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Die Kritiker: «Herz aus Schokolade»

Story
Valerie Cornelis hat ein Haus geerbt, ein Haus in Brügge. Das einzige, was Valerie mit dem Namen dieser Stadt bis jetzt verbindet, ist das Wort "Schokolade". Und Valerie hasst Schokolade. Sie hat sich vorgenommen, das unbekannte Erbe ihrer verstorbenen Mutter so schnell wie möglich zu verkaufen, um den hinterlassenen Schuldenberg zu eliminieren. Doch kaum in Brügge angekommen, passieren die unmöglichsten Dinge.

Eine freundliche Nonne, von der sie nichts gewusst hat, verwaltet ihr Erbe, ein charmanter Käufer, der ihr jeden Preis zahlen will, betritt ihr Haus und eine resolute alte Dame, die sich als Mutter des Käufers entpuppt, pflegt einen harschen Ton ihr gegenüber. Als sie sich dann auf einmal in einer Pralinenmanufaktur wiederfindet, erscheint ihr die Stadt zunehmend in einem unheimlichen, aber zugleich anziehenden Licht. Was verbergen diese Menschen? Was hat ihre Mutter mit der Familie des Käufers zu tun gehabt?

Schritt für Schritt gerät sie in eine Welt, die ihr eigenes, bisher geliebtes Leben, in den Schatten stellt. Und aus der kurz geplanten Reise nach Brügge wird eine Reise in eine Welt, von der sie nie zu träumen gewagt hätte und in der sie ihr Glück findet.

Darsteller
Simone Hanselmann («Free Rainer») ist Valerie Cornelis
Matthias Schloo («Der Dicke») ist Jan van Schooten
Sky Du Mont («Der Schuh des Manitu») ist Pieter van Eyck
Daniela Ziegler («Der Fürst und das Mädchen») ist Louise van Schooten
Adele Neuhauser («Doctor’s Diary») ist Camille van Schooten
Xaver Hu («Weisse Lilien») ist Oliver Behrend

Kritik
Wie eigentlich zu erwarten war, ist «Herz aus Schokolade» wirklich bodenlos. Die Story ist vollkommen trivial, aussagenlos und unspannend. Neunzig Minuten lang erstickt alles im Kitsch und in uralten Rollenklischees. Bestes Beispiel dafür ist natürlich, dass die erfolgreiche Anwältin Valerie mit Schuhen, die meterhohe Absätze haben, ins Kloster stiefelt, die sie kurz darauf dann auszieht. Die Charaktere haben nicht einmal einen Hauch von Authentizität und sind so platt wie Papier. Hinzu kommt noch, dass die Schauspieler mit Ausnahme des talentierten Sky du Mont, der sich hier wohl wie im falschen Film vorkommen musste, gnadenlos inkompetent sind. Weder die Hauptdarstellerin Simone Hanselmann, deren Markenzeichen ihr immer währendes, debiles Grinsen zu sein scheint, noch Daniela Ziegler, die mit ihrer phänomenalen Unfähigkeit dem Film den finalen Todesstoß versetzt und zu dieser geballten Widerwärtigkeit und Trivialität wohl ganz gut passt, spielen irgendwie überzeugend.

Geradezu ein Sakrileg ist es da, wenn man in einem derart abstoßenden Film Sequenzen mit der ausgezeichneten Musik von Amy Winehouse unterlegt. Nicht nur, dass das von der Atomsphäre her schon hinten und vorn nicht passt; leider vergeht einem da auch die Freude an tollen Nummern wie “Valerie” vollkommen. Immer wieder führen Mutter und Sohn van Schooten endlose, langweilige und hirnerweichende Gespräche über die Zukunft ihrer dahin siechenden Firma und nichts geschieht. Bis schließlich der ganze “Konflikt” schneller aufgelöst wird als man “Deus ex Machina” rufen kann. Keinerlei Dynamik, keinerlei Entwicklung ist vorhanden, wenn man einmal von einigen lachhaften Nebensächlichkeiten einmal absieht und von einer Message lässt sich nur träumen.

Insgesamt ist es also nur Sky du Mont zu verdanken, dass dieses idiotische Machwerk über die Ein-Prozent-Hürde der Quotenmeter.de-Skala kommt. Im Kampf deutsches Fernsehen gegen Marcel Reich-Ranicki steht es nach diesem Film eins zu null für den Literaturwissenschaftler. Wieder einmal hat es das ZDF geschafft, sich an der Filmkunst zu vergehen. Bravo!

Das ZDF strahlt «Herz aus Schokolade» am Sonntag, 30. November 2008, um 20.15 Uhr aus.
28.11.2008 11:29 Uhr Kurz-URL: qmde.de/31238
Julian Miller

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Herz aus Schokolade

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