Am Sonntag werden in Los Angeles die Oscars verliehen. Quotenmeter.de begleitet die Veranstaltung erneut mit einem großem Special und stellt zunächst die Frage: Welchen kulturellen Wert haben die Statuen überhaupt. Fabian Riedner und Manuel Weis diskutieren.
Von Fabian Riedner:
Bereits seit 80 Jahren verleiht die Academy of Motion Pictures Arts and Sciences den Academy Award, den Preis für herausragende Filme und Schauspieler in mittlerweile 24 Kategorien. In Hollywood und der westlichen Gesellschaft gilt die Auszeichnung als höchste Ehrung, kein anderer Preis wie der Golden Globe oder die Filmfestspiele von Cannes kommen nur ansatzweise an die Bedeutung heran. Wer einen Oscar mit nach Hause nehmen darf, der hat es geschafft und wird auch in kommenden Produktionen auf jeden Fall zu sehen sein.
Oftmals kommt die Kritik auf, dass die Mitglieder der Academy parteiisch seien und die Gewinner schon vorher feststehen. Aber das Prinzip der wählenden Mitglieder hat sich seither bewährt, sodass auch andere Preisverleihungen diesem Beispiel folgen. Vor wenigen Jahren wurde beispielsweise der Deutsche Filmpreis völlig modernisiert und eine Deutsche Filmakademie eingeführt, die seither das Academy-Prinzip mit einer demokratischen Wahl anwendet. Denn vorher bestimmten nur wenige Menschen die Gewinner – so wird es heutzutage noch beim Deutschen Fernsehpreis fabriziert.
Bis auf wenige Ausnahmen werden bei den Academy Awards nur Filme ausgezeichnet, die kulturell wertvoll sind und die Kinogänger und Fernsehzuschauer zum Nachdenken anregen sollen. Reine Spaßfilme haben bei der Oscar-Verleihung keine Chance, denn man möchte eine Botschaft auf den Weg bringen. So zeigt die Komödie «Juno» auf, wie ein junges Mädchen schwanger wird und letztendlich entscheidet, ihr Kind zu behalten. Statt «The Simpsons Movie» nominierte man die Pixar-Produktion «Ratatouille», bei der eine Maus ihren größten Traum erreicht. Die anderen beiden potenziellen Gewinner sind weitgehend unbekannt, haben den Oscar aber ebenfalls verdient.
Mit Sicherheit haben die Academy Awards auch Fehler, doch diese basieren auf einem demokratischen System, bei dem die Mitglieder ihre Gewinner selbst bestimmen können. Schon oft gab es Jahrgänge, bei denen mehrere fantastische Produktionen gegeneinander antraten und einer leer ausging. Genauso ging es Preisverleihungen bei denen qualitativ schwache Filme den Preis für den besten Film einheimsen, weil sie zwar nur Durchschnitt sind, aber von den Mitgliedern gemocht werden.
Von Manuel Weis:
Was ist eigentlich kulturell wertvoll? Darüber kann man sicherlich streiten. Ist es denn wirklich für eine Kultur - also für eine Vielzahl von Menschen - wertvoll, einer animierten Maus bei Großstadtabenteuern zuzusehen, die so - oder so ähnlich - schon in dutzenden anderen Filmen erzählt wurden? Es ist ein Trugschluss, wenn man behauptet, dass die Academy of Motion Pictures Arts and Sciences bei der Auswahl der Filme wirklich nur auf kulturelle Dinge achtet.
Denn natürlich ist auch der Erfolg des Films entscheidend. Oder kennen Sie eine Produktion, die zum Film des Jahres gekürt wurde, die aber niemand kennt, weil sie nur in einem kleinen Kino in einer Provinz in Chicago gezeigt wurde? Möglicherweise lief dort im vergangenen Jahr wirklich der beste Film des Jahres - nur kennen ihn halt viele Menschen nicht.
An der Verleihung an sich ist eigentlich nichts auszusetzen. Der Mensch ist ein Wettbewerbs-Tier, er will sich mit anderen messen, er will besser sein als die um ihn herum. Dieser Grundgedanke liegt den Oscars natürlich zu Grunde. Dass sich die Gala aber zu einem derartigen Mega-Event entwickelt hat, ist durchaus grenzwertig.
Vielleicht sollten sich die Macher in den kommenden Jahren wieder etwas mehr auf das Wesentliche konzentrieren: Die Auszeichnung wirklich guter Filme. Ein Schaulaufen von Prominenten, möglichst gute Gags und Reden während der Verleihung - das alles ist nur Beiwerk. Und so sollte es auch herüberkommen.
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