Hunderte, teils sehr ausführliche Mails, erreichten die Quotenmeter.de-Redaktion am Mittwoch. Auch wenn es letztlich nichts half: Es wurde klar, wie verärgert einige Menschen über die Entscheidung der ProSiebenSat.1 Media AG sind.
Sat.1 wird im kommenden Jahr nach Unterföhring umziehen, lediglich die Zentralredaktion, die in eine GmbH umgewandelt wird, verbleibt in Berlin. Im gesamten Konzern sollen 225 Stellen gestrichen werden. Darüber herrscht seit Dienstag in den Chefetagen der AG Klarheit, die restlichen Mitarbeiter und die Öffentlichkeit wurden am Donnerstag darüber in Kenntnis gesetzt. Somit ist auch klar, dass die Quotenmeter.de-Petition „Sat.1 ist Berlin“ nichts half – dennoch: Die Einsendungen, die noch am Mittwochabend an den Vorstand der German Free TV Group, Andreas Bartl, weitergeleitet wurden, hatten es teilweise in sich.
Hunderte von Einsendungen gingen binnen der ersten 24 Stunden in der Redaktion ein – teils waren sie recht knapp gehalten („Gegen einen Umzug von Sat.1 nach Unterföhring“), teils waren sie ausführlich: „Bei Sat 1 wird neuerdings gespart und nochmals gespart, Kreativität eingeschränkt, angeblich um zu überleben. Dieser Umzug erscheint als ein zusätzliches durchsichtiges Manöver, um Mitarbeitende loszuwerden, die grundsätzlich bereit wären, produktiv zu arbeiten und TV mit Profil zu machen. Was für eine Art von Qualität erwartet sich die gefräßige Heuschrecke von dem erworbenen Sender? Billigst-Produktionen und Wiederholungen? Sat 1 soll in Berlin bleiben und TV mit Profil machen!“, hieß es in einer Einsendung.
Dabei waren aber auch bewegende Mails, wie die von Anna, die klar formuliert den Wunsch äußerte: „Mein Papa soll hier bleiben!“ Vor allem gegen die Heuschrecken wehrten sich die Menschen in der Quotenmeter-Petition: „Für den Sandort Berlin! Für den Erhalt der Arbeitsplätze! Gegen den Heuschrcken Kappitalismus!! Sat.1 ist und bleibt Berlin. Mein Name dafür!!“, war nur eine der vielen Nachrichten, die Andreas Bartl am Mittwochabend bekam.
So gehe man nicht mit verdienten Mitarbeitern um, war eine Frau erzürnt, auch Kollegen anderer Medienunternehmen meldeten sich per Mail: So gab es Einsendungen vom rbb – sogar aus Wien vom ORF kamen solidarische Erklärungen. Wohin man blickte, das Unverständnis über die (zu dem Zeitpunkt noch nicht öffentlich bekannte) Entscheidung war groß: „Aber anscheinend gibt es bei der Sat 1 Führung nicht so große Denker!“, schloss eine Frau ihre Ausführungen.
Genützt hat es alles nichts – aber eines ist dabei doch rausgekommen: Die Konzernleitung der ProSiebenSat.1 Media AG hat erfahren, dass es deutlichen Widerstand gegen den Sat.1-Umzug gibt – auch außerhalb der eigenen Reihen.
14.11.2008 11:05 Uhr
Kurz-URL: qmde.de/30976
Manuel Weis