Story
Die Hamburger Familie Hansen will den 60. Geburtstag von Vater Herbert feiern. Seine Frau Laura ist eine vielbeschäftige Ärztin in einer Klinik. Ihre Tochter Isabel ist bildende Künstlerin und leidet unter einem zum Teil merkwürdigen Verhalten der Mutter, das sie nie richtig deuten konnte. Tochter Esther ist im siebten Monat schwanger.
Ein Brief aus Chile verändert das Leben der Familie völlig. Laura bucht den nächsten Flug nach Santiago, ohne das ihre Kinder zunächst wissen warum. Sie erfahren, dass sie dort eine Großmutter haben. Laura wurde in Chile geboren, verließ das Land aber nach dem Militärpusch 1973. Mehr wissen ihre Töchter bislang nicht. Isabel begreift, dass sie das Geheimnis ihrer Mutter nur aufdecken kann, wenn sie ihr nachreist und herausfindet, was damals passiert ist.
Laura trifft in Chile ihre Mutter Gloria, die im Sterben liegt. Mehr als 30 Jahre haben sie kein Wort miteinander gesprochen. Zu tief sind die Schatten der Vergangenheit. Lauras Vater war ein Armenarzt, der sich beim Putsch 1973 gegen das Militär stellte, was er mit seinem Leben bezahlte. Ihre Mutter hatte zu dieser Zeit eine Affäre mit einem Offizier. Laura wirft ihr vor, ihren Vater verraten zu haben. Sie ahnt nicht, dass das nur die halbe Wahrheit ist.
Isabel kommt gerade noch rechtzeitig, um ihre Großmutter kennen zu lernen. Bevor Gloria stirbt, macht sie ihre Enkelin zur Erbin der alten malerischen Familienvilla. Aber der Anwalt Rodriguez, der Erbverwalter der Familie, zeigt Isabel ein Schriftstück, nach dem die Großmutter das Haus einer Stiftung geschenkt habe, welcher der Weingutbesitzer Carlos Sanchez vorsteht. Isabel sieht sich Seilschaften gegenüber, die sie nicht durchschaut. Der Taxifahrer Ricardo hilft ihr bei der Aufdeckung der Zusammenhänge. Sie hat ihrer Großmutter versprochen, sich um das alte Haus zu kümmern.
Gleichzeitig versucht Isabels Mutter Laura, Licht in das Dunkel ihrer Vergangenheit zu bringen. Sie trifft ihren alten Freund Gaspar Kolbe wieder und hofft, dass er ihr hilft. Damit verbunden ist auch eine Konfrontation mit Carlos, mit dem sie mehr verbindet als alle ahnen.
Isabell muss annehmen, dass die Unterschrift ihrer Großmutter gefälscht wurde. Sie beginnt mit hartnäckigen Nachforschungen. Daraufhin wird sie von der Polizei verhaftet. Jemand hat ihr ein Päckchen Rauschgift untergeschoben. Gaspar sorgt für ihre Freilassung, allerdings zu dem Preis, dass sie das Land innerhalb von vierundzwanzig Stunden verlassen muss.
Darsteller
Hannelore Elsner («Kirschblüten - Hanami») ist Laura Hansen
Bettina Zimmermann («Mordshunger») ist Isabel Hansen
Franco Nero («Der Fürst und das Mädchen») ist Carlos Sanchez
Oliver Bootz («Ode an die Freude») ist Ricardo
Peter Haber («Kommissar Beck – Die neuen Fälle») ist Gaspar Kolbe
Huub Stapel («Verrückt nach Clara») ist Herbert Hansen
Teresa Weißbach («Freiwild») ist Esther Hansen
Gabriela Medina («Machuca, mein Freund») ist Donna Salinas
Kritik
Das Hauptproblem von «Mein Herz in Chile» liegt darin, dass bis zum Schluss nicht klar wird, was der Film sein will. Soll es primär um das Thema Vergangenheitsbewältigung der Hauptfigur, den Aufstieg und Fall der chilenischen Militärdiktatur oder um eine Erbschaftsintrige gehen? Diese drei Themen kommen alle vor und spielen tragende Rollen in der Plotkonstruktion, doch keines wird richtig vielschichtig beleuchtet. Am schlimmsten dabei ist, dass die politischen Inhalte äußerst undifferenziert dargestellt werden. Salvador Allende wird als Held dargestellt, während Augusto Pinochet als Monster präsentiert wird. Mit letzterem liegt der Autor richtig; doch auch Salvador Allende herrschte mehr oder weniger als Diktator, der krampfhaft versuchte, den Sozialismus einzuführen.
Die Handlung kommt nur langsam in Gang und eine schlecht erzählte Romanze verzögert die Handlungsabläufe zusätzlich unnötig. Dramaturgisch gesehen ist keiner der beiden Teile überzeugend, doch der erste hat etwas sehr befremdliches an sich. Denn alle paar Minuten gibt es kurze Flashbacks, die Lauras Vergangenheit in Chile beleuchten. In diesen kommt mosaikhaft ans Licht, warum sie damals Hals über Kopf das Land verlassen musste. Das wirkt sehr gekünstelt, denn man hätte die Geschichte auch problemlos linear erzählen können. Spannung entsteht durch dieses Stilmittel nämlich nicht und mit der Zeit nervt dieses ständige Hin-und-Hergehopse.
Die Charaktere sind insgesamt sauber konstruiert, stellenweise fehlt aber die Tiefe, die gerade bei einem solchen Sujet bitter nötig gewesen wäre. Das fällt weniger bei der Hauptfigur Laura, sondern eher bei ihrer Tochter Isabel auf, wobei Bettina Zimmermann dies gekonnt kaschieren konnte. Hannelore Elsner spielt dagegen hier und da etwas zu schemenhaft.
Insgesamt ist «Mein Herz in Chile» daher ein allenfalls durchschnittlicher ZDF-Zweiteiler, denn die Dialoge sind häufig kaum zu ertragen und gespickt mit den übelsten Klischees.
Das ZDF zeigt «Mein Herz in Chile» am Sonntag, 5. Oktober, um 20.15 Uhr und am Montag, 6. Oktober, um 20.15 Uhr.