StoryAndreas und Markus waren schon als Kinder beste Freunde. Noch immer verbindet sie eine tiefe, verlässliche Freundschaft. Beide sind Architekten geworden. Andreas arbeitet viel, leider nur selten an seinen Wunschprojekten. Er ist fest angestellt und hat Kompromisse gemacht, denn er trägt Verantwortung für seine kleine Familie, die er ernähren will, und das Reihenhaus, das abzubezahlen ist.
Markus hingegen ist der Lebemann, Traumtänzer und Frauenheld - er hat sich selbständig gemacht, um seine Entwürfe ohne große Kompromisse bauen zu können. Die Aufträge sind allerdings seit längerer Zeit ausgeblieben. Und so hat Markus gespart, auch an seinen Krankenversicherungsbeiträgen und ist nach wiederholter Säumigkeit von der Kasse ausgeschlossen worden. Andreas erfährt von alledem erst, als Markus auf einer Gartenparty zusammenbricht und dringend ärztliche Hilfe benötigt.
Ohne zu zögern hilft Andreas seinem besten Freund aus der vorübergehenden Notlage. Er überlässt ihm seine Versichertenkarte und ermöglicht ihm dadurch eine ärztliche Behandlung auf Kosten seiner Krankenkasse. Warum soll seine Kasse nicht einspringen, schließlich zahlt er seit Jahren seine Beiträge und ist bisher nie krank gewesen?
Doch die Notlage ist nicht vorübergehend und das Risiko für Andreas hoch. Denn es stellt sich heraus, dass Markus ernsthaft krank ist. Eine seltene Form der Leukämie erfordert eine aufwändige Behandlung. Langsam wird Andreas die Dimension seines Handelns bewusst. Er begeht Versicherungsbetrug. Wenn das auffliegt, riskiert er eine Vorstrafe und eine hohe Verschuldung, denn er müsste die Kosten von Markus' Behandlung privat übernehmen. Und die belaufen sich in einem solchen Fall schnell auf hunderttausend Euro.
DarstellerWotan Wilke Möhring («Die Unbeugsamen») ist Andreas
Tim Bergmann («Terragona») ist Markus
Sophie von Kessel («Das Geheimnis im Wald») ist Franziska
Felix Steitz («Das gefrorene Meer») ist Timmi
Felix Harbusch («Teddytester») ist Lukas
Dietrich Hollinderbäumer («Pastewka») ist Opa und Schwiegervater
KritikDer Architekt Andreas ist ein Mensch, der keine Kompromisse eingeht und das tut, was er will, ohne Rücksicht auf Verluste zu nehmen. Mit diesen Eigenschaften erinnert er ein wenig an die großartige Figur des Howard Roark in Ayn Rands brillantem Roman „The Fountainhead“, wenn „Ein riskantes Spiel“ insgesamt auch nicht einmal annähernd an die die Brillanz dieses einen der besten amerikanischen Romane des zwanzigsten Jahrhunderts herankommt.
Man muss aber sagen, dass der Film keinesfalls ein Schuss in den Ofen ist. Das Sujet ist hochgradig packend und legt schonungslos den Finger in eine der größten Wunden unserer Gesellschaft. Löblich ist, dass dies vollkommen ohne erhobenen Zeigefinger geschieht. Keinerlei Lösungsauswege aus der dunklen Seite unseres Gesundheitssystems werden aufgezeigt, lediglich die Problematik wird dargestellt.
Leider sind die Sub-Plots, die auffallend viel Zeit für sich beanspruchen, um einiges weniger komplex und interessant als der Haupthandlungsstrang. Immer wieder kommt man von Andreas tragischer Krankheitsgeschichte zugunsten öder und ermüdender Beziehungsstorys ab. Der Ehekonflikt und die ständigen Streitereien zwischen Markus und Franziska lenken immer wieder von der wirklichen Tragik des Main-Plots ab und stören eigentlich nur, anstatt dass durch sie das Thema von einer anderen Seite beleuchtet würde. Das ist ungemein schade, trübt es doch das Gesamtergebnis erheblich. Schließlich macht eine hervorragende Grundidee, die auch sehr gut umgesetzt ist, noch lange keinen guten Film aus, wenn man – wahrscheinlich eher aus kommerziellen als aus künstlerischen Gründen – noch einen Tränendrüsenplot in den Ring wirft, der zudem mangelhaft mit dem Haupthandlungsstrang verwoben ist.
Für einen deutschen Fernsehfilm sind die Dialoge überraschend geglückt, da sie von einer äußerst starken Emotionalität geprägt sind. Die Figuren gehen aufeinander los und keine Konfrontation wird gescheut. Vor allem die Hauptfigur dient als ein Musterbeispiel dafür, wie eine gute Filmfigur aufgebaut sein muss. Sie ist vielschichtig und setzt sich mit dem Konflikt, in den sie involviert ist, wirklich tiefgreifend auseinander. Zudem spielt Wotan Wilke Möhring vollkommen überzeugend und liefert hier die beste Arbeit seiner bisherigen Karriere ab. Auch Tim Bergmann spielt exzellent.
Ein netter Nebenaspekt ist, dass die Hauptprotagonisten allesamt Kettenraucher sind. Denn auch das ist ein kleiner Nadelstich gegen die Mainstream-Filmindustrie, da man hier wirklich die hirnrissige Idee einer Vorbildfunktion von Filmfiguren über Bord wirft. Das mag vielleicht nur ein kleiner Sieg für die Avantgarde sein (ähnlich wie der ganze Film); dennoch zeigt es, dass diese wundervolle Bewegung auch in der heutigen Filmbranche nicht tot zu kriegen ist. Das macht Mut. Auch wenn die Handlung während einer eher mauen und nichtssagenden Exposition nur langsam in Gang kommt, so lohnt es sich nicht abzuschalten. Denn sonst verpasst man eine der gelungensten Charakterstudien des deutschen Fernsehens der vergangenen zehn Jahre.
Das ZDF zeigt «Ein riskantes Spiel» am Montag, 20. Oktober 2008, um 20.15 Uhr.