StoryEigentlich steht Marie Aldenhoven vor einer glänzenden Zukunft. Die attraktive Erbin der Berliner Privatbank Aldenhoven & Kant hat sich zu einer engagierten und viel beschäftigten Finanzmanagerin entwickelt. Gemeinsam mit ihrem Mann Alexander Kant treibt sie gerade den Modernisierungskurs des Traditionshauses voran. Für ein wenig Abwechslung von Hedge Fonds und festverzinslichen Rentenpapieren sorgt die heimliche Affäre mit Tom Schreiber, der bei Aldenhoven & Kant im Sicherheitsdienst arbeitet. Wie gesagt, alles läuft bestens.
Doch dann kommt es nach einer anstrengenden Sitzung mal wieder zu einem langen Abend am Schreibtisch. Von dort beobachtet Marie eine heftige Auseinandersetzung im gegenüberliegenden Büro. Eine nur schemenhaft wahrgenommene Frau stürzt zu Boden. Ist Marie soeben einzige Zeugin eines Mordes geworden? Oder sollte sie einfach nur weniger arbeiten?
Denn es findet sich weder eine Leiche noch irgendwelche Blut- oder Kampfspuren. Auch der Sicherheitsdienst meldet keinerlei Unregelmäßigkeiten. Selbst ihr Liebhaber Tom, der gerade die Abendschicht übernommen hat, begegnet der aufgelösten Marie mit professioneller Skepsis. Kein Wunder, dass sie in der Nacht von Alpträumen und dunklen Visionen geplagt wird.
Gegenüber ihrem Mann Alexander glaubt Marie im hektischen Bankalltag mittlerweile selbst, dass sie nur Gespenster gesehen hat. Bis sie auf eine mysteriöse Handtasche stößt, die sie veranlasst, der Sache auf eigene Faust nachzugehen. Ein Notizzettel führt Marie in ein Künstleratelier, wo ein eigentümliches Porträt ihre Aufmerksamkeit erregt. Sie sucht nach Erklärungen und gerät dabei immer tiefer in einen Strudel ihrer nächtlichen Träume. Alexander und Tom versuchen - jeder auf seine Art - die verwirrte Marie zu besänftigen. Doch die Schatten der Vergangenheit rücken immer näher.
Der Schlüssel des Falles scheint in Maries Familie zu liegen. „Die Wahrheit ist, dass ich dich immer schützen werde. Das habe ich deinem Vater versprochen“, beschwört Alexander seine Frau. Die Widersprüche, in die er sich zunehmend verstrickt, kann er jedoch nicht ausräumen. Und auch aus Toms Vorleben kommen unliebsame Wahrheiten ans Licht. Als Marie schließlich ein heruntergekommenes, leer stehendes Haus entdeckt, wähnt sie sich im Zentrum ihrer Alpträume. Wenn sie sich nur erinnern könnte, was hier damals passierte...
DarstellerRike Schmid («Der Fürst und das Mädchen», «Die Sitte») ist Marie Aldenhoven
Herbert Knaup («Das Leben der Anderen», «Elementarteilchen») ist Alexander Kant
Benjamin Sadler («Contergan», «Krieg und Frieden») ist Tom Schreiber
Marc Zwinz («Knallhart», «GSG 9») ist Manni Kaunitz
Joachim Kappl («Das Wunder von Bern»)ist Inspektor Klaus Wieland
Jale Arikan («Ein starkes Team»)ist Ira
u.a.
KritikRegisseur Markus Rosenmüller ist mit dem TV-Psychodrama «Augenzeugin» aus der ZDF-Reihe «Fernsehfilm der Woche» ein ziemlich großer Wurf gelungen. Mit raffinierten erzählerischen und filmtechnischen Mitteln fängt er eine packende und bis zum letzten Moment spannende Geschichte um ein lang verschwiegenes Familiengeheimnis ein.
Ein ganz großes Lob gebührt in diesem Zusammenhang den Schauspielern. Allein Rike Schmid verleiht ihrer mit Rätseln und psychischen Belastungen versehenen Hauptfigur der Marie Aldenhoven eine unglaubliche Tiefe und Überzeugungskraft, womit ihr auch die meisten Lorbeeren zustehen. Aber auch Benjamin Sadler kann als geheimnisvoller Tom den nächsten Besetzungscoup nach seinen Rollen in «Contergan» und «Krieg und Frieden» feiern.
Erfreulich fällt zudem auf, dass, abgesehen von Herbert Knaup, endlich einmal auf weniger bekannte und im TV eher unterrepräsentierte Gesichter gesetzt wurde. Damit beweist das ZDF, das wir in Deutschland durchaus auch Potenzial abseits von Ferch, Ferres und Co. besitzen. Es geht doch.
Das Drehbuch und die Kameraarbeit sowie die kühle und elegante Ausstattung des Films sind ebenfalls auf einem sehr hohen Niveau anzusiedeln und ergänzen die schon oben erwähnten Vorzüge perfekt.
Wer also auf abwechslungsreiche und raffiniert inszenierte Filme Wert legt und sich spannend unterhalten lassen möchte, sollte sich «Augenzeugin» auf keinen Fall entgehen lassen.
Das ZDF zeigt den Film «Augenzeugin» am 25. Februar 2008 um 20.15 Uhr als Fernsehfilm der Woche.