Im zweiten Quartal brachen die Kinoumsätze in Deutschland um dramatische 50 Prozent ein. Schuld waren strahlendes Sommerwetter und die Fußball-Europameisterschaft.
Die heimischen Kinos hatten in den letzten Wochen schwer zu leiden. Statt Spielfilmen in den großen Sälen bevorzugten die Deutschen die Leinwände des Public Viewings. Ein früher Sommeranfang mit viel Sonne und eine Fußball-EM, bei der die Nationalmannschaft bis zum Finale dabei war – zwei Faktoren, die Kinobetreibern und Verleihern die Sorgenfalten ins Gesicht trieben. Im gerade beendeten 2. Quartal 2008 brachen der Kassenumsatz und die Besucherzahlen dramatisch ein: rund 50 Prozent weniger als noch in den Monaten Januar bis März wurden erzielt.
Nach einem starken ersten Quartal, das mit 235 Millionen Euro einen Zuwachs von satten 33 Prozent zum Vorjahreszeitraum markierte, ging es steil bergab. Nur noch 119,3 Millionen Euro konnten eingenommen werden. Und das obwohl mit dem Sommer traditionell die Umsatzstärkeren Blockbuster in die Kinos kommen. Doch viele davon haben die Verleiher in weiser Voraussicht der EM noch zurück gehalten. «Kung Fu Panda», «The Incredible Hulk» und «Die Chroniken von Narnia: Prinz Kaspian von Narnia» hatten ihren US-Start bereits während oder schon vor der EM.
«Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels» konnte dagegen noch mit einigen Wochen Abstand vor dem Beginn der Fußballpriorität mit bislang über 17 Millionen Eure seine umsatzstarken Startwochen ableisten. Auch «Sex and the City» lockte vor und während der EM noch viele Zuschauer in die Kinos und ist hinter dem Action-Archäologen mit über 14 Millionen der bislang zweiterfolgreichste Film des Jahres. Die Umsatzstärkste deutsche Produktion im zweiten Quartal war mit rund 5 Millionen Euro die Teenie-Romanze «Sommer» mit Jimi Blue Ochsenknecht.
Die immense Schwäche des zweiten Quartals zieht den Schnitt für die erste Jahreshälfte damit deutlich nach unten. Doch in der Summe liegt der Umsatz trotzdem auf Augenhöhe mit den Vorjahreswerten. Erholt sich der Kinomarkt wieder von den eventbedingten Einbrüchen und holt mit den verspäteten Blockbustern sogar auf, könnte 2008 sogar ein Rekordjahr werden. Dass die dramatischen Einbrüche im zweiten Quartal nur ein regionales Phänomen sind und offenbar auch nicht an der Zugkraft der diesjährigen Filme lagen, zeigt ein Blick auf den amerikanischen Kinomarkt.
Dort verzeichnet man zwei bisher ausnehmend erfolgreiche Quartale, die sogar über den Werten des extrem starken Jahres 2007 liegen. Das liegt vor allem daran, dass viele Blockbuster der ersten Jahreshälfte die Erwartungen weit übertroffen haben. Vor allem «Iron Man» und «Sex and the City» übertrafen die bereits hohen Einschätzungen der Markenwerte um ein Weites. Auch kleinere Filme wie «21», «Forgetting Sarah Marshall» oder «8 Blickwinkel» trugen mit sehr guten Besucherzahlen zum Gesamterfolg auf den US-Markt bei. Bemerkenswert ist auch, dass es unter den bisherigen, teuren Blockbustern des Jahres nur einen richtig großen Flop gab: «Speed Racer». Das bunte Actionspektakel von den «Matrix»-Regisseuren hat angeblich immer noch nicht seine Produktions- und Vermarktungskosten wieder eingespielt.