Senderchef Jochen Starke machte in einem Interview deutlich, das britische Gebühren-Modell zu bevorzogen. Zudem sprach er über die umstrittene Werbe-Vermarkung.
Schon wieder sorgt RTL II für Schlagzeilen: Der Münchener Privatsender hätte gerne einen Teil der Gebührengelder. "Wir würden eine ARD und ein ZDF ohne Werbung begrüßen. Doch ehrlich gesagt, fände ich das britische Modell noch viel besser", sagte RTL II-Chef Jochen Starke in einem Interview mit dem "Handelsblatt".
Starke greift damit eine Dikussion neu auf, die bereits vor wenigen Wochen schon einmal geführt worden war. Das britische System sieht vor, dass auch Privatsender Geld aus dem Topf der Rundfunkgebühren erhalten. "Die Lösung in Großbritannien finde ich gerecht. Das ist ein Modell für Deutschland", so Starke. "Die Schere zwischen Öffentlichen-Rechtlichen und Privaten geht immer weiter auf. Angesichts der schwierigen Konjunktur wird sich das Ungleichgewicht verstärken. Das bringt die privaten Sender im Hinblick auf Programmeinkauf und Produktion weiter in die Defensive."
Erst zu Beginn der Woche hatte RTL II für Aufsehen gesorgt, als bekannt wurde, dass man RTL und ProSiebenSat.1 wegen deren illegalen Werberabattsystems auf mehr als 60 Millionen Euro Schadenersatz verklagen wolle. "Hierbei geht es nicht um die Frage, ob ich das für eine gute Idee halte", so Starke im "Handelsblatt"-Interview. "Das Kartellamt hat festgestellt, dass die Rabattsysteme der beiden großen Vermarkter kartellrechtswidrig waren. Laut dem Amt seien die kleineren Vermarkter vom Markt verdrängt worden. Insofern bin ich natürlich als Geschäftsführer dazu verpflichtet zu prüfen, ob die Gesellschaft geschädigt wurde."
Dass RTL II durch die Tochterfirma El Cartel Media seit nunmehr vier Jahren die Werbezeiten selbst verkauft, habe sich bewährt. "Wir sind derzeit gut unterwegs", sagte Starke. "Wir nehmen sehr deutlich wahr, dass die Kunden mit den neuen Werbezeitenmodellen verunsichert sind. Sie werden vom Markt nicht wie gewünscht angenommen. Bei RTL II fahren wir hingegen ein klassisches Vermarktungsmodell. Das kommt an." Für die Zukunft kündigte er an, auch andere Sender ins Boot zu nehmen. Derzeit befinde man sich in Gesprächen.
13.02.2008 10:09 Uhr
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Alexander Krei
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Quelle: Handelsblatt