►   zur Desktop-Version   ►

Pro & Contra: Sind Online-Mediatheken sinnvoll?

Ein heißer Streit ist entbrannt rund um die Aktivitäten von ARD und ZDF im Netz. Die Mediatheken sind dem privaten Sendern ein gewaltiger Dorn im Auge. Zu recht? Fabian Riedner und Manuel Weis diskutieren.

Pro von Fabian Riedner
Die Öffentlich-Rechtlichen, allen voran das ZDF, haben es vorgemacht: Video-on-Demand gratis und ohne Werbung. Ein Service, den es schon seit geraumer Zeit für die US-Bürger gibt, hält auch in die Bundesrepublik Einzug. Einziger Unterschied: Die Amerikaner bekommen nicht ausblendbare Werbung zu sehen.

Wer TV-Sendungen verpasst oder aufgrund der vielen guten Programme nicht mehrere Formate gleichzeitig aufnehmen kann, hat nun die Möglichkeit über eine digitale Mediathek sich seine Lieblingsformate anzuschauen. Praktisches Beispiel: Wer am Mittwochabend nun SciFi bei RTL II ansieht, bei VOX «Close to Home» aufnimmt, kann noch mehrere Wochen später «Abenteuer Wissen» vom ZDF verfolgen.

Für die Webübertragung müssen ARD und ZDF zwar noch mal in die Tasche greifen, da die Übertragung die öffentlich-rechtlichen Anstalten Geld kostet, aber sie wollen auch die jungen Fernsehzuschauer erreichen. Diese sitzen aber nicht am Freitagabend vor dem Fernseher und schauen sich «KDD – Kriminaldauerdienst» an, sondern nutzen Festplattenrecorder oder eben die Mediathek.

Die Privatsender programmieren TV-Spots vor ihren Sendungen, um ihre Programme refinanzieren zu können. Das klingt zwar im Wettbewerb Privatsender gegen Öffentlich-Rechtlich unfair, spiegelt aber die gleiche Situation wie im richtigen Fernsehen wieder. Insofern werden die TV-Stationen wie RTL und ProSieben nicht anders behandelt als es ohnehin schon ist.

Mediatheken sind eine sehr gute Idee und sollten weiter ausgebaut werden, da der Nutzer endlich die Möglichkeit hat, auch ohne teure Hardware wie Festplattenrecorder Fernsehsendungen zu verfolgen. Allerdings werden diese digitalen Angebote niemals das richtige Fernsehen ersetzen.




Contra von Manuel Weis
Das Internet wird in den kommenden Jahren eine immer wichtigere Rolle spielen. Wichtiger noch als es heute ohnehin schon der Fall ist. Es ist daher verständlich, dass sich alle großen Medienunternehmen dort bestmöglich platzieren wollen. Das trifft auch auf die Fernsehsender zu, die derzeit intensiv an Plänen für Fernsehen im Internet arbeiten. Bestes Beispiel sind hierfür die Internet-Medientheken, in denen sich geneigte Zuschauer TV-Inhalte zeitunabhängig ansehen können.

Ganz egal ob sie RTL Now oder Mediathek von ARD und ZDF heißen, eigentlich sind diese Angebote eine feine Sache. Dennoch erzürnen sich die Bosse der Privatsender an den Mediatheken der öffentlich-rechtlichen Kanäle. Und das zu Recht: Denn auch diese Stationen sollten beginnen profitorientiert zu denken. Zwar ist es logisch, dass beide Anstalten diesen Weg ins Netz gehen müssen, es kommt jedoch ganz klar auf das „Wie“ an.

Derzeit agiert man bei ARD und ZDF so, wie man es immer getan hat. Man gibt massig Geld aus – der Volksmund würde sagen: Man wirft es zum Fenster `raus. Sämtliche Angebote sind bei ARD und ZDF nämlich völlig kostenlos und natürlich ohne Werbung zu sehen. Bei Nachrichten ist dies vielleicht noch verständlich, warum sich vor dem Ansehen von «Sturm der Liebe» - übrigens Spitzenreiter in Sachen Abrufzahlen – kein Spot öffnet, ist fraglich. Denn die Traffickosten ist zweifelsfrei enorm.

Und so generieren ARD und ZDF einen klaren Marktvorteil gegenüber dem wirtschaftlich geführten RTL, das eben darauf achten muss, dass am Ende keine allzu rote Zahl unter dem Strich herauskommt. Die Aufregung von Anke Schäferkordt ist in jedem Fall nachvollziehbar. Besserung könnte jedoch in Sicht sein: Wie das Beispiel des BR zeigt, ist das Thema „Sparen“ bei der ersten Anstalt der ARD auf der Tagesordnung gelandet. Mit Sicherheit ein paar Jahre zu spät.
26.06.2008 14:11 Uhr Kurz-URL: qmde.de/28149
Fabian Riedner und Manuel Weis

Artikel teilen


Tags

Mediathek

◄   zurück zur Startseite   ◄
Werbung

Qtalk-Forum » zur Desktop-Version

Impressum  |  Datenschutz und Nutzungshinweis  |  Cookie-Einstellungen  |  Newsletter