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Sonntagsfragen an Tim Greve

Am Donnerstag startet Sat.1 die Medical-Weekly «Klinik am Alex». Quotenmeter.de sprach mit dem ausführenden Produzenten Tim Greve über das Projekt und die Chancen auf einen Quotenerfolg.

Herr Greve, Sat.1 zeigt die neue Serie «Klinik am Alex» ab Ende Januar. Um was geht es dort?
«Klinik am Alex» ist in seiner Grundanlage eine klassische Medical-Serie: Sechs junge Assistenzärzte müssen private Probleme und den Klinikalltag bewältigen. Es geht um Liebe, Beruf, Leben und Tod – Nähe und Beziehung, aber auch um den Konkurrenzkampf untereinander.

Sie sollten die Handlung von «Klinik am Alex» beschrieben, nicht die von «Grey’s Anatomy».
Der Vergleich wird unserer Serie in keiner Weise gerecht. «Klinik am Alex» ist eine klassische Medical-Serie, so wie auch «Klinikum Berlin Mitte» eine war oder das «alphateam». All das gab es schon weit vor «Grey’s Anatomy». Auch dort ging es um junge Assistenzärzte: Wieso ist dann ausgerechnet unser Format eine Kopie von «Grey‘s Anatomy»? Wir verwenden zwar klassische Ideen einer Krankenhausserie, interpretieren sie aber zeitgemäßer und erzählen sie schneller.

Was unterscheidet «Klinik am Alex» von dem US-Format?
Wir sind moderner und temporeicher. Die Storys sind stärker nach vorne ausgerichtet und eliptischer erzählt. Unser Ensemble ist gleichberechtigter. In den USA hat Grey eine überragend tragende Rolle, das gibt es bei uns in dieser Form nicht. Natürlich steht bei uns Luisa Keller im Mittelpunkt, aber alle Ärzte sind unglaublich wichtig. Außerdem grenzen wir uns durch die Interviewpassagen, die immer wieder vorkommen, von anderen Formaten –eben auch von «Grey»- deutlich ab. Sie sind für eine Dramaserie ein absolutes Novum. Nicht zu vernachlässigen ist außerdem die Bildsprache und der Look & Feel von «Klinik am Alex». Dieser unterscheidet sich deutlich von «Grey‘s Anatomy».

Wieso haben Sie sich für diese Interviews entschieden?
Sie spiegeln den emotionalen Haushalt der einzelnen Figuren wieder. Das funktioniert additiv zur normalen Erzählweise. Durch diese Interviews lernt man die Gefühle und Gedanken der sechs Ärzte noch tiefer und direkter kennen.

Sie haben recht unbekannte Darsteller gewählt – anders als bei «Plötzlich Papa» und «Dr. Molly & Karl»: Waren diese einfach günstiger?
Das hatte vor allem inhaltliche Gründe. «Klinik am Alex» ist eine neue Serie mit neuen Gesichtern – Andreas Brucker einmal ausgenommen. Das Ensemble ist großartig und verspricht Vielseitigkeit und Spannung - und dieses Versprechen halten wir auch ein. Bekannte Gesichter assoziiert man immer gleich mit alten Rollen, mag sie deshalb oder auch nicht. Genau das wollen wir nicht: Frische Gesichter tun der Primetime sehr gut. Zugleich wollen und müssen wir als Prime Time Serie auf höchstem Niveau arbeiten. Das ist bei dieser Produktionsweise eine große Herausforderung die, wie ich finde, teamWorx eindrucksvoll gemeistert hat.

Ist es möglich, dass es nach den geplanten 22 Folgen direkt weitergeht?
Es werden 27 Folgen sein. Die 27. drehen wir im Februar. Derzeit findet bei uns die Stoffentwicklung für eine zweite Staffel mit 26 Folgen statt. Wie es genau weitergeht, weiß ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht, wir sind aber auf alles vorbereitet.

Ist es richtig, dass die Grundidee von «Klinik am Alex» als Telenovela für den Vorabend vorgeschlagen wurde?
Ja, das stimmt.

Was hat sich daran nun alles geändert?
Die gesamte Erzählweise. Sie ist nun deutlich erwachsener und schneller. Somit bleibt mehr Zeit für die medizinischen Fälle und deren dramatisches Potential. Und natürlich mussten wir auch das gesamte Produktions-Konzept umschreiben – wir müssen ja nun nicht 25 bis 30 Minuten pro Tag herstellen, sondern „nur“ 8 bis 10 Minuten, was bei unserem qualitativen Anspruch nicht immer ganz leicht ist, aber ich bin sicher das Ergebnis spricht für sich.



Als Lead-In haben Sie zunächst US-Spielfilme. Sind Sie damit zufrieden?
Sehr zufrieden. Nach dem «rosaroten Panther» haben wir wirklich die bestmögliche Startposition – da sind wir Sat.1 sehr dankbar. Auch das ist ein Zeichen, dass der Sender an unser Format glaubt und wirklich sein Bestes tut, damit «Klinik am Alex» ein Erfolg wird.

«Dr. Molly & Karl» war ein großer Flop für Sat.1: Ist denn überhaupt damit zu rechnen, dass Ihre Serie auf 12 oder 13 Prozent kommen wird? Oder wären neun Prozent sogar schon ein kleiner Erfolg?..
Natürlich ist es möglich, dass die Serie auf einen zweistelligen Wert in der Zielgruppe kommt. Ich glaube, dass «Klinik am Alex» schnell Akzeptanz beim Publikum finden kann – sonst hätte Sat.1 das Format nicht genommen. Alles Andere wird sich bekanntermaßen zeigen.

Wieso funktioniert aber genau «Klinik am Alex»?
Krankenhausserien sind sehr frauenaffine Programme. Diese Tradition lassen wir mit Sat.1 wieder aufleben; auch aus diesem Grund sind wir sicher, eine Chance zu haben. Wir wollen vor allem dramatisch, gleichwohl realitätsnah sein und dabei zeitgemäß, modern wirken. Der Zuschauer soll den Eindruck gewinnen, dass unsere Klinik bei ihm um die Ecke stehen könnte. Allzu übertriebenes und unrealistisches werden Sie in «Klinik am Alex» nicht finden. Zudem haben wir eine Menge leise, warme und sehr emotionale Töne und Momente dabei.

Vor dem Start des «alphateams» war man erschrocken wegen den drastischen Bildern. Wie hart es bei «Klinik am Alex»: Immerhin senden Sie um 22.15 Uhr?
Ich weiß bis heute nicht, was an «alphateam» derart schlimm gewesen sein soll. Wir haben dank unserer SFX-Leute und unserer Maskenbildner einen guten Weg gefunden, auch bei einer OP die Wirklichkeit extrem realistisch abzubilden. Wir investieren in die OPs unwahrscheinlich viel Zeit und Geld, manches kann man aber nicht zeigen, weil es die Zuschauer gar nicht so genau sehen wollen. Wir gehen bei den OPs oft an die Grenzen des Erträglichen, was ja allerdings sehr subjektiv ist. Aber in erster Linie geht es natürlich nicht um das kaputte Bein oder den offenen Thorax eines Patienten, sondern um das menschliche Drama dahinter.

Sie sprechen immer wieder vom Realismus: Das Ende der ersten Folge ist nicht wirklich realistisch: Einer der Ärzte spielt sich mit klugen Sprüchen recht weit nach vorne. Ungewöhnlich für einen jungen Mediziner, oder?
Die Kritik kann ich nicht nachvollziehen. Gerade Assistenzärzte müssen sich beweisen, sie müssen viel recherchieren, viel kennenlernen. Deshalb halte ich das Ende der ersten Folge sogar für sehr realistisch und außerdem spiegelt es den von Ihnen angesprochenen Charakter wieder. Eines dürfen Sie aber nicht außer Acht lassen: Wenn ich realistisch sage, dann spreche ich nicht von einer Abbildung des Alltags. Nichts kann langweiliger sein als der Alltag. Wir wollen ja eine Drama-Geschichte erzählen. Und deshalb müssen wir manchmal vom Realismus auch abweichen. Würden wir den Aufbau eines solchen Krankenhauses originalgetreu wiedergeben wollen, bräuchten wir ein Ensemble von 60 oder 70 Mann. Das geht einfach nicht.

Herr Greve, ich wünsche Ihnen in jedem Fall viel Glück für den Start der Serie.
25.01.2009 00:00 Uhr Kurz-URL: qmde.de/32734
Manuel Weis

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Tim Greve

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