Seit Januar ist die Serie «Two and a half Men» der Zuschauerhit am Nachmittag. Gibt’s ein Comeback der Sitcoms?
Der Sender kabel eins kann sich aktuell wirklich glücklich schätzen: Das Programm am werktäglichen Nachmittag ist ein absoluter Quotenrenner. Schon seit einigen Jahren setzt man auf einen mehrstündigen Sitcom-Block und kann seit geraumer Zeit mit Klassikern wie «Eine schrecklich nette Familie» gute Zuschauerzahlen einfahren. Seit Ende März 2008 hat kabel eins seine vorherige Vorabendserie «King of Queens» – eine der erfolgreichsten Sitcoms aller Zeiten in Deutschland – ins Nachmittagsprogramm verlegt und kann auch hier mit beständig guten Marktanteilen rechnen, die teils doppelt so hoch sind wie der Senderdurchschnitt. Anfang dieses Jahres wurde dann «Two and a half Men», die seit vielen Jahren erfolgreichste Sitcom in den USA, ins werktägliche Programm nach 13.00 Uhr genommen. Seitdem kann sich kabel eins quotenmäßig mit den großen Privatsendern messen – das Programm ist ein Zuschauermagnet.
Bestes Beispiel für den großen Erfolg ist der vergangene Mittwoch, an dem die beiden ausgestrahlten Folgen 14,2 bzw. 15,9 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-jährigen Zuschauern erreichte. Mit diesen Zahlen war kabel eins zu der Zeit erfolgreicher als Sat.1 und ProSieben, von den kleinen Sendern wie RTL II und VOX ganz zu schweigen. Nur RTL war mit «Punkt 12» erfolgreicher als die US-Sitcom. Und auch allgemein kann die Serie meist zweistellige Marktanteile vorweisen, ähnlich wie das nach 15.00 Uhr ausgestrahlte «King of Queens». «Two and a half Men» erreichte durchschnittlich in der vergangenen Sendewoche 13 Prozent Marktanteil – 145 Prozent mehr als der Senderschnitt.
Verdient hat es die Serie allemal, so erfolgreich zu sein: Die Geschichten um den frauenverschleißenden Junggesellen Charlie Harper, der mit dem Komponieren von Werbejingles reich geworden ist, seinen Bruder Alan, der als Chiropraktiker sein Geld verdient und nach der Scheidung von seiner Frau in Charlies Haus wohnt, sowie Jake, Alans pummeligen und pubertierenden Sohn, sind unterhaltsam und wunderbar geschrieben, teils sogar ein wenig anstößig – vielleicht war Letzteres auch der Grund, warum dieses Programm in den USA so erfolgreich wurde. «Two and a half Men» ist damit wirklich eine moderne Serie – und bei den Quoten fragt man sich, warum nicht die größeren Sender wieder verstärkt auf das Sitcom-Genre setzen.
Wenn schon kabel eins mit diesen Shows erfolgreicher ist als die Konkurrenz, wie erfolgreich wäre das Sitcom-Programm dann erst, wenn es in ähnlicher Weise beispielsweise bei RTL oder ProSieben ausgestrahlt würde? Und warum versuchen sich die Sender nicht auch mal wieder am Vorabend oder in der Late Night an der wohl wieder beliebten Sitcom-Ware? Der Sender Comedy Central macht es vor: Hier laufen mittlerweile zur Primetime sowie nach 23.00 Uhr erfolgreiche US-Comedys wie «Alle lieben Raymond», «Dharma & Greg» sowie die grandiose Serie «Frasier» – wohl mit akzeptablem Erfolg. Dass gute Sitcoms sogar in der Primetime erfolgreich sein können, zeigen die Zuschauerzahlen, als neue Folgen von «King of Queens» um 20.15 Uhr gezeigt wurden – das Finale der Serie erreichte einen der höchsten Marktanteile der Sendergeschichte. Und auch Tele 5 setzt mittlerweile werktags ab 14.30 Uhr anstatt Call-In-Shows auf den Klassiker «ALF». RTL II zeigt seit vielen Jahren ab 18.00 Uhr «Immer wieder Jim» und ist mit den Quoten zufrieden.
Sitcoms sind im Trend – und ein günstiges Programm für die Sender. Es wäre also nicht verwunderlich, wenn die Harpers, die Heffernans oder auch neue, gute Sitcom-Waren demnächst wieder am Vorabend oder sogar bei einem größeren Privatsender Einzug finden. Und seien wir mal ehrlich: Viel besser als die nächste gestellte Verbrecherjagd bei «K11» oder das fünfte Boulevardmagazin ist diese Alternative allemal.
Jan Schlüters Branchenkommentar beleuchtet das TV-Business von einer etwas anderen Seite und gibt ein paar neue Denkanstöße, um die Fernsehwelt ein wenig klarer zu sehen. Eine neue Ausgabe gibt es jeden Freitag nur auf Quotenmeter.de.
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