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Weißt du noch? Als die WM die Quoten-Rekorde purzeln ließ

Zwei Jahre liegt die Fußball-WM im eigenen Land nun zurück, doch Fußballer, Fans und Fernsehmacher denken gleichermaßen gern daran zurück. Quotenmeter.de wirft kurz vor der EM noch einmal einen Blick auf das Fernseh-Ereignis des Jahres 2006.



Die Zeit des Wartens hat ein Ende: Endlich steht mit der EM wieder ein großes Fußball-Turnier auf der Matte. Dass das Sommermärchen von vor zwei Jahren getoppt werden kann, wird ganz bestimmt nicht einfach. Das gilt nicht zuletzt aus Sicht der Einschaltquoten.



Als die WM vor zwei Jahren begann, berichtete das ZDF am ersten fast durchgehend über die Geschehnisse im Vorfeld – und natürlich über die im Mittelpunkt des Weltinteresses stehenden Fußballspiele. Scheinbar ohne Konkurrenz setzte sich das Zweite dadurch an die Spitze. Im Schnitt erzielte der Mainzer Sender damals Marktanteile von mehr 38 Prozent in beiden Gruppen – wohl gemerkt im Tagesvergleich.



Um 18:00 Uhr wurde dann endlich Fußball gespielt und die Quoten schossen in nahezu unglaubliche Höhen: Die lange ersehnte Begegnung zwischen Gastgeber Deutschland und der Mannschaft aus Costa Rica ließen sich im Schnitt 20,13 Millionen Bundesbürger nicht entgehen – die Fans beim „Public Viewing“ nicht mit eingerechnet. In der Spitze waren Angaben von „media control“ zufolge sogar bis zu 22,44 Millionen Zuschauer dabei. Seit der Datenerhebung im Jahr 1992 waren noch nie so viele Menschen bei einem Eröffnungsspiel einer Fußball-Weltmeisterschaft vor dem Fernseher. Der Marktanteil betrug sensationelle 75,7 Prozent.



Keine Frage: Das spannende Spiel war die mit Abstand meistgesehene Sendung des Tages. So war es selbstverständlich auch in der Gruppe der 14- bis 49-Jährigen, wo der Marktanteil des 4:2-Siegs der Klinsmann-Elf sogar nochmals leicht höher war: 8,22 Millionen Zuschauer sorgten für 79,9 Prozent Marktanteil und einen wahrlich traumhaften Auftakt für das ZDF.



Und es sollte genauso gut weitergehen: Als die DFB-Elf Ende Juni im Achtelfinale gegen Schweden gewann, sahen ab 17:00 Uhr durchschnittlich 86,3 Prozent aller Zuschauer die Live-Übertragung aus dem FIFA WM-Stadion in München. Damit konnte bei dieser Weltmeisterschaft ein neuer Höchststand bei den Marktanteilen erreicht werden. 22,38 Millionen Bundesbürger ab drei Jahren vor den Bildschirmen, als Lukas Podolski die Mannschaft ins Viertelfinale schoss.








Hart zu spüren bekam das unter anderem RTL: Um 17:15 Uhr ließ man «Die lustigsten Schlamassel der Welt» auf Sendung gehen, doch nur 0,22 Millionen Zuschauer sahen zu. Entsprechend schwach blieb der Marktanteil bei 0,9 Prozent hängen. In der Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen sahen 1,2 Prozent des Publikums zu. Die «RTL News» nach Werbung kamen sogar auf nur 0,3 Prozent Marktanteil. «Smallville» kam ebenfalls auf keinen grünen Zweig und musste einen Marktanteil von 1,1 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen hinnehmen. Selbst die Hauptausgabe von «RTL aktuell» kam ab 18:45 Uhr nur auf 0,65 Millionen Zuschauer. Der Marktanteil bei den Werberelevanten lag hier bei 1,7 Prozent.



Doch jedes Märchen ist irgendwann zu Ende – und genau so war es auch vor zwei Jahren. Mit 0:2 verlor Deutschland Anfang Juli gegen Italien – hierzulande saßen zur gleichen Zeit 29,66 Millionen Fernsehzuschauer vor den Schirmen. Damit erreichte das Halbfinalspiel den höchsten jemals gemessenen Zuschauerwert - seit die Einschaltquotenmessung personenbezogene Reichweiten ausweist. Einer ZDF-Umfrage zufolge saßen mindestens genauso viele in Public Viewing-Areas. Bei den 14- bis 49-Jährigen sahen 12,31 Millionen zu, was für tolle 84,5 Prozent Marktanteil reichte.



Das „kleine Finale“ gegen Portugal kam an diese Werte natürlich nicht mehr heran, war mit fast 24 Millionen Zuschauern aber natürlich ebenfalls ein Quoten-Hit. Doch auch bei RTL fiel das Fazit der WM-Übertragungen positiv aus – und das, obwohl die Zuschauer laut einer Umfrage einige Kritikpunkte an der Umsetzung des Kölner Senders fanden. Eine „Perle“ hatte RTL am 25. Juni im Programm: Die zweite Halbzeit der Partie zwischen Portugal und den Niederlanden sahen damals über 16 Millionen Menschen. In der wichtigen Zielgruppe fieberten 7,68 Millionen Zuschauer mit, als fast unzählige gelbe und rote Karten verteilt wurden.



Rückblickend betrachtet gab es bei der FIFA WM 2006 in Deutschland sehr viele Gewinner, doch nicht nur Franz Beckenbauer, Jürgen Klopp oder Urs Meier konnten sich dazuzählen, sondern vor allem auch die vielen Fans, die in diesen vier Wochen ein bisher fast unbekanntes Lebensgefühl ausstrahlten: Die Freude am Fußball und insbesondere am eigenen Land, was mit unzähligen Flaggen zum Ausdruck gebracht wurde, sind die wahren Geschenke, die uns die Weltmeisterschaft bescherte.



Seit der Wiedervereinigung, sagten Historiker, gab es in Deutschland nicht mehr ein solch starkes Gefühl der Zusammengehörigkeit. Kaum einer, der nicht – wie Bundeskanzlerin Angela Merkel – über die Tore der deutschen Jungs jubelte; kaum einer, der in den vergangenen Wochen der WM aus dem Weg ging. „Kaiser“ Beckenbauer fasste kürzlich den Symbolwert der WM knapp, aber sehr präzise zusammen: „So hat sich Gott die Welt gewünscht“, sagte er und hatte damit sicherlich nicht Unrecht.
30.05.2008 10:18 Uhr Kurz-URL: qmde.de/27568
Alexander Krei

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Tags

WM

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