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Die Kritiker: «Insel des Lichts»

Story
Nora Bernd ist die bekannteste und erfolgreichste TV-Ratgeberin der gesamten Republik. Ihre eigenen, privaten Probleme weiß sie aber gut zu verstecken. Keiner hat auch nur die leiseste Ahnung von der Tatsache, dass ihre Tochter keinen Kontakt zu ihr will und Nora früher eine Affäre hatte. Wüsste dies jemand, wäre die Moderatorin, die eigentlich für Werte wie Familie und Treue steht, die größte Lügnerin der Nation.

Zu ihrem 10-jährigen Jubiläum ist sie in einer Talk-Show zu sehen. Was sie nicht weiß: Plötzlich tritt ihre Tochter Jenny vor die Kamera, die mit der ganzen Wahrheit auspackt. Daraufhin brechen die Einschaltquoten ein, da die ganze Nation enttäuscht ist. Nora steigt alles zu Kopf und auf das Anraten der Senderchefs macht sie erst einmal Urlaub auf Rügen. Doch ihre Tochter, die längst ein Angebot einer Zeitschrift für einen Exklusivbericht bekommen hat, reist mit und wirft Noras ganzes Leben aus der Bahn. Die Vergangenheit holt die Familie ein und klärende Gespräche lösen die Familientragödie.

Darsteller
Christine Neubauer («Moppel-Ich», «Für immer Afrika») ist Nora Bernd
Julia Hartmann («GSG 9», «Großstadtrevier») ist Jenny Bernd
Martin Glade («Pastewka») ist Erich Hansen
Ole Tillmann («Unter Uns») ist Jan Hansen
Eric Langner («Küstenwache») ist Dr. Leonhard
Ruth Maria Kubitschek («Der indische Ring») ist Tante Lottie
Jan Fedder («Der Mann im Strom») ist Heiner Bernd

Kritik
Wolf Gremm dürfte einigen Filminteressierten ein Begriff sein. Neben einigen TV-Produkten in letzter Zeit («Der See der Träume», «Lieben oder Töten») dürfte er vor allem durch die Verfilmung des Erich Kästner-Buches «Fabian» (1980) bekannt geworden sein. Nun hat sich der Regisseur nach dem Roman von Kristin Hannah an dem Film «Insel des Lichts» versucht.

Die Dialoge, für die auch Wolf Gremm als Drehbuchautor verantwortlich ist, wirken oft gestelzt und unlebendig. Julia Hartmann spielt die Rolle der sich rächenden Tochter nicht immer überzeugend und des Öfteren wirken ihre Taten sehr befremdlich.

Das größere Problem befindet sich aber in der Story selbst: Sobald sich die Geschichte auf die Insel des Lichts (Rügen) verlegt, geht die Glaubwürdigkeit und die Spannung weitestgehend verloren. Wenn die gestandene Nora Bernd nach dem Autounfall im Rollstuhl (wohl als Symbolik des zerbrochenen Lebens gedacht) auf der Insel ankommt und zur Tochter meint: „Das kann ich alleine“ wirkt das eher wie die Reaktion eines patzigen Kindes. Dass sie gerade in dieser Situation etwas von Auftreten und Performance schwafelt, ist höchst unglaubwürdig.

Zudem stellt sich immer wieder die Frage, was Erich und Jan Hansen für eine Rolle spielen. Mit der eigentlichen Story haben sie kaum etwas zu tun. Wahrscheinlich soll der im Sterben liegende Erich am Ende des Films, der von Ziegler Film produziert wurde, für Betroffenheit sorgen, doch einen richtigen Bezug bekommt man nie zu ihm.

Vielleicht hätte der Story etwas Humor gut getan. Denn auflockernde Momente gibt es zu keiner Zeit und die Statements der TV-Psychologin wie „Es gibt kein Ehebett, in dem der Stolz eines Menschen nicht mit Füßen getreten wurde“ strapazieren den Zuschauer gewaltig. Bei «Insel des Lichts» handelt es sich um eine austauschbare Familientragödie, deren Wendung am Ende schon zu Beginn des Films klar ist.

Die ARD zeigt «Insel des Lichts» am Donnerstag, den 5. Juni 2008, um 20.15 Uhr.
03.06.2008 15:24 Uhr Kurz-URL: qmde.de/27656
Philipp Stendebach

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Tags

Insel des Lichts

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