Inhalt:Die 16-jährige Sahra liebt ihren Bulut (18) wie keinen anderen. Sie sind beide türkischer Herkunft, doch die Eltern sind von Grund auf verschieden. Während Buluts Eltern von Toleranz und Akzeptanz reden, vertritt Sahras Vater traditionellere und strengere Grundsätze. Er spioniert ihr hinterher, er ruft sie in jeder Situation an und duldet in keiner Weise einen Freund neben ihr.
Das will das Paar ändern. Das junge Glück muss viel Kraft aufbringen, um den Zwängen des Vaters zu entkommen. Gemeinsam hoffen sie auf eine bessere Zukunft, in der sie verheiratet leben. Das ständige Versteckspiel haben sie satt. Die einzige Lösung: Sahras Vater muss mit der Wahrheit konfrontiert werden. Obwohl sie Schlimmes ahnen, trauen sie sich und ernten dass, was sie nicht wollten: Es endet in einer riesigen Diskussion und ihr Vater denkt weiterhin, es handele sich um eine rein platonische Liebe.
Kritik:«37°» behandelt genauso wie «We Are Family» oder «Mitten im Leben» Familien- oder Menschenschicksale. Auch dieses Mal stecken die Protagonisten in einer heiklen Situation. Langsam könnte man sich die Frage stellen, ob nicht irgendwann einmal ganz Deutschland aus dem Nähkästchen geplaudert hat. Doch so lange die Geschichten stimmen und interessant sind, braucht sich keiner zu beklagen...
Obwohl die Refernz zu Romeo und Julia zu Beginn der 30-minütigen Dokumentation etwas überhoben wirkt, befinden sich Sahra und Bulut in einer durchaus tragischen Situation. Sie denkt, sie würde sofort abgeschoben, wenn ihr Vater erfahre, dass sie einen Freund hat. Um dieser Wissenszufuhr beim Vater zu entkommen, versuchen sie alles, um ihre Beziehung geheim zu halten. Nur ihre beste Freundin Hayal weiß von ihren versteckten Träumen und Sehnsüchten, ihn so bald wie möglich zu heiraten.
Besonders der Kontrast zwischen den Eltern zeigt, dass die Gedankengänge von Sahras Vater längst nicht überall präsent sind. Buluts Vater ist der Meinung, dass jeder Mensch gleich ist und sie machen sollen, was sie wollen. Das Kuriose: Selbst Bulut höchstpersönlich versteht Sahras Vater und meint, Respekt vor ihm haben zu müssen.
In den ersten 20 Minuten wird die derzeitige Situation geschildert. Danach beginnt Sahra mit ihrem Geständnis, welches von ihrem Vater nicht wahrgenommen werden will. Zum Glück haben sich Viktor Grandits und Alexia Berkowicz dazu entschieden, nicht nur auf der Stelle zu treten, sondern auch eine Wendung mit in die Geschichte zu packen. In dieser „Aussprache“ liegt eine unverwechselbare Spannung in der Luft, die sich auch auf den Zuschauer überträgt. Somit wurde das Wichtigste Ziel erreicht: Der Zuschauer fühlt mit und kann sich in Sahras Lage hineinversetzen.
Dass der Vater am Ende immer noch von platonischer Kindheitsliebe spricht und der Wahrheit nicht ins Auge blickt, zeigt, dass er sich wohl nie ändern wird. Der Heiratsantrag am Ende des Films ist zwar keineswegs von Notwendigkeit, doch insgesamt handelt es sich um ein nettes Familienportrait.
Das ZDF zeigt «37° - Liebe in Gefahr. Wenn die Familie dagegen ist» am Dienstag, den 22. Juli um 22.15 Uhr.