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Die Kritiker: «Väter, denn sie wissen nicht, was sich tut»

Story


Für den jungen Anton ist das Konzept Zukunft nur ein Auslaufmodell. Er hat gerade das Studium geschmissen und hängt seit dem nur noch in der Wohnung seines Vaters Walter ab. Dieser wiederum ist seit zwei Jahren arbeitslos und sammelt im Park Müll auf. Eines Tages eskaliert ein Streit und Anton entschließt sich, zum wohlhabenden Stoffverkäufer Ingo zu ziehen. Während Walter froh zu sein scheint, ihn los zu sein, genießt Anton das Leben auf der Couch.

Bis zu dem Tag, an dem auch Walter bei Ingo einzieht. Das Chaos beginnt: Walter veranstaltet Pokerabende, Anton will chillen und Ingo versucht verzweifelt, beim Speed-Dating Frauen kennen zu lernen. Damit Anton endlich zur Vernunft kommt, setzen sie ihn im Wald aus. Doch das Vorhaben scheitert gnadenlos. Anton sieht in der 14-jährigen Tilda seine Rettung und unterstützt sie bei ihrer Klavier-Aufnahmeprüfung. Ob das die Lösung der Probleme ist?

Darsteller


Edgar Selge («Angsthasen») ist Ingo Hohmann
Armin Rohde («Räuber Hotzenplotz») ist Walter
Robert Gwisdek («Berliner Reigen») ist Anton Brenner
Ulrike Krumbiegel («Antikörper») ist Marion Vollmer
Sidonie von Krosigk («Bibi Blocksberg») ist Tilda Leineweber
Barbara Nüsse («Die Pfefferkörner») ist Frau Preuss

Kritik


Hermine Huntgeburth dürfte jedem Deutschen, der einigermaßen filminteressiert ist, bekannt sein. Mit «Bibi Blocksberg» zeigte sie, dass man auch eine kultige Hörspielreihe fachgerecht auf die Leinwand bringen kann. Durch «Die Weiße Massai» wurde sie richtig bekannt und übertrug die Buchvorlage mit wundervollen Bildern ins Kino. Demnächst kommt «Effie» ins Kino, eine weitere Verfilmung der Romanvorlage von Theodor Fontane mit namhaften Schauspielern wie Julia Jentsch und Sebastian Koch. Doch was hat sie in der Zwischenzeit gemacht? Kurzum: Sie hat eine Fernsehfilm-Perle gedreht, wie man sie nur selten zu Gesicht bekommt.

Natürlich wird der mögliche Zuschauer erst einmal durch den unfassbar sperrigen Titel abgeschreckt. Auch die Bedeutung der darin steckenden Aussage bleibt vorerst verwehrt. Eine „normale“ Inhaltsangabe wird eigentlich dem Film nicht gerecht. Denn es geht vielmehr um Selbstfindung, um das Streben nach Glück und um den Kampf mit dem alltäglichen Leben. Doch was macht den Film so besonders? Der größte Faktor ist sicherlich das von Volker Einrauch und Lothar Kurzawa verfasste exzellente Drehbuch.

Zeilen wie „Der Friede wächst am Baum des Schweins“, „Mir ist hier alles viel zu krampfig“ oder „Das Konzept Zukunft ist ein Auslaufmodell“ machen den besonderen Reiz des Skripts aus. Der Geschichte tut gut, dass dem Zuschauer nicht alles von Anfang an offensichtlich präsentiert wird. Vorerst ist nicht klar, warum Anton nur zu Hause rumhängt und in den Tag hinein lebt. Auch Walters Müllsammelaktivitäten werfen zunächst Fragen auf. Es gibt immer wieder Szenen, in denen man sich fragen kann, was das jetzt soll oder warum eine Person so handelt. Das Gute: Selbst am Ende des Films bleiben einige Fragen offen.

Der Film nimmt sich Zeit, um lustige Situationen oder dramatische Momente herbeizuführen. Es gibt keine krampfhaft herbeigeführte Pointen oder dämliche Witze, die den Unterhaltungswert schmälern würden. Vielmehr ist einfach die Gesamtsituation (die Zusammenstellung der Zwecks-WG und die dadurch folgenden Konflikte) zum Schreien. Außerdem wird auf viel Wortwitz gesetzt, der in seinen besten Momenten sogar an Wortakrobatik à la Loriot (Stichwort: Speed-Dating) erinnert.

Im Film werden typische Probleme der heutigen Zeit angeschnitten, beispielsweise der überqualifizierte Arbeitslose. Außerdem ist immer wieder das Thema „Erziehung“ ein Thema. Die beiden gestandenen Männer sind sich in dem Punkt überhaupt nicht einig und streiten des Öfteren wie ein seit 20 Jahren verheiratetes Ehepaar. Dabei gibt Ingo immer Erziehungsratschläge, während Walter aggressiver und robuster ans Werk geht. Der Film trifft dabei immer den richtigen Ton und schwankt zwischen Komik und Tragik.

Zum guten Gelingen tragen insbesondere die hervorragenden Schauspieler bei. Allen voran Armin Rohde, der den perfekten verzweifelten Vater abgibt. Auch Robert Gwisdek zeigt hier einiges von seinem Können. Allerdings ist das kaum verwunderlich, wenn die Mutter Corinna Harfourch heißt. Alles in Allem handelt es sich um einen unbedingt sehenswerten Film, der mit einem markerschütternden Finale aufwartet.

Die ARD zeigt «Väter, denn sie wissen nicht, was sich tut» am Montag, den 29. Dezember 2008, um 20.15 Uhr.
29.12.2008 11:33 Uhr Kurz-URL: qmde.de/32238
Philipp Stendebach

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