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Die Kritiker: «Die Anwälte»

Story



Die Hamburger Anwaltskanzlei "Blum-Franzen-Britten" steht vor dem Neuanfang. Nach dem Tod eines Partners stellt Lothar Franzen seinen Partnern den Top-Anwalt Thomas Welka vor. Doch der ehrgeizige Welka stößt nicht bei allen Kollegen auf Wohlwollen. Vor allem bei der ehrgeizigen Strafrechtlerin Dilek Genc hält sich die Begeisterung in Grenzen, da der Neue ihr an die Seite gestellt wird. Dilek und Welka müssen Herbert Jahn verteidigen, der seine Ehefrau scheinbar reuelos erschlagen hat.



Die couragierte Familienanwältin Marita Blum versucht in der Zwischenzeit, die Schadensersatzansprüche einer jungen Mutter durchzusetzen, die trotz Sterilisation schwanger wurde und nun von der Klinik die Betreuungskosten für ihr Baby fordert. Marita geht bei dem Fall an die Grenzen ihrer eigenen Belastung, da erst kürzlich ihr eigenes Kind bei einem Unfall starb.



Der smarte Zivil- und Strafrechtler Sebastian Britten hat es derweil mit einer alten Dame zu tun, die zusammen mit ihrem geliebten Hund beerdigt werden will. Ein unmögliches Anliegen angesichts der deutschen Friedhofsverordnung. Doch für Sebastian wird der schrullige Wunsch zum letzten Willen…



Darsteller

Kai Wiesinger («Hunger») ist Sebastian Britten

Julia Bremermann («Die Durchreise») ist Marita Blum

Alexander Held ist Lothar Franzen

Johann von Bülow ist Thomas Welka



Kritik

Der Titel der neuen RTL-Serie «Die Anwälte» ist wirklich gut gewählt. Er sagt nicht nur klar aus, um was es in der neuen Serie geht, sondern er beschreibt die achtteilige Serie zugleich sehr gut. Denn «Die Anwälte» ist eine klassische Anwaltsserie - nicht mehr und nicht weniger. Heißt also: All das, was den besonderen Charme von «Shark», «Boston Legal» - oder aus heimischem Lande «Edel & Starck» - ausmachte, fehlt.



Stattdessen bekommt der Zuschauer den Kanzleialltag einiger Hamburger Juristen zu sehen. Besonders ernüchternd ist das Ergebnis der Pilotepisode, in der die Macher bemüht waren, die Figuren einzuführen und zugleich einige Probleme der Protagonisten anzuschneiden. Ob die Themenwahl jedoch wirklich gelungen ist, bleibt abzuwarten. Offenbar in keiner deutschen Serie fehlen darf „der neue Kollege“, der die Sitten und Bräuche am Ort der Handlung genauso neu kennen lernt wie der Zuschauer. Weil dies sowohl in «GSG 9» als auch in «R.I.S.» bereits behandelt wurde, dürfte der Otto-Normal-Verbraucher so langsam ein gewisses Gefühl von Langeweile verspüren, wenn ihm näher gebracht wird, warum Anwalt Thomas Welka von München nach Hamburg wechselte.



Ebenfalls möglicherweise nicht perfekt gewählt ist die Privatgeschichte von Marita Blum, die recht überzeugend von Julia Bremermann verkörpert wird. Sie soll in ihrem Fall dafür sorgen, dass eine junge Mutter Schmerzensgeld bekommt, weil sie trotz Sterilisation ein Kind bekam. Damit gerät sie jedoch an ihre eigenen Grenzen, schließlich starb ihr eigenes Kind erst kürzlich bei einem tragischen Unfall. Tränen und Kummer sind demnach also vorprogrammiert. Allgemein wirken die Hauptdarsteller im Pilotfilm recht schwermütig. Als Zuschauer darf man sich fragen? Warum? Macht der Alltag als Anwalt so wenig Spaß? Jeglicher Spaß, den man aus «Boston Legal» gewohnt ist, die Bissigkeit von «Shark» oder der Humor aus «Edel & Starck» fehlt im Pilotfilm.



Einzig der Hauptfall kann thematisch überzeugen - wenngleich der Ausgang der Verhandlung am Ende keine wirkliche Überraschung ist. Der schwache Pilotfilm könnte so zum Stolperstein der neuen RTL-Serie werden. Denn die Episoden zwei und drei wissen durchaus zu überzeugen. Die Macher sind an sie wohl mit einem leicht veränderten Ansatz herangegangen. Die Fälle sind - wie auch schon in der ersten Folge - außergewöhnlich, aber eben nicht bierernst. Das tut der Serie gut. Sollte sich die Qualität in diese Richtung weiterbewegen, dann ist möglicherweise noch nicht alles verloren. Bereits in der zweiten Episode ist es möglich, das ein oder andere Mal doch deutlich zu schmunzeln. Wieso die Macher sich erst so spät in diese Richtung bewegten ist eine berechtigte Frage, die sich der mehrfach ausgezeichnete Autor Marc Terjung gefallen lassen muss.



Etwas enttäuschend agiert Kai Wiesinger, der von RTL als der Hauptdarsteller der Serie schlechthin dargestellt wurde - schließlich ist es dessen erste Serienhauptrolle überhaupt. Dafür tritt er aber zu wenig in Erscheinung - das Besondere, das was einen «House» oder Horatio Caine ausmacht, fehlt ihm in seiner Figur allerdings.



Da ist der Produktion möglicherweise kein Vorwurf zu machen. Gedreht wurde vor über eineinhalb Jahren - gesendet werden sollte die Serie eigentlich schon im Frühjahr 2007. Wegen der Quotenschwäche deutscher Serien verschob man den Start damals allerdings. Rein von den technischen Mitteln - wie Bildschnitt, Musik, Beleuchtung - ist es der Serie aber nicht anzusehen, dass sie eben schon ein paar Monate mehr auf dem Buckel hat wie vergleichbare Serien aus Deutschland, die kürzlich floppten.



«Die Anwälte» bietet solide Fernsehunterhaltung und natürlich Abwechslung zum Krimialltag in der Bundesrepublik. Dass die Serie die deutsche Fiction aus der Krise holen wird, ist jedoch nicht anzunehmen. Auch wenn sich die Qualität innerhalb der ersten acht Folgen deutlich verbessert.



RTL zeigt die erste Staffel von «Die Anwälte» (acht Folgen) ab Donnerstag, den 17. Januar 2008, um 21.15 Uhr.
15.01.2008 11:05 Uhr Kurz-URL: qmde.de/24677
Manuel Weis

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Die Anwälte

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