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Die 90er: Talkshows

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Auch geprägt durch das Talkshow-Fernsehen wurde Bärbel Schäfer, die die ebenfalls nach ihr benannte Talkshow «Bärbel Schäfer» moderierte. Frau Schäfer konnte man von 1995 bis 2002 unter dem Motto "Jung, frech und direkt" auf RTL begutachten. «Bärbel Schäfer» bildete mit ihrer dritten Talkshow den Talkblock auf RTL und stand in direkter Konkurrenz zu «Arabella», indem sie nicht nur auf demselben Sendeplatz war, sondern auch dasselbe junge Publikum ansprach. Anders als Arabella Kiesbauer fand man Bärbel Schäfer eher im Publikum als bei ihren Gästen und sie thematisierte direkt die Probleme dieser, anstatt erst auf die Lebenssituation einzugehen.



1998 verschob RTL «Bärbel Schäfer» auf den 13 Uhr Sendeplatz und machte damit den Platz für die neue Talkshow «Birte Karalus» frei. 1999 tauschte RTL erneut den Sendeplatz aus, so dass Schäfer fortan um 15 Uhr talkte. Ab Herbst 2000 war sie wieder auf dem alten Sendeplatz zu sehen und berichtete zusätzlich von der 1. Staffel des TV-Kults «Big Brother». Nach sechs Jahren und mittlerweile deutlich gesunkenen Quoten stellte RTL die Show ein.



Besser spät als nie: Auch Sat.1 sprang auf den Talkshow-Zug auf und schickte 1996 seine Show «Kerner» ins Rennen. Der bis dahin eher unbekannte Moderator Johannes B. Kerner präsentierte dort seine später perfektionierte Haltung „Man wird doch noch mal fragen dürfen?“. Im Gegensatz zu den bisher gestarteten Talkshows ging es in Kerners Sendung verhältnismäßig ruhig zu. Es gab so gut wie keine Skandale. Doch das Format blieb nicht sonderlich lange auf dem Schirm. Ende 1997 verabschiedete sich «Kerner» auch schon wieder bei Sat.1 und ging zum ZDF.



Nicht nur «Kerner» ging bei SAT.1, wenn auch nur kurz, auf Sendung, so reservierte der Berliner Sender auch «Vera am Mittag» 1996 einen Sendeplatz. Die von Vera Int-Veen moderierte Show war bis zur Absetzung 2006 mit 2064 Sendungen eine der erfolgreichsten Talkshows und konnte als einzige an den Erfolg von «Hans Meiser» anknüpfen. Ganz so harmlos ging es bei ihr jedoch nicht zu. Denn durch einige obszöne Sendungen, in denen über „andere“ Sexpraktiken oder sexuelle Gewalthandlungen getalkt wurde, wurde Sat.1 von der rheinland-pfälzische Landesmedienanstalt wegen Verletzung des Jugendschutzes erfolgreich verklagt. Auch die Gäste waren nicht immer so normal wie bei anderen Talkshows. So war in einer Sendung eine selbsternannte Wahrsagerin zu Gast, die versuchte Kontakt zu den Toten aufzunehmen.







2006 wurde «Vera am Mittag» dann durch ein neues Format mit dem Namen «Sat.1 am Mittag» ersetzt, dass die Informationslücke am Mittag stopfen sollte. Geschafft hat es «Sat.1 am Mittag» jedoch nicht und wurde deshalb kurze Zeit später ebenfalls abgesetzt.



Eine weitere „klassische“ Talkshow präsentiere SAT.1 1997 mit «Sonja», die, wie soll es auch anders sein, von Sonja Zietlow präsentiert wurde. Auch wenn «Sonja» keine Höchstquoten erreichte, konnte sie einige Male über die Quoten von «Hans Meiser» kommen, was den Berliner Sender durchaus freute. Auch als mit der Jahrtausendwende das Talkshow-Boom abflachte, hielt sich «Sonja» wacker, bis sich Frau Zietlow entschied zu RTL zu wechseln, wodurch ihre Show auf Sat.1 Anfang 2001 eingestellt wurde.



Nachdem alle anderen Sender sich vom Talkshow-Kuchen ein Stück abgeschnitten hatten, schickte RTL als Ersatz für «Ilona Christen» ein weiteres neues Format ins Rennen: «Die Oliver Geissen Show». Sie ist die einzige Show, die die Jahrtausendwende überstanden hat und nicht direkt abgesetzt worden ist. Auch wenn das Format heute nicht mehr so erfolgreich ist, wie es die ganzen Jahre war, so erreicht sie dennoch weiterhin ihre junge Zielgruppe. Ende August wurde die Show optisch überarbeitet und zugunsten des Mittagsmagazins «Punkt 12» auf den 14 Uhr Sendeplatz verlegt. Lieblingsthema der «Oliver Geissen Show» ist nach wie vor der schon erwähnte Vaterschaftstest.



Wie sieht es heute mit den Talkshows aus? Sind neue Formate in Planung? Werden alte Formate aufpoliert und wieder eingeführt? Man kann diese Frage mit gutem Gewissen mit Nein beantworten. Viele Talkshows haben die Jahrtausendwende nicht überstanden, wenn doch gibt es keine neue Themen mehr, es dreht sich nur noch darum, „wer wen mit wem betrogen hat“ oder „wer der Vater von welchem Kind“ ist.



Von mindestens zehn Talkshows täglich in den 90ern ist der Trend deutlich abgesackt zu nur noch zwei Talkshows täglich und die Quoten fallen langsam aber sicher noch weiter. Heute gibt es neben der «Oliver Geissen Show» auf RTL nur noch die 2001 gestartete Show «Britt - Der Talk um eins» auf Sat.1, die dieselben Themen verfolgt wie das Pendant bei RTL. Neue Formate sind definitiv nicht in Sicht und werden mit großer Wahrscheinlichkeit in naher Zukunft auch nicht in Sicht kommen. So versuchte RTL mit «Natascha Zuraw» dieses Jahr noch ein neues Talkshow-Format zu etablieren, blieb damit jedoch erfolglos.

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27.10.2008 09:35 Uhr Kurz-URL: qmde.de/30613
Benjamin Müller

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