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Die Experten: 17. November 2008
Warum wird bei einigen Darstellern der Rollenname im Vorspann einer Serie erwähnt? Und weshalb Fans von «Dr. House» nach dem Ende der aktuellen Staffel nicht so lange auf neue Folgen warten müssen, weiß Markus Ruoff. Außerdem: Weitere interessante Antworten auf Ihre brennenden Fragen.
Sebastian: Da die Quoten der dritten Staffel von «Criminal Minds» durch die Wiederholungen von «NCIS» mittlerweile unter der Drei-Millionen-Grenze liegen und Sat.1 schon bei der zweiten Staffel eine Pause eingeschoben hatte, ebenfalls wegen Wiederholungen von «NCIS», wollte ich einmal nachfragen, ob Sat.1 wieder eine Pause einschiebt oder die Staffel diesmal komplett am Stück zeigen wird. Des Weiteren wollte ich nachfragen, ob Sat.1 es sich überhaupt vertraglich erlauben kann, eine Pause einzuschieben, denn die Serie läuft zeitnah auch auf ATV (Österreich) beziehungsweise 3+ (Schweiz). Ein anderes Beispiel zur Verdeutlichung: Könnte RTL (vertraglich) die Ausstrahlung von «Prison Break» unterbrechen, wenn die Serie zeitgleich/zeitnah auf SF zwei (Schweiz) gezeigt wird?
Markus Ruoff: Ein beliebter Fehler, der gerne gemacht wird. Die Reichweiten (Zuschauerzahlen) sind unter die Drei-Millionen-Marke gesunken und das ist höchstens sekundär für Sat.1 relevant, solange die Quoten (Marktanteile in Prozent) in der Zielgruppe über dem Senderschnitt liegen. Dies ist bei «Criminal Minds» weiterhin der Fall. 14,1 Prozent, 12,7 Prozent, 12,6 Prozent und 10,3 Prozent Marktanteil waren an den letzten vier Sonntagen das Ergebnis. Könnte besser sein, aber da am Sonntag ein schwieriges Umfeld herrscht, ist das ganz ordentlich. Eine Pause ist daher weder geplant noch aus Sicht der Einschaltquoten nötig. Vertraglich gesehen sehe ich keinen Grund, der gegen eine Unterbrechung von «Criminal Minds» sowie «Prison Break» spräche. Die Sender sind immer noch ihr eigener Herr und was die Kollegen in Österreich und der Schweiz machen, interessiert allenfalls, wenn es um das Thema „deutschsprachige Erstausstrahlungsrechte“ geht. In der Praxis müsste aber kein österreichischer oder schweizer Sender die Ausstrahlung einer Serie unterbrechen, wenn sie in Deutschland aus dem Programm genommen wurde – umgekehrt natürlich genauso.
Sebastian: Ich habe in Ihrem Interview mit Jürgen Hörner erfahren, dass ein Free-TV-Sender sich die Rechte an einer Serie auch für das Pay-TV sichern kann. Was bedeutet das für Pay-TV-Sender (Premiere, FOX Channel etc.) genau? Müsste ein Pay-TV-Sender bei dem Free-TV-Sender anfragen, ob der Free-TV-Sender die Rechte für das Pay-TV an den Pay-TV-Sender abtritt, oder gibt es dadurch, dass der Free-TV-Sender beide Rechte inne hat gar keine Auswertung im Pay-TV?
Markus Ruoff: „Abtreten“ wäre das falsche Wort dafür, denn dies würde implizieren, dass man die Rechte ganz abtritt und das ist nahezu unmöglich (der Lizenzgeber (zum Beispiel Warner Bros.) bleibt schließlich immer Inhaber der Rechte!). Ein Pay-TV-Sender könnte die Rechte an einer Serie nur über eine Art Sublizenz (das heißt: der Originallizenznehmer stellt seine erworbene Lizenz gegen Entgelt anderen Sendern für ein oder mehrere Ausstrahlungen zur Verfügung) weiter veräußern. Im Falle von Serien wird dies aber zwischen Free-TV- und Pay-TV-Sendern nur selten bis gar nicht gemacht. Denn eines sollte Ihnen bewusst sein: wenn ein Free-TV-Sender sich auch die Rechte an einer Serie für das Pay-TV sichert, macht er dies nicht ganz uneigennützig. Damit soll in erster Linie verhindert werden, dass die Serie nicht sechs Monate für das Free-TV gesperrt ist. Außerdem will man die Serie so möglichst früh in Deutschland den Zuschauern präsentieren. ProSiebenSat.1 hat zum Beispiel neben dem inzwischen bekannten «Fringe» des Weiteren unter anderem die Pay-TV-Rechte an «Desperate Housewives» und «Grey’s Anatomy», RTL an der kompletten «CSI»-Reihe sowie «Dr. House». Übrigens - das sollte ich noch erwähnen – können sich Pay-TV-Sender auch zusätzlich Free-TV-Rechte sichern. Bekanntes Beispiel: Premiere hat sich im August 2005 die Pay-TV- und Free-TV-Rechte an der Champions League für die folgenden drei Jahre gesichert. Die UEFA gab aber als Auflage, dass mindestens 13 Spiele pro Saison im Free-TV zu sehen sein müssen. So gab Premiere damals für die erste Saison eine Sublizenz an das DSF, für die weiteren zwei Jahre (bis Juni 2009) an Sat.1. Es geht aber auch eine Lizenzierung zwischen zwei konkurrierenden Free-TV-Sendern: «Everwood», das Sie als VOX-Serie kennen, wurde ursprünglich von der ProSiebenSat.1 Group lizenziert.
Steffen: Warum wird bei einigen Schauspielern die Rolle, die sie in der Serie verkörpern im Vorspann mit erwähnt, bei anderen aber nicht?
Markus Ruoff: Es gibt verschiedene Möglichkeiten die Prominenz eines Darstellers im Vorspann sichtbar zu machen. Die erste Position ist vorrangig für die Hauptrolle reserviert, die letzte Position ist die zweitbedeutendste. Der Rest der Darsteller wird irgendwo dazwischen genannt. Wenn nun zusätzlich zu dem Namen des Hauptdarstellers sein Rollenname hinzugefügt wird, zeigt dies die besondere Wichtigkeit des Darstellers für die Serie (zum Beispiel bei «Desperate Housewives» Brenda Strong as Mary Alice Young). Auch die Worte „with“ (vorletzte Position, zum Beispiel bei Isaiah Washington während den ersten drei Staffeln von «Grey’s Anatomy») und „and“ (letzte Position, zum Beispiel bei Patrick Dempsey in «Grey’s Anatomy») verdeutlichen die höhere Stellung des Schauspielers innerhalb der Serie. Diese besondere Ehre erhalten die Darsteller, die vor der Serie schon berühmt waren und dadurch wahrscheinlich auch in einer höheren Gehaltsklasse als der Rest der Casts liegen.
Martin: Wann zeigt RTL die fünfte Staffel von «Dr. House»?
Markus Ruoff: RTL wird die erste Hälfte der fünften Staffel von «Dr. House» bereits im Frühjahr 2009 senden, die zweite Hälfte folgt dann im Herbst 2009. Ein RTL-Sprecher nannte es im Gespräch mit mir zwar zunächst nur „Gedankenspiele“, aber es ist nicht ausgeschlossen, dass dies bei den kommenden Staffeln von «Bones», «CSI», «CSI: Miami», «Dr. House» und «Monk» immer so gehandhabt wird. Damit würde man denselben Ausstrahlungsrhythmus einführen, den die ProSiebenSat.1 Group mit ihren Serien bereits seit längerer Zeit erfolgreich fabriziert.
Sebastian: Zu welchem Zeitpunkt beginnt eigentlich die so genannte "Sechs-Monats-Sperre" zwischen Pay-TV- und Free-TV-Auswertung von Serien? Beginnt sie mit Ausstrahlung der ersten Folge oder erst mit Ende der letzten Folge?
Markus Ruoff: Natürlich mit der Ausstrahlung der ersten Folge. Alles andere wäre ja Unsinn. Ansonsten würde zum Beispiel aus einer Sechs-Monats-Sperre bei der Ausstrahlung einer Folge pro Woche (bei einer 22-teiligen Staffel) schnell eine Zwölf-Monats-Sperre.
Siesko: Was verdienen die amerikanischen Sender eigentlich an einer Serie? Ich habe gelesen, dass William Petersen in «CSI» pro Folge knapp 500.000 US-Dollar bekommen soll. Wenn man dann noch die Kosten für die anderen Schauspieler etc. hinzurechnet, kostet doch eine Folge ein Vermögen. Inwiefern wird das wieder eingespielt? Ich kann mir nicht vorstellen, dass dies durch die Werbung wieder hereinkommt.
Markus Ruoff: In der Tat ist es so, dass alleine durch Werbung die Kosten nicht wieder eingespielt werden können. Dies ging vielleicht noch vor einigen Jahren, aber nachdem mittlerweile die Produktion einer durchschnittlichen US-Serie zwischen zweieinhalb und dreineinhalb Millionen US-Dollar veranschlagt, müssen die anfallenden Kosten anders wieder eingespielt werden. Da Serien aus den USA weltweit sehr begehrt sind, bekommen die Produktionsstudios und Sender den Großteil der Kosten alleine schon durch die Auslandsverkäufe wieder herein. Auch der Verkauf von DVD-Boxen und weiterem Merchandising lässt die Kassen der Produzenten beziehungsweise Produktionsstudios stark klingeln.
Johannes: Wann setzt Super RTL die Ausstrahlung von «The Office» fort?
Markus Ruoff: Super RTL hat tatsächlich einen neuen Sendeplatz für «The Office» gefunden: Zum Start am 12. Dezember 2008 werden ab 22.15 Uhr gleich vier neue Folgen ausgestrahlt. An den kommenden Freitagen läuft jeweils nur eine Folge gegen 00.00 Uhr. Ich sage es einmal so: Es hätte schlimmer kommen können (Wink zu Sat.1 und «Will & Grace»).
David: Wann wird die neue Staffel von «Kommissar Rex» erstmals im deutschen Sprachraum ausgestrahlt?
Markus Ruoff: Der ORF plant Anfang 2009 eine Ausstrahlung der neuen Folgen von «Kommissar Rex», das ZDF zieht Mitte des kommenden Jahres nach. Dort soll die neunte Staffel – so viel ist schon bekannt – donnerstags um 20.15 Uhr laufen.
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