StoryDer Ehemann der langjährigen Staatsanwältin Sonja Göpfert wird ermordet aufgefunden. Ihre junge und ehrgeizige Kollegin Juliane Bertram wird von ihrem Vorgesetzten auf den Fall angesetzt und soll den Täter ausfindig machen. Bei den Befragungen des Sohnes des Toten und einem befreundetes Ehepaar stellt sich heraus, dass das Opfer recht unbeliebt gewesen war. Sogar seine Frau schien ihn gehasst zu haben.
Die Staatsanwältin nimmt Sonja Göpfert daraufhin ins Kreuzverhör. In diesem verstrickt sich die Verdächtige in immer größere Widersprüche und gesteht schließlich den Mord an ihrem Ehemann. Doch wie viel ist dieses Geständnis einer erfahrenen Juristin wert? Bertram vermutet die berechnende Sonja würde mit ihrem Geständnis den wahren Mörder decken wollen. Aufgrund dieser Zweifel kommt es zum Freispruch der Verdächtigen. Eine fatale Entscheidung, denn es gilt der Grundsatz: Wer einmal freigesprochen wurde, kann nicht mehr verurteilt werden.
DarstellerClaudia Michelsen («Blackout») ist Juliane Bertram
Dagmar Manzel («Klemperer – Ein Leben in Deutschland», «Speer und Er») ist Sonja Göpfert
Tom Schilling («Crazy», «Elementarteilchen») ist Tobias Göpfert
Robert Gallinowski («Deadline – Jede Sekunde zählt») ist Richard Markert
Karl Kranzkowski («Der Untergang») ist Dieter Vielbrandt
Michael König («Der Fürst und das Mädchen») ist Jürgen Zirnstein
Christina Grosse («Dr. Psycho») ist Hanna Wollank
Madeleine Telge («Meine schönsten Jahre») ist Jennifer Gerlach
KritikDie clevere Geschichte hebt sich erfreulicherweise vom klassischen Krimikonzept ab. Hier jagt nicht die Polizei den Mörder, sondern der Fall ist auf der Ebene der Staatsanwaltschaft angelegt. Dass eine Kollegin verdächtig ist, verleiht dem Vorfall eine zusätzliche Brisanz und wirft bisher wenig beachtete rechtliche Probleme auf.
Geschickt baut der Autor Detlef Michel zahlreiche Wendungen in die Geschichte ein und bringt immer neue Tatverdächtige ins Spiel. Immer wenn man glaubt Staatsanwältin Bertram hat endlich den Täter entlarvt, tauchen neue Details auf, die den Fall auf den Kopf stellen. Ein logischer Fehler überschattet jedoch die sonst schlüssige Handlung. Immer wieder wird anhand von Sehenswürdigkeiten verdeutlicht, dass der Film in Berlin spielen soll. Doch wieso ermittelt dann eine Berliner Staatsanwältin in einem kleinen Dorf?
Die Macher haben ganz offensichtlich viel Wert auf eine realistische Umsetzung des Stoffes gesetzt. So wirken Ausstattung, Kostüme und Schauplätze sehr natürlich. Sogar die Namen der Charaktere sind so sperrig, wie deutsche Namen tatsächlich sein können. Die Figuren sind sehr realitätsnah und glaubwürdig gezeichnet. Auf große Klischees wurde dankenswerter Weise verzichtet. Sogar der politisch denkende Oberstaatsanwalt wurde nicht zu eindimensional angelegt. Lediglich die Rolle des Kripo-Beamten kommt etwas plakativ rüber, was dem Autor jedoch verziehen werden kann.
Die Leistungen der Darsteller können ebenfalls fast durchgehend überzeugen. Vor allem Claudia Michelsen als Staatsanwältin verkörpert die Mischung aus Ehrgeiz, Unerfahrenheit und Engagement Ihrer Rolle sehr gut. Gerade ihre Unsicherheiten kann sie gut umsetzen ohne dabei der Figur das Energische zu nehmen. Das intensive Spiel von Dagmar Menzel als Tatverdächtige Göpfert ist meisterhaft. Sie schafft es Verzweiflung und Berechenbarkeit gleichzeitig darzustellen und verleiht ihrer Figur die nötige Undurchschaubarkeit. Grandios sind die Szenen, in denen Göpfert durch ihre Kollegin verhört wird und dabei als Verdächtige die Führung des Verhörs übernimmt. Nur Tom Schilling kann mit seiner Darstellung nicht überzeugen. Sein hölzernes und überbetontes Spiel erinnert eher an eine Dailysoap und sticht negativ aus dem restlichen Cast hervor.
Leider ist die Inszenierung hölzern und unspektakulär. In vielen Szenen wirken die Schauspieler fast wie auf einem Gemälde unnatürlich platziert. Dabei scheinen die Macher vor allem mit Vorliebe Ihre Figuren in mehreren Ebenen hintereinander oder am seitlichen Bildrand anzuordnen.Obwohl das gelungene Verwirrspiel gut konstruiert ist und mit mehreren unerwarteten Twists überrascht, will eine richtige Spannung nicht aufkommen. Es fehlen einfach Tempo und eine Steigung der Dramatik zum Finale. Hier hat sich der Regisseur offenbar zu sehr von den Mitarbeitern des öffentlichen Dienstes im Gerichtsgebäude anstecken lassen, denn der Film ist so lahm wie eine Derrick-Folge inszeniert. Verstärkt wird dies durch die überpräsente und bedrohliche Musik, die meist an den falschen Stellen eingesetzt wird.
Die zähe Umsetzung ist wirklich bedauerlich, denn dank der überzeugenden Darsteller und der wendungsreichen Story hätte der Film Höchstwertungen erzielen können. Doch so reicht der Eindruck nur zu einem oberen Mittelmaß.
Das ZDF zeigt den Fernsehfilm «Mordgeständnis» am Montag, den 02. September 2008, um 20.15 Uhr.