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Die Kritiker: «Donna Leon: Die dunkle Stunde der Serenissima»

Story
Claudia Leonardo, eine Studentin von Commissario Brunettis Frau Paola interessiert sich für ein Wiederaufnahmeverfahren. Brunetti will ihr einen Anwalt vermitteln, doch Claudia erscheint tags darauf nicht in der Questura – sie wurde erstochen.

Außer ihrer Großmutter hat die Studentin keine Angehörigen. Von der 83-jährigen Signora Jacobs erfährt Brunetti, dass die die Ehre von Claudias Großvater wiederherstellen will. Dieser hat als Offizier im faschistischen Italien wertvolle Gemälde erworben – angeblich durch Erpressung. In den Augen der Signora ist er jedoch ein „Ehrenmann“. Die Bilder jedenfalls sind allesamt verschwunden. Hat der Mord an ihrer Enkelin vielleicht etwas mit diesen Bildern zu tun?

Brunettis Vorgesetzter Patta glaubt an ein Verbrechen aus Liebe. Schließlich werden auch die Gefühle des Vize-Questore durch die hübsche neue Kollegin Franca Capari gehörig in Wallung gebracht. Während Patta ihr zuliebe die Questura nach Feng-Shui-Regeln umgestalten lässt, findet Brunetti heraus, dass Claudia in der erzkonservativen „Biblioteca della Patria“ gejobbt hat. Deren Leiter, Maxwell Ford, wird im Testament von Signora Jacobs großzügig berücksichtigt: Als Gegenleistung hatte Maxwell einen verschollenen Kaufvertrag ausgehändigt, der die Unschuld von Claudias Großvater beweist. Musste Claudia sterben, weil sie herausfand, dass Maxwell das Dokument gefälscht hatte?

Darsteller
Uwe Kockisch («Stella und der Stern des Oriens») ist Guido Brunetti
Julia Jäger («Die Frau vom Checkpoint Charlie») ist Paola Brunetti
Laura-Charlotte Syniawa («Blackout – Die Erinnerung ist tödlich») ist Chiara Brunetti
Patrick Diemling («Tatort: Bienzle und der Todesschrei») ist Raffi Brunetti
Karl Fischer («Contergan») ist Sergente Vianello
Annett Renneberg («Erbsen auf halb 6») ist Signorina Elettra
Michael Degen («Sommerwellen») ist Vice-Questore Patta
Axel Milberg («Doktor Martin») ist Maxwell Ford
Katrin Sass («Mitten im Leben») ist Eleonora Ford
Bettina Zimmermann («Die Sturmflut») ist Franca Capari

Kritik
Bereits nach einer viertel Stunde hat der Zuschauer den Mörder entlarvt und somit den Fall zum größten Teil gelöst. In der neuen Folge von «Donna Leon» wurde nicht einmal der Versuch unternommen, falsche Fährten zu legen oder den Zuschauer durch Plot-Twists aus der Fassung zu bringen und die Geschichte neu überdenken zu lassen. Der Fall ist und bleibt klar und die Spannung bleibt auf der Strecke. Die Story verläuft stur linear und eindimensional.

Nichts ist da, was einen fesseln würde, vor allem weil die Geschichte nur aus einem Blickwinkel betrachtet wird. Die Handlung plätschert vor sich hin, während das Ziel, auf das alles hinsteuert, nur allzu offensichtlich ist.

Eine der kleineren Nebenhandlungen fällt besonders negativ auf: Guido und Paola Brunettis Tochter mutiert zur radikalen Feministin und hält eisern an ihren Prinzipien fest. Ihrer Ansicht nach muss die emanzipatorische Bewegung in der Gesellschaft vorangetrieben werden und sie unternimmt alles, um dieses Ziel zu erreichen. Sie demonstriert gegen chauvinistische Ausstellungen, verbrüdert sich mit Gleichgesinnten, und entledigt sich von allem, was sie in ihrer Rolle hält; so zum Beispiel auch von ihren Stilettos. Doch all das wirft sie über Bord, nachdem sie ein gut aussehender Typ ins Stadion eingeladen hat, woraufhin sie sofort ihre Stilettos wieder auspackt. Böse Briefe an die ARD von Feministinnen sind hier wahrscheinlich vorprogrammiert – und das nicht ganz zu Unrecht.

Natürlich ist ein solch plötzlicher Wandel ein Zeichen für eine ungemein schlampig konstruierte Figur; doch insgesamt sind die Hauptfiguren dem Drehbuchautor nicht so gravierend misslungen. Sicher, sie haben nicht besonders viel Tiefe und erfüllen im Großen und Ganzen nur das, was von ihnen von der Handlung verlangt wird. Doch trotz dessen kann man ihr Handeln meistens auf intellektueller Ebene nachvollziehen, auch wenn eine Identifikationsmöglichkeit meist ausbleibt.

Die Dialoge sind weder Oscar-verdächtig noch bodenlos schlecht geschrieben; summa summarum bewegt man sich hier im Mittelfeld, wenn auch insgesamt etwas zu viel geredet wird. Die Story bietet nicht viel Konfliktpotential, weil der Kriminalfall von Anfang an nicht nur für den Zuschauer, sondern auch die Ermittler recht offensichtlich ist. Daher hätte man das Geschwafel auch etwas mehr auf das Notwendige beschränken können.

Die Darsteller machen ihre Arbeit nicht schlecht, doch auch nicht herausragend. Bettina Zimmermann ist so ziemlich die einzige, die wirklich positiv auffällt, weil sie es schafft, ihrer Rolle eine Glaubwürdigkeit zu geben, wie es ihre Kollegen mit ihren Charakteren nicht hinbekamen, und sie gibt sich alle Mühe, ihrer eigentlich recht kitschigen und stereotypen Figur so viel Authentizität zu verleihen, wie es ihr nur möglich ist. Meistens gelingt ihr das.

Daher ist «Donna Leon: Die dunkle Stunde der Serenissima» wohl nur für Fans von Leons Trivialliteratur zu empfehlen. Alle anderen werden mit diesem Film nicht viel anfangen können.

Am Donnerstag, den 15. Mai 2008, um 20.15 Uhr ist «Donna Leon: Die dunkle Stunde der Serenissima» in der ARD zu sehen.
13.05.2008 12:46 Uhr Kurz-URL: qmde.de/27213
Julian Miller

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Donna Leon

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