Am Montag strahlte VOX erstmals die Doku «Spieglein, Spieglein» aus. Manuel Weis hat zugesehen und musste dabei sofort an längst vergessene Fernsehsünden denken.
Was passiert, wenn ein Fernsehsender sein Programm zu radikal umbaut, erlebt derzeit die Kölner Station VOX. Innerhalb weniger Monate schrumpfte man den Anteil an US-Serien in der Daytime enorm zusammen - und strich letztlich auch noch die einzig verbliebene Serie um 15.00 Uhr. Doch die Zuschauer spielten dabei nicht wirklich mit - vor allem eben diese Stunde nach 15.00 Uhr bereitete den Verantwortlichen Kopfzerbrechen.
Seit dem 17. März versucht es VOX nun mit neuer Daytime-Struktur - und einem neuen Format namens «Spieglein, Spieglein». Nun stehen Journalisten hin und wieder in dem Verdacht, gerne einmal etwas vorschnell zu kritisieren, einfach nur um sich zu profilieren. ‘Hätte ich besser gemacht’ - oder ‘hätte ich nie auf Sendung’ geschickt. Das mag es geben. Bei «Spieglein, Spieglein», einer Doku rund um das Thema Schönheit, trifft dies aber nicht zu. Diese Sendung hebt sich im Negativen deutlich davon ab, was VOX am Tage ansonsten anbietet.
Da wäre zum Beispiel die 24-Jährige Michaela,ein hübsches Mädel, hätte sie nicht eine kleine Knollnase, die sie gerne wegooperieren lassen würde. Für 5.000 Euro ist sie dann auch handelseinig mit einem Arzt, der ihr im Operationssaal wenige Minuten später selbige zunächst bricht und dann daran rumschraubt. Ekel-TV feinster Art lässt grüßen. Vor allem beim Einblick nach der OP werden schlimmste Träume längst vergessener TV-Zeiten wieder wach. Eigentlich dachte man, «The Swan» wäre endgültig ausgestorben. “Entweder die Nase, oder die Nase? Welche ist denn schöner, Schatz”, fragte Michaela zu Hause ihre bessere Hälfte. Fast wie im H&M - nur eben ein bisschen teurer.
Neue Zähne, Straffung der Haut und vieles mehr erwartete die Zuschauer noch im Verlaufe der Premierensendung. Kurzum: Alles andere als eine leckere und schöne Tatsache. Das würde alles sehr gut ins Bild passen: Dazu könnte man klar sagen - ‘Igitt - nur weg damit’. Wäre da nicht Udo Walz, der Starfrisör aus Berlin, der ebenfalls für Schönheit sorgt. Obwohl Walz nicht zum ersten Mal im deutschen Fernsehen auftritt, waren die Sequenzen mit ihm erheiternd und wirklich interessant.
Wie er aus einem jungen Mädchen mit unspektakulärer Frisur eine echte Schönheit machte und welche Tipps der Figaro ansonsten noch auf Lager hat, haben diejenigen mitbekommen, die zugesehen haben. Für alle anderen hier eine kleine Weisheit: Laut Walz achten Männer bei Frauen nämlich keineswegs auf lange Beine oder den Busen. ‘Die Männer gucken auf den Po, auf den Gang und auf die Augen’. Eine Frau, die eine Bar strahlend betritt - und nicht verschüchtern - löse bei den Herren der Schöpfung fast schon automatisch ein Hecheln aus.
Dem neuen VOX-Format würden mehr Styling-Tipps gut tun, auf Ekel-Bilder aus den OP-Sälen dieses Landes sollte man in Köln künftig getrost verzichten. Ob es das Quotenproblem des Senders dauerhaft lösen wird, ist ohnehin spätestens nach dem Flop der ARD-Sendung «Bruce» fraglich.
17.03.2008 19:30 Uhr
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Manuel Weis