Am Donnerstag startete RTL ein neues Format, das sich stark nach «We are Family!» (ProSieben) anhört. Fabian Riedner sah die erste Folge.
Vor einigen Jahren feierte RTL mit seinen Richter-Shows große Erfolge, doch die Marktanteile begannen zu bröckeln. Aus diesem Grund versucht der Sender nun einen neuen Nachmittag aus Help- und Doku-Shows zu etablieren. Jedoch kam bislang keines der neuen Formate auf den grünen Nenner – und genau deshalb versuchen es die Kölner nun also mit «Hallo Familie!».
Nach dem Sendungstitel und der Inhaltsbeschreibung klingt die neue Eigenproduktion nach dem ProSieben-Format «We are Family». Gleich zu Beginn wird deutlich, dass die Familie Hertling auf der Suche nach einem neuen Kindermädchen ist. Denn das bisherige Au-Pair-Mädchen schmiss kurzerhand den Job und eine ominöse 19-Jährige hielt in den ersten zehn Minuten die Familie auf Trab. Nach dem ersten Drehtag verabschiedete sich das Kamerateam von der in Bensheim ansässigen Familie und kehrte nach zwei Wochen wieder zurück. Das bisherige neue Kindermädchen sei abgehauen, erklärte Mutter Silke. Die 39-Jährige machte den Zuschauern auch deutlich, warum sie eine Betreuerin für die Kinder braucht. Der Zuschauer langt sich an den Kopf, wenn er hört, dass sie statt Kinder zu hüten, lieber ihre Nägel behandeln lassen möchte.
Das neue Kindermädchen namens Dobrenska kommt aus Bulgarien und entspricht der Wunschvorstellung der Hertlings. Jedoch dreht sich die neue Dokumentations-Serie «Hallo Familie!» viel zu sehr um die Suche nach einem Au-Pair-Mädchen und die eigentlich wichtigen Dinge werden kaum behandelt: Wie lebt die Familie? Welche Freunde haben sie? Wie sieht das Umfeld aus? Welche Berufe üben die Eltern aus?
Stattdessen setzt die Produktionsfirma lieber ellenlang auf die Dokumentation des Einkaufbummels und des Abendessens mit Geschäftspartnern. Ob der Sohn Joshua nun fragt, warum der Kamin im Restaurant nicht an ist, spielt keine Rolle. Stattdessen hätte die Frage beantwortet sollen, warum der 6-Jährige erst im kommenden Jahr eingeschult wird.
Alles in allem kann sich die Produktion von Mediakontor nicht mit «We are Family!» messen. Das ProSieben-Format, das bereits über sechshundert Folgen auf den Buckel hat, beweist immer wieder, wie alltägliche Haushalte spannend erzählt werden. Eine reiche Familie, die in der Nähe von Frankfurt residiert, haut niemanden vom Hocker. Zudem beschränkte sich die erste Folge von «Hallo Familie!» zu sehr auf die Suche nach einem neuen Kindermädchen. Von RTL, das mit «Die Super Nanny» und «Raus aus den Schulden» zwei Top-Sendungen im Programm hat, hätte man mehr erwarten können.