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Euro 2008: Betreibt die UEFA Zensur?

Während die eine Hälfte von Zensur spricht, erklärt die Gegenseite, dass man bestimmten Menschen "keine Bühne liefern" möchte.

Keine Fußball-Europa- oder Weltmeistermeisterschaft ohne Skandal: Waren vor zwei Jahren die „No-Go-Areas“ ein strittiges Thema, entfachte nun eine Diskussion um eine Zensur der gezeigten Bilder. Den anders als bei nationalen Spielen wie die UEFA Champions League, bei denen beispielsweise Premiere die Übertragung eine Firma beauftragt, kümmert sich die UEFA-Tocher Umet um die technische Abwicklung. Die Fernsehsender ARD, ZDF, ORF1, aber auch der amerikanische Sender ESPN Classics, werden mit den von der UEFA produzierten Bildern über einen Live-Feed versorgt.

Beispielsweise bemängelt ZDF-Sportchef Dieter Gruschwitz gegenüber der Süddeutschen Zeitung, dass die Regie nach Zeitlupen und Naheinstellungen zu spät wieder in das Live-Bild zurückkehrt. Das fällt auch dem Fernsehzuschauer auf und gefällt dem ZDF-Mitarbeiter gar nicht. Wie er noch vor einiger Zeit im Quotenmeter.de-Interview erwähnte, wolle er die bisherigen Leistungen wieder erfüllen: „Das ZDF wird sich wieder mit den Besten messen lassen.“ Der österreichische Rundfunk schaue der UEFA ganz genau auf die Finger, wie der Sportchef Hans Huber der Schweizer Sonntagszeitung sagte.




Armin Walpen, seines Zeichens Chef der Schweizer Radio und Fernsehgesellschaft SRG, teilte ebenfalls seinen Unmut mit. Laut Schweizer Sonntagszeitung wolle er schriftlich bei der UEFA intervenieren, da die Sportverbände zunehmend versuchen, ihre Machtstellung auszunutzen: „Wir lehnen jede Zensur von Sportveranstaltungen ab.“ Davor hat vor allem der Pay-TV-Anbieter Premiere Angst und lehnt unterdessen noch immer die Bild-Übernahme des DFL-Bundesliga-Kanals ab. „Dies würde bedeuten, dass Sirius gemeinsam mit der DFL nicht nur die Bilder kontrolliert, sondern auch alle Kommentare und Interviews vorgibt“, erklärte Börnicke bei der Premiere-Hauptversammlung am vergangenen Donnerstag.

Auch die Zeitungen sind derzeit mit den Übertragungen unzufrieden und lassen ihrer Wut freiem Lauf. Peter Körte, Redakteur bei der FAZ, schrieb beispielsweise: „Die Entstehung einer gefährlichen Situation wird reduziert, meist auch noch zugunsten folkloristischer Impressionen von den Tribünen“. Der konkrete Zensurvorwurf lässt sich auf das Spiel Kroatien gegen Österreich darlegen, das am 8. Juni stattfand. An diesem Abend haben kroatische Fans Flaggen verbrannt. „Wir wollen Chaoten keine Bühne liefern“, teilte Wolf Eichler, Sprecher des Verbands, den Medien mit und erklärte, dass man deshalb auf diese Bilder verzichtet hat.
16.06.2008 15:26 Uhr Kurz-URL: qmde.de/27927
Fabian Riedner  •  Quelle: SZ, Schweizer Sonntagszeitung, Premiere, FAZ

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Euro 2008

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