Und wieder vorbei: Am Samstag fand das Finale von «Deutschland sucht den Superstar» statt. Doch bis dahin war es ein weiter Weg – Ein Rückblick.
Wenn man das Wort „Casting“ im Verbund mit der fünften Staffel von «Deutschland sucht den Superstar» nennt, fällt einem sicherlich zuerst Raymund R. ein. Er bekam keinen der begehrten gelben Recall-Zettel, nach der Absage brach er zusammen. Nach der Ausstrahlung der Sendung wurde er zu Hause von vielen „Fans“ belagert und beschimpft. Sogar übler Telefonterror blieb nicht aus. „Ich bin völlig fertig“, sagte R. gegenüber "Spiegel Online". Dass der Auftritt des Kandidaten ausgestrahlt wurde, zog eine hitzige Diskussion nach sich, aus der ein Maulkorb resultierte: Einige Aussagen von Dieter Bohlen wurden mit einem Piepton überspielt und mit dem «DSDS»-Logo wurde er „mundtot“ gemacht.
Geschadet hat es der Castingshow aber nicht: Die Quoten der Castings waren hervorragend und daran änderte auch Raymunds Schicksal nichts. Viele Fragen bleiben dennoch offen: Warum hat RTL den Beitrag überhaupt ausgestrahlt? Dass R. nach der Ausstrahlung kein leichtes Leben mehr haben wird, sollte den Verantwortlichen klar gewesen sein. Viel wichtiger erscheint jedoch die Tatsache, dass Raymunds Vater von seinem Jungen sehr überzeugt war und den noch Minderjährigen zum Casting begleitet hat und ihm vor laufender Kamera tolle Sangeskünste nachsagte. Im Endeffekt konnte er nichts und das hätte auch der Vater des Teilnehmers erkennen müssen, dennoch stand er hinter seinem Sohn. Die Schuld sollte man daher nicht ausschließlich RTL in die Schuhe schieben.
Eine andere Panne ereignete sich dann im Recall: Ein Kandidat hat sich kurzerhand um acht Jahre jünger gemacht. Er flog sofort raus, als die Schwindelei bekannt wurde. „Ich wollte mit dieser Notlüge ein Zeichen setzen. Talent und Können haben mit dem Alter wenig zu tun. Es gibt viele Leute wie mich, die ihr Leben lang hart arbeiten und wirklich etwas können, aber das interessiert niemanden", so der Kandidat gegenüber der "Frankfurter Rundschau". Gebracht hat seine Kritik nichts.
Wer bei den Gewinnspieleinblendungen gut aufgepasst hat, konnte am 20. Februar kurz schmunzeln: Dieter Bohlens Mutter machte beim Gewinnspiel der Sendung mit und konnte tatsächlich die 10.000 Euro einheimsen. Es war alles rechtens, da Dieter Bohlen nicht bei RTL angestellt ist und damit seinen Angehörigen auch die Teilnahme an den Gewinnspielen der Show nicht verwehrt wird.
Nach dem Recall ging es in die Top 15-Show – im völlig neuen Studio. Neben der kleinen Bühne für die Entscheidung über die zehn Mottoshowkandidaten konnte man eine Woche später das rundum neu gestaltete Studio bewundern. Eine große Bühne mit riesigen Bildschirmen im Boden und Hintergrund machten den optischen Auftritt der Show zum Erlebnis. Damit wurde das mittlerweile dritte Studio eingeweiht.
Viel Kritik an seiner Person musste Benjamin Herd einstecken: Der 16-jährige Teilnehmer der Show konnte stimmlich von allen am wenigsten überzeugen und erntete in den Mottoshows oft herbe Kritik von der Jury. Es ging sogar so weit, dass der Wormser das Handtuch warf. Wenige Tage später war er dann wieder drin. Geholfen hat es dennoch nichts, am 19. April flog er raus und möchte fortan nach eigenen Angaben Rapper werden. Er hat sogar schon Kontakt mit Bushido aufgenommen.
Eine weitere Kandidatin polarisierte ebenfalls: Rania Zeriri. Mit ihrer auffällig tiefrauen Stimme konnte sie Dieter Bohlen im Casting noch überzeugen, doch in den Mottoshows hagelte es reihenweise Kritik. Nicht nur von Dieter Bohlen, auch Anja Lukaseder und Bär Läsker waren nicht mehr zufrieden mit Zeriris Leistungen. Kritische Interviews mit ihr heizten die Stimmung an – in der sechsten Mottoshow war für die Niederländerin Schluss.
Eine recht eigenwillige Show fand am 05. April statt: Unter dem Motto „Mariah Carey & Take That“ durfte Carey am Ende der Mottoshow ihre neue Single “Touch my Body” vorstellen. Moderator Marco Schreyl machte die Zuschauer auch oft genug darauf aufmerksam, dass Mariah Carey noch auftreten würde. Ihr Halbplayback sorgte nach der Show für Diskussionen und auch Kandidat Benjamin Herd konnte sich einen abwertenden Spruch nicht verkneifen.
Und dann war da noch das Finale – eine eher langweilige Show. Einwandfreier Gesang, „wie immer“-klingende Siegersongs und ein Marco Schreyl, der die anmoderierte Dramaturgie zum Moderatoren-Drama machte. Höhepunkt der Show war nicht etwa die Entscheidung – dass Thomas gewinnt, betonte die Jury während der Show schon oft genug –, sondern der Auftritt der „All-Stars“. All diejenigen, die in den Castings kläglich scheiterten und zum Gespött der Leute wurden, standen gemeinsam auf der Bühne und sangen „We Are The Champions“. Den meisten Zuschauern dürften die knapp drei Minuten schlimmster Sangeskunst den Abend versüßt haben.
Insgesamt waren die Highlights dieser Staffel dünn gesät: Neben der Benni-Kontroverse, der Raymund-Diskussion und den Jury-Kommentaren über Rania Zeriris Sangeskünsten war es dieses Mal recht ruhig. Kein Daniel Küblböck, keine Lori Glory, kein Stephan Darnstaedt – die Alleinunterhalter fehlten völlig. Zwar war die Staffel im Hinblick auf Stimme sehr gut besetzt, aber das ist bei einer Show dieser Art nur die halbe Miete.