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Sonntagsfragen an Dennis Wilms
Als Nachfolger von Rangar Yogeshwar ist er in große Fußstapfen getreten. Dennis Wilms ist der neue Moderator von «W wie Wissen» - er sprach mit Quotenmeter.de über die aktuellen Quoten der Sendung, wie sich das Format weiterentwickeln soll und über seine eigene Firma.
Herr Wilms, ganz früher waren ARD und ZDF auf dem Gebiet Wissenschafts-Fernsehen auf alleinigem Terrain. Inzwischen sieht das anders aus. Würden Sie die Zeit gerne zurückdrehen?
Ganz und gar nicht. Man darf ja nicht vergessen, dass die Kollegen der privaten Kanäle auch großen Anteil daran haben, dass Wissen im TV so populär geworden ist. Ich sehe die Sache eher sportlich. Und außerdem gilt: Jeder so wie er mag. Um es einmal mit einem Bild auszudrücken: Ich esse ab und zu gerne einmal eine Dose Ravioli. Das macht wenig Aufwand, geht schnell und ich werde satt. Aber ohne richtig gutes, gehaltvolles, leckeres Essen könnte ich nicht leben.
Ohne Kollegenschelte betreiben zu wollen: Schauen Sie denn Wissensformate der privaten Sender?
Na klar! Dank der Kollegen weiß ich, wie man Chips, Fischstäbchen oder Salzstangen herstellt. Ich weiß, was passiert, wenn man einen Schokokuss in eine Mikrowelle stellt und dass es keine fliegenden Untertassen gibt. Im Ernst: Es gibt zwei Bereiche, in denen die Kollegen von den Privaten einen ganz klaren Vorsprung vor den Öffentlich-Rechtlichen haben. Erstens verstehen sie es besser, zu ihren Themen aktuelle Bezüge herzustellen und den Zuschauer in seinem Erfahrungshorizont abzuholen. Und zweitens können die Privaten für uns in Sachen Cross-Promotion und Senderkopf-Familie Vorbild sein.
Haben Sie früher mit den Kollegen von «Galileo» mitgelitten, die ja schon einige Male kurz vor dem Aus standen?
Ja, denn ich weiß ganz genau, wie viel Aufwand betrieben wird, diese Sendung täglich zu produzieren, wie schwer es ist, immer wieder kreativ zu sein und durchzuhalten. Ich hatte vor meiner ARD-Verpflichtung durchaus auch Kontakt zu den Kollegen. Wir sind dann aber im Endeffekt doch nicht zusammengekommen.
Kommen wir zu Ihrem Format «W wie Wissen» - planen Sie Veränderungen, wie versuchen Sie, die Sendung weiterzuentwickeln?
Ohne Weiterentwicklung stirbt ein Format in der schnelllebigen TV-Welt. Allerdings geht das nur sehr behutsam. Die Sendung war sehr stark von meinem Vorgänger Ranga Yogeshwar geprägt. Obwohl ich alles andere als ein Neuling im Wissensbereich bin, muss ich mich noch weiter in die Sendung hineinfinden. Ich werde in Zukunft öfter in den Einspielfilmen auftauchen, selbst Dinge ausprobieren und vor Ort erklären. Wir werden auch versuchen, mit der Themenauswahl noch aktueller zu werden. Man darf nicht vergessen, dass die Sendung eine Koproduktion aus fünf ARD-Anstalten ist, bei der jedes Jahr der Produktionsort und die Federführung wechselt.
Die Gesamtredaktion von «W wie Wissen» setzt sich also aus Redakteuren aus fünf Häusern an fünf unterschiedlichen Standorten in Deutschland zusammen. Dass dabei jede Woche eine klasse Sendung herauskommt, ist, finde ich, eine Meisterleistung, die im deutschen TV-Markt einzigartig ist.
Gelinde gesagt: Ihre Sendung holt weniger gute Zuschauerzahlen – die Ausgabe vom 04. Mai kam zum Beispiel auf weniger als sieben Prozent Marktanteil. Wird Ihnen da manchmal Bange um «W wie Wissen»?
Schade, dass sie zu dieser Sendung die Zahlen recherchiert haben und die Ausgabe aber selbst offenbar nicht geschaut haben. Durch eine technische Panne im Sendeablauf wurde am besagten Sonntag eine ältere Sendung, die noch vom Kollegen Yogeshwar moderiert wurde, erneut gesendet. Das in den TV-Zeitschriften angekündigte Thema fand also nicht statt. Ansonsten sind wir auf diesem Platz zweit- oder drittstärkste Kraft von allen Sendern. Da können wir uns nicht beschweren. Zumal es für meine Sendung sage und schreibe acht Sendeplätze innerhalb des Gesamtangebots der ARD gibt. Mit diesen Fakten im Hinterkopf kann ich sehr sehr ruhigt schlafen.
Die Sendung hatte früher einen deutlich prominenteren Sendeplatz. Nämlich am Abend – inzwischen sieht man Sie am Sonntagnachmittag…
...wo ich mich sehr wohl fühle. Die ARD möchte beim Thema Wissen die Familien mit ins Boot holen und das finde ich vorbildlich.
Auch die Tatsache, dass man jemanden wie mir, der ja durch das Jugend- und Familienprogramm der ARD bekannt geworden ist, diese Sendung anvertraut, ist ein deutliches Zeichen, dass sich mein Sender wirklich um alle Zielgruppen bemüht.
Biosprit, Älterwerden, Tsunami, Bahn… nur einige der Themen der vergangenen Wochen. Wenn Sie zurückdenken: Welche Sendung hat Ihnen 2008 bislang am besten gefallen, weil sie am spannendsten oder eben etwas Besonderes war?
Ich mag es ja sehr, wenn ich selbst mehr in Aktion treten kann, anstatt nur im Studio Dinge zu erklären oder Filme anzumoderieren. Daher waren meine bisherigen Highlights ein Chilli-Test, bei dem ich in Sachen Schärfe gegen einen indischen Chefkoch angetreten bin, meine Expedition in die Alpen, bei der ich im Rhein Gold gewaschen habe und schon bei der dritten Schaufel fündig wurde. Spannend fand ich auch ein Besuch des Brandhauses in Bruchsal, bei dem ich einen Tag die harte Ausbildung eines Feuerwehrmanns am eigenen Leib erlitten habe. Inklusive Brandblasen auf den Armen am Tag danach.
„Wissen im Fernsehen“ schien vor einigen Jahren ein Trend zu sein – ob er aktuell noch anhält, darüber scheiden sich die Geister, aber wie sehen Sie die Zukunft solcher Formate?
Ich bin der Meinung, dass der Trend noch anhalten wird, denn es gibt noch extrem viel Spielraum. Sowohl im Bereich der Formatvariation als auch besonders im Bereich der Protagonisten. Die Sender müssen nur einmal den Mut haben, auch einmal andere ran zu lassen. Es ist doch klar, dass die altbekannten und von mir durchaus hochgeschätzten Kollegen, die sich da jetzt auch durch den Unterhaltungs-Wissensbereich tapfer durchmoderieren, einer Sendung immer ihren Stempel aufdrücken werden.
Wenn wir denen aber nun schon fast täglich in allen gängigen TV-Bereichen zuschauen dürfen, dann wird es irgendwann zu viel und man nimmt nicht mehr das Thema wahr, sondern nur noch die Person. Das ist schade. Die kritisierte Übersättigung in diesem Bereich bezieht sich auf die Moderatoren, nicht auf die Themen.
Sie wirken zudem auch als Verstärkung der kultigen Sendung «Kopfball» mit – was macht Ihrer Meinung nach den Reiz dieser Show aus?
Die vier sehr netten und lockeren Kollegen, die es verstehen, authentisch und niemals banal in der Sendung zu agieren. Ansonsten habe ich ehrlich gesagt erst bei einer Folge mitgewirkt, aber vielleicht werde ich ja noch einmal eingeladen (grinst).
Und, Herr Wilms, Sie sind zudem auch Geschäftsführer von Made for Television – was planen Sie mittelfristig mit Ihrem Unternehmen?
Die Firma ist im Aufbau. Mein Freund und Kollege, der Regisseur Mathias Schwab, und ich sind Medienjunkies. Nach meinen Vorstellungen soll sich die Firma in verschiedenen Bereichen entwickeln: Ideenschmiede also Formatentwicklung, Lizensierung, Management und vielleicht einen fernen Tages Produktion. Im Moment sind wir vorwiegend beratend tätig. Wir arbeiten beide mit Anfang 30 schon seit 12 Jahren im Radio- und TV-Bereich, da kann man durchaus aus der Erfahrung beraten..
Zum Abschluss stellen wir noch kurze und knappe Sonntagsfragen:
Welches ist Ihr aktuelles Lieblingslied?
Boys like Girls – The Great Escape.
Wo würden Sie jetzt gerne Urlaub machen?
Seychellen – Sun Island.
In welcher Talkshow würden Sie gerne einmal im Fernsehen auftreten?
«Krömer - Die internationale Show».
Vielen Dank für das Gespräch.
25.05.2008 10:15 Uhr
Kurz-URL: qmde.de/27451
Manuel Weis
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Quelle: Quotenmeter.de Exklusiv
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Tags
• Dennis Wilms
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