassen (Stichwort: “Ich bin dick aber belastbar!”). Mit einem gelben Stift werden immer wieder besonders “lustige” Ausrutscher oder Missgeschicke unterstrichen. Ganz nett, solch sinnfreie Unterhaltung. Immerhin niveauvoller als eine gesamte «The Next Uri Geller»-Staffel. Und das will wirklich was heißen.

Zum krönenden Abschluss kehre ich zu Sat.1 zurück, wobei ich auf das sich streitende Mutter-Tochter-Gespann hoffe. Leider sind die beiden schon abgehandelt, nun geht es um einen Fälscher-Test im Urlaub. Ob Parfum, T-Shirts oder Medikamente, in Ägypten scheint man jedes Plagiat für lau zu kriegen. Ein Händler meint zuversichtlich “Alles legal in Ägypten” - gut zu wissen! Die üblichen Proben folgen und es wird sich über die minderwertige Qualität beschwert. Besonders Schmerzmittel seien nicht zu empfehlen und möglicherweise risikobehaftet. Mit diesem lehrreichen Schlusssatz schalte ich den Fernseher aus und halte fest, dass ich die Stunde auch ruhig hätte weiterschlafen können. Obwohl, ein lupenreiner Dampfbesen, ein zehnteiliges Topfset und ein falsches Ed Hardy-T-Shirt sind auf dem Weg zu mir. Was für eine Ausbeute!
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16.03.2009 10:18 Uhr Kurz-URL: qmde.de/33739
Philipp Stendebach

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1 Stunde Wahnsinn

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