►   zur Desktop-Version   ►

Die Kritiker: «Tatort: Schwarzer Peter»

Story


Bei einem Bootsausflug entdeckt eine Familie in der Weißen Elster eine beinlose Leiche. Die Hauptkommissare Eva Saalfeld und Andreas Keppler werden mit den Ermittlungen betraut und können den Toten als den erfolgreichen Leipziger Unternehmer Peter Schneider identifizieren.

Ein Täter scheint schnell gefunden zu sein: Unter Verdacht gerät Schneiders ehemaliger Ingenieur Siegbert Finster, der wegen Trunkenheit gekündigt wurde und am Vortag des Mordes vergeblich versucht hatte, seinen ehemaligen Chef von seiner Wiedereinstellung zu überzeugen. Finster beteuert seine Unschuld und bezeichnet Schneider als bösartigen Patriarchen, der seinen Willen mit Gewalt und Geld erzwungen habe. Auch Schneiders Kinder berichten von gewalttätigen Auseinandersetzungen mit ihrem Vater und sind alles andere als entsetzt über seinen Tod. Einzig Schneiders Frau Gitta ist seit dem Tod ihres Mannes verstört und versucht, sich mit Schlaftabletten das Leben zu nehmen.

Je weiter die Ermittlungen voranschreiten, desto detaillierter zeichnet sich ein Abgrund aus brutalen Machtspielen, gekaufter Liebe und enttäuschter Hoffnungen ab, auf dessen Grundlage jede Person aus Schneiders Umgebung ein Motiv für den Mord gehabt hätte.

Darsteller


Simone Thomalla («Ein Fall für den Fuchs», «Frühstück mit einer Unbekannten») ist Hauptkommissarin Eva Saalfeld
Martin Wuttke («Inglorious Bastards», «Hand in Hand») ist Hauptkommissar Andreas Keppler
Suzanne von Borsody («Justiz», «Lola rennt») ist Gitta Schneider
Pierre Besson («Liebesluder», «Mein Weg zu Dir») ist Christian Bensen
Sandra Borgmann («Bedtime Stories», «Der Baader Meinhof Komplex») ist Ivonne Schneider
Joram Voelklein («Stadt, Land, Mord», «Es geht nicht immer nur um Sex») ist Michael Schneider
Chiara Schoras («The Cat’s Meow», «Vaya con Dios») ist Susanne Kuhnert
Thomas Huber («Der Schattenmann», «Lindenstraße») ist Rüdiger Kuhnert

Kritik


Erst im vergangenen Jahr wurde das Duo Saalfeld-Keppler als neues Ermittler-Team in Leipzig eingeführt und konnte sich schon durch mittlerweile drei Folgen im «Tatort»-Kader etablieren: Starke Charaktere, eine Scheidung der Hauptkommissare als Garantie für mitunter persönliche Auseinandersetzungen und spannende Fälle sorgten in der Vergangenheit regelmäßig für gute Einschaltquoten.

Hier bildet die vierte Folge keine Ausnahme und weiß mit einer durchdachten Handlung zu überzeugen. Statt auf kriminalistischen Instinkt setzen die Ermittler auf emotionale Feinfühligkeit und psychologisches Geschick, denn anders lässt sich der merkwürdige Fall nicht lösen: Der angesehen Unternehmer Peter Schneider wird ermordet und mit abgetrennten Beinen in einem Fluss gefunden, aber statt Trauer übt sich seine Familie in distanzierter Gelassenheit. Den Kindern ist der Vater nur als gewalttätiger Tyrann in Erinnerung, in seiner Firma ist er als korrupter und verrohter Geschäftsmann bekannt, die Ehefrau ist Opfer sexuellen Missbrauchs und von Wutausbrüchen ihres Mannes. Bei den Ermittlungen stellt sich zudem heraus, dass Tochter Susanne Kuhnert ebenfalls Opfer häuslicher Gewalt ist.

Großartig besetzt ist die Familie Schneider mit Suzanne von Borsody als verstörte Ehefrau Gitta, Chiara Schoras als still leidende Tochter Susanne und Sandra Borgmann als kaltherzige Ivonne, die nach dem Leichenfund den Sekt entkorkt. Die Schauspieler harmonieren mit dem Drehbuch, das deutlichen Wert auf die gesellschaftskritische Ausrichtung des Tatorts legt, indem Eva Saalfeld als sensiblen und mitfühlenden Charakter in den Vordergrund gerückt wird. Die Auswirkungen häuslicher Gewalt und die Relevanz des Themas werden durch zahlreiche Gespräche und Gefühlsausbrüche Saalfelds deutlich, rücken aber die eigentlichen Ermittlungen zum Teil in den Hintergrund. Das verzögert den Verlauf der Handlung und sorgt für einige kurze Hänger.

Auch wenn „Schwarzer Peter“ sicher kein konventioneller «Tatort» ist, besticht er vor allem durch seine emotionale Dichte und schauspielerischen Leistungen. Wer von den recht unspektakulären Ermittlungen absehen kann, wird gut unterhalten.

Das Erste zeigt «Tatort: Schwarzer Peter» am Sonntag, dem 18. Januar 2009, um 20:15 Uhr.
17.01.2009 13:50 Uhr Kurz-URL: qmde.de/32596
Jakob Bokelmann

Artikel teilen


Tags

Tatort

◄   zurück zur Startseite   ◄

Qtalk-Forum » zur Desktop-Version

Impressum  |  Datenschutz und Nutzungshinweis  |  Cookie-Einstellungen  |  Newsletter