In den vergangenen Wochen und Monaten hat das Kinderspiel „Die Reise nach Jerusalem“ für einige Networkbosse stark an Bedeutung gewonnen. Die bekanntesten Senderwechsel stellen «Scrubs», «Project Runway» und «Beauty and the Geek» dar.
Es ist eine ganz schön verrückte Reise, die manche TV-Formate seit der Streikseason 2007/2008 hinlegen müssen, um endlich das richtige beziehungsweise passende Zuhause für sich zu finden. Das bekannteste Beispiel für diese These ist der Sendertausch der Krankenhaus-Comedy
«Scrubs» (Bild) von NBC zu ABC, auch wenn sich dieser auf nur ein Jahr beschränkt. Durch den Autorenstreik im vergangenen Jahr wurde die siebte Staffel der Show von 18 auf 11 Episoden gekürzt. Damit wollte sich der kreative Kopf hinter dem Programm, Bill Lawrence, nicht zufrieden geben und stürzte sich schnell in Verhandlungen mit dem amerikanischen Broadcaster ABC, um doch noch eine achte und finale Edition mit schließlich 18 Geschichten zu bekommen. Da das Produktionshaus ABC Studios schon von Anfang an die Sitcom entwickelte, stand einem Stationswechsel kaum noch etwas im Wege, obwohl NBC sich noch kräftig dagegen zu wehren versuchte. Der Pfausender kündigte, mit monatelang angesammelter Wut nach der verlorenen Schlacht gegen ABC, das Ende der elften Runde als Serienfinale an. Am Dienstag, den 5. Januar 2009 um 21:00 Uhr startet die achte Staffel von «Scrubs» gleich mit zwei neuen Folgen auf ABC.
Im April 2008 schockierte eine weitere Nachricht die Öffentlichkeit. Dabei handelte es sich um die Verlegung der Fashion-Sendung «Project Runway» von Bravo zu Lifetime. Dieses Vorhaben ging jedoch nicht so leicht über die Bühne wie die Networkbosse des Frauensenders Lifetime das gerne gehabt hätten. Der Streit zwischen den beiden Sendern zog sich über acht Monate und beinhaltete zahlreiche Prozesse. Letztendlich entschied das Gericht, dass die sechste Edition des Programms noch auf dem Broadcaster Bravo gesendet wird. Wann und ob überhaupt noch mit einem siebten Lauf der Show zu rechnen ist, entscheiden wohl die Einschaltquoten der sechsten Runde. Für beide Editionen wurden noch keine Startdaten angesetzt. Alles in Allem, muss Lifetime noch eine ganze Weile auf «Project Runway» warten – dank eines Unterlassungsurteils, das NBC Universal für Bravo beim Gericht erwirkt hat. Ein etwas kleiner Serientausch fand zwischen den beiden Kabelkonkurrenten HBO und Showtime statt. Ganze 31 Jahre lang gehörte das Sport-Magazin «Inside the NFL» zum Inventar von HBO. Über vier Monate lang fungierte das Network frei über das Format, bevor man ihm den Todesstoß verpasst hat. Nun hat sich der Pay-TV Sender Showtime das Programm unter den Nagel gerissen.
Was sich viele Menschen fragen ist, warum das Original «Beverly Hills, 90210» auf dem US-Broadcaster FOX gesendet wurde und das Spin-Off dazu
«90210» (Bild) auf The CW läuft. Darauf gibt es eine ganz einfache Antwort. Nachdem FOX die Teenager-Soap im Jahr 2000 beendete, sicherte das Produktionshaus CBS Paramount Network Television die Wiederholungsrechte an der kompletten Sendung, was auch an dem Logo der bisher veröffentlichten DVD-Boxen zu sehen ist. Aus diesem Grund konnte der Marktführer beim Gesamtpublikum CBS für sein Tochterunternehmen The CW das Spin-Off «90210» entwickelt. Dasselbe gilt auch für «Melrose Place», das ebenfalls auf FOX sein jähes Ende fand. Gerüchten zufolge wird auch eine Neuauflage hierzu für die vom Pech verfolgte Station The CW produziert.
Der kreative Kopf hinter der Teenager-Soap «One Tree Hill», Mark Schwahn, soll die Serie aller Wahrscheinlichkeit nach konzipieren und vermutlich zudem noch als Showrunner daran fungieren. Aber Sicher ist in dieser Sache noch überhaupt nichts. Wenn wir schon mal bei The CW sind: Der ehemalige The WB-Reality-Hit «Beauty and the Geek», der sogar noch in den ersten beiden Jahren des Broadcasters The CW zu sehen war und bei den Upfronts im Mai 2008 eingestellt wurde, kehrt auf die amerikanischen Flimmerkästen zurück. Der Kabelsender MTV hat die Rechte an dem Format erworben und strahlt den sechsten Lauf als Erstausstrahlung aus. Das besondere daran ist, dass diese Edition Star-gewidmet ist und vielleicht kommen auch die deutschen Zuschauer bald in den Genuss des Programms.
Bereits im Sommer 2008 sicherte sich der Pfausender NBC die Rechte an den Erstausstrahlungen der Reality «Nashville Star» mit Billy Ray Cyrus als Moderator. Zum Bedauern des Broadcasters fiel die sechste Runde auf der Free-TV Station schwach bis mäßig aus – nicht mehr und nicht weniger. Ein schlechtes Beispiel zur Integrierung von Web-Sendungen im Fernsehen stellt ganz klar «Quarterlife» dar, die nach nur einer Geschichte und den schlechtesten Einschaltquoten am späten Dienstagabend seit 17 Jahren kurzerhand von NBC abgesetzt wurde. Das Gegenteil hingegen, gelang dem Sci Fi-Channel mit der Internet-Produktion «Sanctuary», die bereits eine zweite Staffelorder vom Spartensender erhalten hat. Als nächstes an der Reihe ist die Adaption der Online-Comedy «In the Motherhood» auf ABC. Nach einigen Fakten und Tatsachen kursieren ebenfalls noch Gerüchte über Networkwechsel bei diversen TV-Produktionen in der Medienwelt herum. So nimmt die US-Station ABC stark die CBS-Sitcom «The New Adventures of Old Christine» und den abgesetzten FOX-Zeichentrick-Veteran «King of the Hill» ins Visier. Erste Verhandlungen darüber wurden bisher noch nicht geführt, soweit öffentlich bekannt.
Was bis zur Saison 2006/2007 noch kaum vorstellbar gewesen wäre, ist seit dem Streikjahr allem Anschein nach zufolge völlig normal geworden und erfüllt viele Serienfans, zum größten Teil bei eingestellten bzw. abgesetzten Formaten, wieder mit jede Menge Hoffnung auf eine Fortsetzung ihrer Lieblinge. Somit gehört das Thema „Network-Flip“ bzw. „Sendertausch“ inzwischen zum üblichen Geschäft in der amerikanischen Fernsehwelt.