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Die Kritiker: «Krieg und Frieden»

Story
Moskau 1805: Im Hause der Familie Rostow wird ein Fest gefeiert. Unter den Gästen sind Marja Dmitrijewna und ihr Schützling Pierre, der von seinen Studien in Paris zurückgekehrte uneheliche Sohn des todkranken Grafen Besuchow. Auf dem Fest begegnet die junge und strahlende Natascha Rostowa Prinz Andrej Bolkonski. Sie verliebt sich in ihn, doch sie weiß, dass Andrej unerreichbar ist: Er ist verheiratet mit Lise.

Auch Nataschas Cousine Sonja ist verliebt, und zwar in Nataschas Bruder Nicolai. Obgleich sie von den Rostows geliebt wird, hat sie als mittellose junge Frau keine Aussicht, Nicolais Frau zu werden. Fürst Kuragin, der Verwalter des Grafen Besuchow, ist begierig, dessen Erbe an sich zu reißen. Gerade noch rechtzeitig treffen Marja Dmitrijewna und Pierre am Sterbebett des Grafen ein, der Pierre sein Testament und einen Brief an den Zaren übergibt, in dem er Pierre als legitimen Sohn anerkennt.

Unterdessen ist Russland auf Seiten Österreichs in den Krieg gegen Napoleon eingetreten. Um der geistigen Leere zu entkommen, hofft Andrej als Adjutant des Generals Kutusow auf militärischen Ruhm und Anerkennung. Sein Abschied von seiner schwangeren Frau Lise fällt kühl aus, die Eheleute haben sich entfremdet. Lise bleibt auf dem Landsitz seines Vaters zurück, wo der alte Fürst Bolkonski ein strenges Regiment führt, unter dem auch seine Tochter Marjazu leiden hat.

Pierre kann seinen plötzlichen Reichtum kaum fassen und belässt Fürst Kuragin im Amt des Verwalters. Kuragins Tochter Hélène bemüht sich, Pierre zu verführen. Mit Hilfe ihres Vaters überzeugt sie den naiven Pierre von einer Heirat. Bald erkennt Pierre jedoch, dass die Ehe mit Hélène ein Fehler war. Nicolai Rostow schließt sich mit großem Enthusiasmus der Armee an. Doch Nicolais Hoffnungen auf baldigen Schlachtenruhm werden zerstört: General Kutusow befiehlt den Rückzug vor den anrückenden Franzosen. Dennoch erhält Nicolai Gelegenheit, sich zu bewähren. Er gehört der Nachhut an, die eine Brücke sprengen soll.

Er wird verwundet und in letzter Minute von Denissow gerettet. Nicolai stellt seinen Lebensretter seiner Familie vor. Denissow versteht die Dankbarkeit der unbekümmerten Natascha falsch und macht ihr einen Antrag, den ihre Mutter, die Gräfin Rostowa, zurückweist. Dennoch bleibt Denissow ein Freund der Familie. Die russischen und österreichischen Truppen unterliegen Napoleon in der Schlacht von Austerlitz.

Darsteller
Alexander Beyer («Goodbye Lenin!») ist Pierre Bezukhov
Clémence Poésy («Harry Potter und der Feuerkelch») ist Natasha Rostova
Alessio Boni («Eiskalt») ist Andrej Bolkonsky
Malcolm McDowell («Heroes») ist Fürst Bolkonski
Hannelore Elsner («Die Kommissarin») ist Gräfin Rostowa
Andrea Giordana («Einladung zum Mord») ist Graf Rostow
Valentina Cervi («Der Venedig Code») ist Marja
Brenda Blethyn («Abbitte») ist Marja Dmitrijewna
Ken Duken («Nachtschicht») ist Anatol
Benjamin Sadler («Contergan») ist Dolochow

Kritik
Das Fernsehen ist sicherlich einer der stärksten Geschichtenerzähler unserer Zeit. Mit der Neuverfilmung des Klassikers «Krieg und Frieden», an dem sich unter der Federführung von ZDF und RAI sieben europäische Länder beteiligten, war zum ersten Mal mit TV Channel Russia auch ein russischer Partner als Koproduzent. Seit «Napoleon» aus dem Jahr 2003 gab es keine vergleichbare europäische Koproduktion dieser Größenordnung. Doch die Produktion war vor allem eins: Teuer. Ganze 26 Millionen Euro kostete die Entstehung des aufwändigen Vierteilers, den das ZDF nun zeigt.

Doch hält der Film auch das, was er verspricht? Sicherlich – vorausgesetzt, der Zuschauer interessiert sich für Liebesfilme. Vor allem im doch sehr überladenen ersten Teil muss das Publikum aufgrund zahlreicher Liebesszenen und Gefühlsausbrüche häufig den Atem anhalten. Nicht ausgeschlossen, dass es dem einen oder anderen ein wenig zu viel des Guten wird. Groß ist die Gefahr, in den Kitsch-Bereich zu verfallen und genau das ist ganz offensichtlich an so mancher Stelle geschehen.

Aber wahrscheinlich muss man als Zuschauer solcher Kostümfilme schon im Vorfeld mit einem Übermaß an Romantik rechnen – ein bessere Dosierung wäre allerdings durchaus wünschenswert gewesen. So kann recht schnell ein gewisser Nerv-Faktor eintreten. Da diese Verfilmung von «Krieg und Frieden» aber ganz offensichtlich vor allem das weibliche Publikum mit einem Hang zu Gefühlen ansprechen soll, ist es nicht unwahrscheinlich, dass trotz allem der Nerv vieler Zuschauer getroffen wird.

Wer sich für den geschichtlichen Part interessiert, kommt allerdings auch nicht zu kurz. Im Laufe der vier Teile erhält man einen guten Einblick in die Zeit von vor 200 Jahren – vorausgesetzt, man schafft es, sich voll und ganz auf die Handlung einzulassen. Die Darstellung der großen Schlachten von Austerlitz und Borodino wirken wahrhaft imposant, was nicht zuletzt an den tausenden Statisten liegt, die die beiden verheerenden Niederlagen der russischen Armee nachstellten. In genau diesen Szenen wirkt die Verfilmung am realsten.

Positiv anzumerken sind jedoch auch die weiteren Schauplätze. Gedreht wurde «Krieg und Frieden» nämlich etwa im großen Ballsaal des Puschkin-Palastes und an weiteren geschichtsträchtigen Stellen St. Petersburgs. Selbst das brennende Moskau wurde in Petersburg nachgestellt, was jedoch kein Nachteil sein soll.

Die jeweiligen Stimmungen werden in «Krieg und Frieden» übrigens von fantastischer Musik ausgedrückt. Geschrieben wurde sie von Jan A. P. Kaczmarek, der bereits einen Oscar für die Filmmusik von «Finding Neverland» erhielt. Auch hier lieferte Kaczmarek eine tadellose Arbeit ab – dank der guten Musik können einige doch sehr kitschig gewordene Szenen recht gut ertragen werden.

Wer sich also gut auf eine Vielzahl an Emotionen – von grenzenloser Liebe bis hin zu abgrundtiefem Hass – einlassen kann, sollte dem Film eine Chance geben und sich von «Krieg und Frieden» verzaubern lassen.

Das ZDF zeigt den ersten Teil von «Krieg und Frieden» am Sonntag, den 06. Januar 2007 um 20:15 Uhr. Die weiteren drei Teile werden am 09., 13. und 16. Januar ausgestrahlt.
04.01.2008 09:53 Uhr Kurz-URL: qmde.de/24447
Alexander Krei

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Tags

Krieg und Frieden

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